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Elfenzorn

Elfenzorn

Titel: Elfenzorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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aber offenbar so laut, dass er es trotzdem zu hören schien, denn er nickte noch einmal und machte ein betrübtes Gesicht. Vielleicht wollte er in Hörweite der beiden Indios auch nur nicht mehr sagen.
    Zwei weitere Maya erwarteten sie vor dem Haus und schlossen sich ihnen wortlos an, als sie die große Halle durchquerten. Nach der Hitze, die trotz der noch frühen Stunde draußen schon beinahe unerträglich gewesen war, kamen ihr die kühle Luft und die Schatten hier drinnen doppelt angenehm vor. Aber sie musste plötzlich auch wieder daran denken, was sie beim allerersten Mal empfunden hatte, als sie hier hereingekommen war und den gewaltigen schwarzen Steinquader im Zentrum des großen Raumes gesehen hatte; und an Jesus’ Worte von gerade. Sie passierte den schwarzen Opferstein in so großer Entfernung, wie es gerade noch ging, ohne tatsächlich mit der Schulter an der Wand entlangzuschrammen.
    Vor der Treppe mit den dreißig Zentimeter hohen Stufen angekommen, blieb sie stehen und warf einen prüfenden Blick in Jesus’ Gesicht hinauf. »Schaffst du das?«, fragte sie.
    »Mit oder ohne zwei von diesen Gartenzwergen auf jedem Arm?«, schnaubte Jesus verächtlich.
    Pia sparte es sich, zu antworten, bedeutete den beiden Indios jedoch, ihn zu stützen, sollte es sich als notwendig erweisen. Die Tür am oberen Ende der Treppe ging auf, und eine in schwarzes Eisen gehüllte Gestalt kam ihnen entgegen.
    Im ersten Moment dachte sie, es wäre Eirann, der einzige Schattenelb, mit dem sie dann und wann Kontakt hatte, auch wenn er bisher ausschließlich in Alicas Begleitung gekommen war. Dann erkannte sie ihren Irrtum. Es gab noch einen zweiten Elben, dessen Stimme sie schon einmal gehört hatte und den sie sogar namentlich kannte.
    »Farlan?«, fragte sie überrascht.
    Der Elbenkrieger blieb eine Stufe über ihnen stehen – wahrscheinlich wollte er es sich ersparen, trotz seiner Größe zu Jesus hochsehen zu müssen – und verbeugte sich dann so tief, dass Pia beinahe darauf wartete, ihn unter dem Gewicht seiner Rüstung das Gleichgewicht verlieren zu sehen.
    »Erhabene, verzeiht«, sagte er. »Ich weiß, es steht mir nicht zu –«
    »So devot zu sein und mir damit den letzten Nerv zu rauben?« Pia nickte. »Stimmt. Und was wolltest du mir sonst noch sagen?«
    Farlan wirkte genauso irritiert, wie sie gehofft hatte, fing sich aber auch fast sofort wieder. »Selbstverständlich, Erhabene. Verzeiht. Ich wollte Euch bitten, nach der geehrten Alischa zu sehen.«
    »Was ist mit ihr?«, fragte Pia alarmiert. Sie hatte doch vor zehn Minuten erst mit ihr gesprochen.
    »Ich fürchte, sie steht im Begriff, etwas Unbedachtes zu tun«, antwortete Farlan. »Wir sind alle in Sorge um sie, aber niemand vermag sie davon abzubringen.«
    »Und jetzt hat Eirann dich geschickt, damit sie mit Alica redet«, vermutete Jesus.
    Farlan sah ihn nicht einmal an. »Schild Eirann weiß nicht,dass ich hier bin. Und ich glaube auch nicht, dass er damit einverstanden wäre.«
    Und er war trotzdem gekommen?, dachte Pia. Es schien sich wohl um etwas wirklich Wichtiges zu handeln. Sie wandte sich an Jesus.
    »Warum gehst du nicht schon vor?«, fragte sie. »Ich komme nach, sobald ich Alica mal wieder von irgendeiner Dummheit abgehalten habe – was immer es auch ist.«
    »Und dann schrubbst du mir den Rücken?«, fragte Jesus.
    »Aber das mache ich doch gerne, gab Pia lächelnd zurück. »Wenn du auf mich wartest.« So ungefähr fünfundzwanzig Jahre, schätzte sie. Oder auch fünfzig.
    »Bring mich zu Alica, Farlan«, bat sie.

XXI
    F lammenhufs Zähne klappten mit einem Geräusch wie ein Hammerschlag auf Eisen so dicht vor Alicas Fingern zusammen, dass sie eigentlich den Luftzug hätte spüren müssen, und seinen ausschlagenden Vorderhufen entging sie nur um Haaresbreite und vermutlich nur, weil der Pegasus sie gar nicht treffen wollte. Trotzdem brachte sie sich mit einem so erschrockenen Hüpfer in Sicherheit, dass sie auf dem feuchten Stroh das Gleichgewicht verlor und mit wild rudernden Armen kämpfte, um nicht der Länge nach hinzufallen.
    Flammenhuf half der Entwicklung noch ein wenig nach, indem er einen seiner gewaltigen Flügel ausstreckte und ihr damit einen fast spielerischen Klaps zwischen die Schulterblätter versetzte ... spielerisch für seine Verhältnisse, aber Pia hatte gesehen, wozu der Pegasus fähig war. Alica schlug einen halben Salto in der Luft und landete mit einer Mischung aus einem Schrei und einem Japsen auf dem Boden, die

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