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Elfenzorn

Elfenzorn

Titel: Elfenzorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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Sonnenlicht zu schützen, sondern nutzte die Bewegung auch, um unauffällig den Blick zu senken und so die beiden in schwarzes Eisen gehüllten Gestalten nicht ansehen zu müssen, die die Tür bewachten. Ihr Anblick erinnerte sie an gestern und daran, dass zwei ihrer Kameraden gestorben waren, um sie zu beschützen. Sie hatte sich bisher noch nicht einmal bei Eirann bedankt.
    »Wenn man es genau nimmt«, fuhr Alica fort, »dann bist du die Herrscherin hier. Schon vergessen?« Sie beantwortete ihre eigene Frage mit einem Kopfschütteln. »Aber nein. Du wünschst dir ja nichts mehr, als ein ganz normaler Mensch zu sein, nichtwahr? Ich fürchte nur, daraus wird so schnell nichts. Die Leute hier zählen auf dich.«
    Ja, das hatte sie schon einmal gesagt. Mehr als nur ein Mal, wenn sie sich richtig erinnerte. Trotzdem: »Ich bin nicht sicher, ob ich das kann, Alica.«
    »Was?«
    Sie gingen die Treppe hinunter und durchquerten die große Halle. Im ersten Moment erschien sie leer, doch dann spürte Pia, dass sie nicht allein waren, und gewahrte erst danach zwei schwarz gekleidete Schattenelben, die die Treppe bewachten. Zwei weitere hielten sich unweit des Ausgangs auf. Wer immer für ihre Sicherheit verantwortlich war, nahm seine Aufgabe offenbar ernst.
    »Du bist nicht sicher, ob du den Menschen hier Hoffnung geben kannst? Das kommt ein bisschen spät, meinst du nicht?«, fragte Alica, als Pia nicht nur beharrlich schwieg, sondern ihrem Blick auch genauso beharrlich weiter auswich. »Du musst gar nichts tun, wenn es das ist, wovor du Angst hast. Es reicht vollkommen aus, dass du da bist.«
    »Um zuzusehen, wie in meinem Namen ein Krieg geführt wird?«, fragte Pia. Sie erschrak selbst ein wenig darüber, wie scharf ihre Stimme klang, und Alica setzte auch zu einer sichtbar ärgerlichen Entgegnung an. Aber dann wurde ihr Blick weich, und sie seufzte nur tief und ging ein bisschen schneller. Sie antwortete erst, als sie das Gebäude verlassen hatten. Pia hob schon wieder geblendet die Hand über die Augen.
    »Niemand hat dich gezwungen, in den Schwarzen Turm in WeißWald einzudringen, oder? Das soll kein Vorwurf sein, Liebes, aber wenn du –«
    »Was?«, unterbrach sie Pia. »Du meinst, wenn ich nicht die Prinzessin gespielt hätte, dann wäre das alles nicht passiert?« Sie funkelte Alica an. »Sprich dich ruhig aus. Ich kann die Wahrheit vertragen.«
    »Ach?«, erwiderte Alica schnippisch. »Seit wann?«
    Pia holte sichtbar Luft zu einer noch zornigeren Antwort ...und schüttelte dann nur verstört den Kopf, ging noch ein paar Schritte weiter und blieb erst wieder stehen, als ihr klar wurde, dass nicht nur Alica ihr nicht folgte, sondern sie auch schon wieder aus einem Dutzend Augenpaaren angestarrt wurde. Die meisten blickten aus kleinen braun gebrannten Gesichtern und mit einer Mischung aus Ehrfurcht und Neugier zu ihr hoch, aber sie las auch genug Verwirrung und Schrecken in vielen Blicken, um zu begreifen, dass ihre kleine Meinungsverschiedenheit alles andere als unbemerkt geblieben war.
    Pia rief sich in Gedanken zur Ordnung. Es spielte keine Rolle, ob sie Recht hatte oder nicht. Sie hatte vollkommen überreagiert. Seltsam genug, denn das war normalerweise ganz und gar nicht ihre Art.
    Sie gab Alica noch ein paar Augenblicke, um zu schmollen, aber schließlich winkte sie sie zu sich heran und zwang einen angemessen zerknirschten Ausdruck auf ihr Gesicht. »Tut mir leid«, sagte sie. »Ich weiß auch nicht, warum ich das gesagt habe.« Sie streckte Alica die Hand entgegen, aber sie ignorierte sie.
    »Aber ich«, antwortete Alica. »Was erwartest du denn von dir, in deinem Zustand?«, fragte Alica.
    »In meinem Zustand?«
    Alica schnaubte. »Du bist fast von einem Ungeheuer in Stücke gerissen worden, das es gar nicht geben dürfte. Dein bester Freund ist gerade zum zweiten Mal lebensgefährlich verletzt worden, und wenn Gamma Graukeil mit seiner verrückten Theorie recht hat, dann gibt es in dieser Stadt irgendjemanden, der dich lieber tot als lebendig sehen würde. Ich würde sagen, du hast jedes Recht der Welt, ein bisschen reizbar zu sein.«
    »Aber nicht, es an dir auszulassen«, sagte Pia.
    »Da gebe ich dir ausnahmsweise recht«, sagte Alica. »Aber das bleibt unter uns ... wenn du mir versprichst, dass das jetzt nicht zu einer schlechten Angewohnheit wird.«
    Pia lächelte zwar, aber Alicas Worte hinterließen trotzdem einen leisen Missklang in ihr. Sie hatte mit jedem einzelnen Wortrecht (und dazu kam noch

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