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Elfenzorn

Elfenzorn

Titel: Elfenzorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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sein.«
    Pia resignierte. Wenn Alicas Neugier einmal geweckt war, dann gab es sowieso nicht mehr viel, was man dagegen tun konnte; außer sie zu fesseln und zu knebeln. Sie trat hinter Alica, sodass sie über ihre Schulter hinweg auf die Bilder deuten konnte.
    »Doch«, sagte sie, indem sie auf das blonde Kind deutete.
    Alica japste, starrte zuerst sie, dann das Mädchen und dann wieder sie an und schüttelte schließlich den Kopf. »Das ist eine Fotomontage«, sagte sie überzeugt.
    »Und welchen Sinn sollte das haben? Oder das da bin nicht ich«, sagte sie mit einer Geste auf die langhaarige blonde Frau, die ihr so unglaublich ähnlich sah.
    »Quatsch!«, erwiderte Alica überzeugt. »Wer soll es denn sonst …« Sie unterbrach sich mitten im Satz. »Deine Mutter?«
    »Keine Ahnung«, murmelte Pia. Sie fühlte sich immer noch unbehaglich. Aus irgendeinem Grund war es ihr unangenehm, mit Alica über diese Bilder zu reden. Oder mit überhaupt jemandem.
    »Also, wenn diese Bilder wirklich echt sind und das da deine Mutter ist, dann ist das die unglaublichste Ähnlichkeit, die ich jemals gesehen habe. Das bist du! «
    Pia deutete nur ein knappes Nicken an.
    »Dieser alte Schwerenöter«, sagte Alica.
    »Wer?«
    »Esteban.« Alicas Stimme klang fast ein bisschen anerkennend. »Anscheinend hatte er doch das eine oder andere Geheimnis vor mir … und dir, versteht sich.«
    Auch darauf antwortete Pia nicht.
    »Und das hier?« Alica legte zu Pias Erleichterung endlich die Bilder in die Schachtel zurück, nahm aber aus der gleichen Bewegung heraus den schweren Siegelring zwischen Daumen und Zeigefinger, was Pia beinahe noch mehr beunruhigte. »Und das?«
    »Vielleicht irgendein Andenken«, sagte sie. »Oder Estebans Notgroschen. Das Ding sieht ziemlich wertvoll aus.«
    Alica musste nichts sagen. Pia konnte sogar selbst hören, wie wenig überzeugend das klang.
    Immerhin legte sie auch den Ring wieder zurück, beließ es bei einem vielsagenden Schulterzucken und verschloss das Kästchen sogar sorgfältig wieder mit dem brüchigen Einmachgummi, bevor sie es an seinen Platz zurücklegte.
    »Davon hast du mir ja bisher noch gar nichts erzählt«, meinte sie.
    Pia hob betont beiläufig die Schultern. »So wichtig ist es ja schließlich auch nicht.«
    Alicas Blick wurde eher noch skeptischer. »Find ich schon«, antwortete sie. »Aber vielleicht im Moment nicht.«
    Pia erging es ähnlich. Alles, was sie wirklich interessierte, war nach wie vor: »Wie komme ich zu Jesus?«
    »In den Tempel?« Alica wirkte regelrecht erschrocken. »Hast du mir nicht zugehört? Niemand geht dort hinauf, außer Kukulkan und ein paar handverlesenen Dienern.«
    »Dann will ich mit einem von denen sprechen.«
    »Das dürfte schwer werden«, antwortete Alica.
    »Sprechen sie unsere Sprache nicht?«
    »Das weiß ich nicht«, erwiderte Alica. »Sie sprechen eigentlich nie. Ich bin natürlich nicht ganz sicher …« Sie hob die Schultern. »Aber es könnte daran liegen, dass sie keine Zungen mehr haben.«
    »Kukulkan hat ihnen die Zungen herausschneiden lassen?«, fragte Pia entsetzt.
    »Nein«, antwortete Alica. »Das haben sie selbst getan.« Sie nickte bekräftigend, als sie Pias ungläubigen Blick registrierte. »Nur Kukulkan selbst darf zum Orakel und der Großen Schlange sprechen, und deshalb haben sie sich selbst die Zungen abgebissen, um diesen Job zu bekommen. Hier herrschen raue Sitten, Liebes, und die Menschen hier sind wirklich gläubig. Es gibt eine innere Kammer, das Allerheiligste, das das Abbild der Großen Schlange enthält. Es anzuschauen, ist normalen Sterblichen nicht erlaubt, und die beiden einzigen Diener, die es betreten dürfen, um Kukulkan zur Hand zu gehen –«
    »Schon gut«, fiel ihr Pia ins Wort. »So genau wollte ich es gar nicht wissen.«
    »Es gibt hier eine ganze Menge, was du gar nicht wissen willst, Liebes«, seufzte Alica. »Einmal davon abgesehen, dass das Wetter eindeutig besser ist, bin ich nicht sicher, ob wir in WeißWald nicht besser dran waren.«
    Pia betrachtete sie zweifelnd und sehr lange. »In WeißWald haben wir als Bedienung für einen geizigen alten Fettwanst gearbeitet«, erinnerte sie sie.
    »Ja, und die einzigen Vögel, an die ich mich erinnere, lagen gebraten auf meinem Teller und haben nicht versucht, mich aufzufressen«, gab Alica ungerührt zurück. »Außerdem ist Kellnerin nicht der schlechteste Job. Ich hatte schon schlimmere.«
    Pia fragte vorsichtshalber nicht, was genau sie damit meinte, sondern

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