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Elfenzorn

Elfenzorn

Titel: Elfenzorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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überstehen würde.
    Zeit, das arme Tier von seinen Leiden zu erlösen.
    Pia hob die Waffe mit beiden Händen, zielte auf eine Stelleungefähr fünf Zentimeter über seinem Schnabel und drückte ab. Der Hammer schlug mit einem boshaft hohlen Klicken auf die leere Kammer des riesigen Trommelrevolvers.
    »Oh«, murmelte Pia.
    Der Vogel piepste, legte fragend den Kopf zuerst auf die eine, dann auf die andere Seite, und Pia drückte noch einmal ab und wurde mit einem weiteren gehässigen Klicken belohnt.
    Und noch einmal und noch einmal und noch einmal und noch einmal und noch einmal. Insgesamt zog sie den Abzug des sechsschüssigen Revolvers siebenmal durch, bevor sie sich selbst eingestand, dass die Magnum leergeschossen war.
    Der Riesenvogel trällerte, reckte den Hals noch weiter und stupste den Lauf der verchromten Monsterpistole spielerisch mit dem Schnabel an. Pia tat das Einzige (und Dümmste), was ihr einfiel: Sie drehte die Waffe herum und hämmerte dem Vieh den Griff mit solcher Gewalt gegen die Schläfe, dass die Griffstücke aus falschem Perlmutt zerbarsten.
    Der Vogel blinzelte, schüttelte den Kopf und sah sie einen Moment lang beinahe vorwurfsvoll an.
    Dann sprang er.
    Was Pia das Leben rettete, war die Tatsache, dass das Monster – warum auch immer – auf die Idee kam, zugleich die Flügel zu spreizen; und so lächerlich klein sie auch im Vergleich zu seinem Körper waren, reichten sie aus, um ihn wie einen Korken in einem zu engem Flaschenhals in der Tür stecken bleiben zu lassen.
    Der Anprall seines gewaltigen Schnabels allein reichte aus, um Pia zurück- und über den Kadaver des zweiten Riesenvogels stolpern zu lassen, wo sie mit hilflos rudernden Armen auf den Rücken fiel.
    Das Ungeheuer brüllte vor Wut, spreizte dämlicherweise die Flügel noch weiter ab und versuchte den steinernen Türrahmen einzureißen, wozu aber nicht einmal seine gewaltigen Körperkräfte ausreichten. Aber es würde gewiss nicht mehr lange dauern, bis er auf die Idee kam, seine Taktik zu überdenken.
    Pia befreite sich hastig aus dem Gewirr von Federn und zerrissenem Fleisch, kroch auf Ellbogen und Fersen über das zertrümmerte Bett und suchte verzweifelt den Boden ab. Wo war dieser verdammte Elfendolch?
    Als wäre dieser Gedanke ein Stichwort gewesen, legte das gefiederte Monster die Flügel an und zwängte sich durch die Tür. Sein Hals schoss wie eine angreifende Schlange vor, und der Schnabel riss ein paar Pfund Fleisch aus dem Kadaver seines Bruders. Pia krabbelte hastig weiter zurück und begann verzweifelt über den Boden zu tasten.
    Sie fand den Dolch nicht, aber er fand sie: Die diamantene Klinge schnitt mit einem brennenden Schmerz in ihre Hand und ohne die geringste Mühe bis auf den Knochen hinab, und als hätte er ihren Schmerz gespürt, kreischte der Vogel triumphierend und hackte abermals nach ihrem Gesicht.
    Er hätte getroffen, wäre nicht in diesem Moment eine ganz in Schwarz gekleidete Gestalt hinter ihm aufgetaucht, die sich mit einem Brüllen auf ihn warf und seinen Hals mit beiden Armen umschlang, um ihn nach hinten zu reißen.
    Nicht einmal Jesus’ gewaltige Körperkraft reichte aus, um das Ungeheuer zu bändigen, aber immerhin lenkte er den zustoßenden Schnabel so weit ab, dass er nur Steinsplitter aus dem Boden sprengte, statt dasselbe mit ihrem Schädelknochen zu tun.
    Pia ignorierte den pochenden Schmerz in ihrer Hand, tastete weiter nach dem Dolchgriff und bekam ihn zu fassen, aber das schimmernde Gold war so glitschig von ihrem eigenen Blut, dass ihr die Waffe sofort wieder entglitt.
    Jesus keuchte vor Zorn und Angst und verdoppelte seine Anstrengungen, den Hals des Ungeheuers zurückzubiegen. Der Riesenvogel schüttelte nur verärgert den Kopf und vollführte einen grotesken Hüpfer auf der Stelle; ein Anblick, der nur einen Sekundenbruchteil darauf jedwede Komik verlor, als Jesus mit solcher Gewalt unter den Türsturz geschmettert wurde, dass sie seine Rippen knacken hörte. Jesus grunzte vor Schmerz, undplötzlich schoss ihm ein Schwall dunkelroten Blutes aus Mund und Nase. Er gab dennoch nicht auf, sondern riss den Kopf des Monsters nur mit noch verzweifelterer Anstrengung zurück, sodass die Muskeln an seinen nackten Unterarmen wie dicke knotige Stricke durch die Haut traten. Das Ungeheuer pfiff und quietschte vor Wut, vollführte einen zweiten albern aussehenden Hüpfer und schmetterte Jesus noch einmal und mit noch größerer Kraft gegen den Türsturz. Jesus keuchte. Das Blut, das

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