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Elfenzorn

Elfenzorn

Titel: Elfenzorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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Ungeheuers schien das gesamte Gebäude in seinen Grundfesten zu erschüttern.
    Sie verschwendete keinen Sekundenbruchteil darauf, auch nur einen Blick über die Schulter zurückzuwerfen und vielleicht etwas zu sehen, was sie gar nicht sehen wollte, sondern rannte nur noch schneller, schlug blindlings Haken nach links und rechts und stürmte in den Raum, in dem sie mit dem Alkalden gesprochen hatte, der jetzt in Gestalt eines größenwahnsinnig gewordenen Vogel Strauß hinter ihr herjagte. Ein gewaltiges Splittern und Bersten erscholl, als das Monster hinter ihr geradewegs durch den Tisch pflügte, ohne wesentlich langsamer zu werden.
    Nicht wesentlich, aber ein bisschen eben doch, und wahrscheinlich hätte dieses bisschen sogar ausgereicht, wäre der Tisch nicht wie unter einem Hammerschlag der Götter zerborsten, und hätte sie nicht eines der herumspritzenden Trümmerstücke mit boshafter Zielsicherheit direkt in die linke Kniekehle getroffen.
    Statt ins angrenzende Schlafzimmer zu stürmen und die Nische mit ihren Waffen zu erreichen, stolperte sie immerhin noch zwei Schritte weiter und überschlug sich dann zwei-, drei-, viermal hintereinander. Sie hätte es vermutlich auch noch öfter getan, hätte das Bett ihrer Schlitterpartie nicht ein ziemlich abruptes Ende bereitet. Zur Abwechslung explodierte gelber statt roter Schmerz in einer gleißenden Lohe vor ihren Augen und verwandelte die Welt in einen Wirbelsturm aus monochromem Wahnsinn, und dicht neben ihrem Gesicht zerriss etwas mit einem Laut wie Seide, durch die ein Messer fuhr; oder gleich drei, um genau zu sein.
    Pia rappelte sich hoch, kassierte einen Stoß in den Rücken, stolperte haltlos gegen die Wand und gewann noch eine oder zwei kostbare Sekunden, in denen sich der Riesenvogel damit amüsierte, das Bett genüsslich in Stücke zu reißen. Auch er war nicht mehr ganz unversehrt. Ein abgebrochenes Tischbein ragte wie ein plumper, kurzer Speer aus seinem muskulösen Oberschenkel, der fast so dick war wie der Körper eines normal gewachsenen Mannes, und das Blut sprudelte nur so, aber das alles stachelte seine Wut nur noch weiter an. Mittlerweile kreischte er so laut, dass es nicht nur in den Ohren, sondern auch in den Zähnen wehtat.
    Endlich erreichte sie die Nische, in der sie vorhin ihre Stiefel und den schweren Revolver gesehen hatte. In ihrer Aufregung stieß sie einen der Stiefel um, und er fiel von dem schmalen Sims und riss den Elfendolch mit sich, der mit einem Geräusch wie Glas zu Boden fiel, aber endlich bekam sie die Magnum zu fassen, ergriff sie mit beiden Händen und wirbelte beinahe schon panisch herum, die Waffe an den ausgestreckten Armen haltend.
    Der Riesenvogel war damit fertig, das Bett zu zerfetzen, und hielt nach etwas anderem Ausschau, das er kaputt machen konnte, vorzugsweise etwas, das blutete und schrie. Er fuhr im gleichen Moment herum wie sie, stieß ein schrilles Pfeifen aus und richtete sich mit einem Ruck zu seiner vollen Größe von gut zweieinhalb Metern auf. Vielleicht etwas zu heftig, denn sein Schädel knallte mit solcher Wucht gegen die steinerne Decke, dass er wankte.
    »Halt still, verdammt noch mal!«, fauchte sie, kniff das linke Auge zu und zielte. Der Riesenvogel quiekte, hielt tatsächlich still und klappte den gewaltigen Schnabel auf, um ihr den Kopf abzubeißen.
    In der Enge des Raumes hörte sich der Schuss an wie die Explosion einer taktischen Kernwaffe, und zumindest was das Ungeheuer anging, war die Wirkung auch durchaus vergleichbar.
    Sein Kopf explodierte, verteilte Fleisch-, und Knochenfetzen und Blut und versengte Federn in einer gewaltigen Wolke gleichmäßig auf Decke, Wände und Fußboden (und Pia), und für einen unendlichen Augenblick stand die groteske Kreatur noch stocksteif da. Dann kippte sie genau so stocksteif zur Seite und schlug mit einem Krachen auf dem Boden auf, der das gesamte Gebäude zum Erzittern zu bringen schien.
    Zitternd und mit einem Seufzer unendlicher Erleichterung ließ Pia die Waffe sinken, drehte sich halb herum und sah aus weniger als anderthalb Metern Abstand ins Gesicht des zweiten Straußmutanten, der den Kopf durch die Tür hereinsteckte und sich neugierig umsah. Blut tropfte von seinem gewaltigen Schnabel, und nicht nur sein Federkleid war jetzt zerfetzt. Die Lanzen der Schattenelben hatten ihm mindestens ein Dutzend tiefer Wunden zugefügt, aus denen das Blut in Strömen floss. Pia bezweifelte, dass selbst ein so kolossales Wesen diese schweren Verletzungen

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