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Elfenzorn

Elfenzorn

Titel: Elfenzorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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fort: »Oder vielleicht doch. Ich weiß es nicht. Aber unser Freund Nandes ist schon vor ein paar Jahren auf dieselbe Idee gekommen, und ich bin ziemlich sicher, er weiß, wie man Schießpulver zusammenmischt und Waffen baut.« Sie schüttelte so heftig den Kopf, dass ihre mittlerweile zu unansehnlichen Strähnen gewordenen Locken flogen. »Es muss etwas mit dem Unterschied zwischen unserer und der richtigen Welt zu tun haben«, sagte sie, wobei Pia nicht ganz klar wurde, welche der beiden Wirklichkeiten, die sie kannten, sie eigentlich mit der richtigen meinte. »Schießpulver funktioniert nicht, genauso wenig wie alles andere. Kein Strom, keine Dampfmaschinen, gar nichts.«
    Pia machte eine Kopfbewegung zu dem leergeschossenen Revolver. »Er hat funktioniert«, erinnerte sie. »Ausgezeichnet sogar.«
    »Das war das Allererste, was der Comandante versucht hat, glaub mir, Liebes«, widersprach Alica. Sie lachte, hart, kurz und humorlos. »Du kannst dir bestimmt denken, wie gerne er seine Schuppenfressen mit modernen Schusswaffen ausgestattet hätte! Eine Armee von Orks, die mit Gewehren ausgerüstet sind, oder noch hässlicheren Spielzeugen!«
    Schon bei der Vorstellung lief Pia ein eisiger Schauer über den Rücken. Sie hatte erlebt, wozu diese Ungeheuer mit bloßen Händen, Speeren und Keulen imstande waren. »Aber?«, fragte sie.
    »Wie gesagt: Es klappt nicht. Ich weiß nicht, ob ich froh darüber sein soll oder nicht. Die eine oder andere moderne Waffe würde uns sicherlich helfen ... aber es bringt auch nichts, darüber zu jammern.« Sie deutete ebenfalls auf den verchromten Revolver. »Hier funktionieren nur die Dinge, die du von der anderen Seite mitbringst. Frag mich nicht, warum.«
    Pia hatte nicht vorgehabt, diese Frage zu stellen oder auch nur irgendeine. Sie bedachte den leergeschossenen Revolver mit dem zerbrochenen Griff mit einem leicht enttäuschten Blick, wollte sich abwenden und fuhr dann ganz leicht zusammen, als Alica nun nach dem Kästchen griff, das sie aus Estebans Schreibtischschublade mitgenommen hatte.
    »Und das?«, fragte sie.
    »Ach, nichts«, antwortete Pia. »Sentimentaler Kram. Nicht der Rede wert.«
    Die einzige noch eindeutigere Aufforderung, doch bitte einen Blick in die Pappschachtel zu werfen, hätte vermutlich darin bestanden, dass sie auf die Knie gefallen wäre und sie darum angefleht hätte; das wurde ihr schon klar, noch bevor sie die Worte auch nur ganz ausgesprochen hatte, aber da war es schon zu spät. Alica hatte schon dazu angesetzt, den Karton in die Nische zurückzulegen, jetzt aber warf sie ihr einen schrägen Blick zu,nickte sehr verständnisvoll und nahm den Deckel ab. Pia hätte ihn ihr um ein Haar aus den Fingern gerissen und konnte sich vielleicht nur aus dem einzigen Grund davon abhalten, weil sie selbst nicht so genau wusste, warum eigentlich. In dem Kästchen war nichts anderes als zwei alte Fotos und ein vermutlich noch sehr viel älterer Ring. Nichts, was ihr unangenehm oder gar peinlich sein musste.
    Alicas sorgsam gezupfte linke Augenbraue rutschte ein Stück weit an ihrer Stirn hinauf, während sie den Inhalt des Kästchens begutachtete. Sie sagte nichts, warf ihr aber einen weiteren und noch schrägeren Blick zu und griff dann mit spitzen Fingern hinein, um die beiden Fotos herauszuholen und wie zwei Spielkarten zwischen Daumen und Zeigefinger aufzufächern.
    »Bist … du das?«, fragte sie erstaunt.
    Pia wusste zwar nicht einmal genau, welches der beiden Bilder sie meinte, nickte aber trotzdem; irgendwie stimmte es ja auf jeden Fall.
    »Und dann ist das hier …« Alica brach mit einem erschrockenen Keuchen ab und riss die Augen auf. »Onkel Esteban?«, murmelte sie. »Aber das …«
    Sie schüttelte ein paarmal und so heftig den Kopf, dass ihre schwarzen Locken flogen, und runzelte jetzt so tief die Stirn, dass es eindeutig komisch aussah; wie ein Kind, das eine Abhandlung über Einsteins Relativitätstheorie betrachtet und seinen Eltern gegenüber so zu tun versucht, als würde es sie verstehen.
    »Ja«, sagte Pia. »Das ist Esteban. Das Foto scheint ziemlich alt zu sein.«
    »Aha«, machte Alica und brachte das Kunststück fertig, die Stirn sogar noch tiefer zu runzeln. Pia meinte regelrecht hören zu können, wie es dahinter arbeitete. »Mindestens zehn Jahre alt, wenn nicht mehr.«
    »Eher fünfzehn«, sagte Pia.
    Alica nickte zustimmend. »Aber wenn dieses Bild wirklich so alt ist«, sagte sie dann, »dann kannst das da unmöglich du

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