Elfenzorn
sich hielt, als wäre es irgendetwas Widerwärtiges. »So ein Ding würde ich mir auch nicht um den Hals legen lassen.«
Alica grub sich selbst umständlich und hustend und nasses Stroh spuckend aus, tat ihr Möglichstes, um sie mit Blicken aufzuspießen, und stemmte sich schließlich umständlich auf die Knie hoch.
»Bei dir würde ich ja auch ein Stachelhalsband benutzen«, maulte sie. »Mit den Stacheln nach innen, versteht sich.« Sie stand ganz auf, fuhr leicht zusammen, als Flammenhuf ein nuneindeutig spöttisch klingendes Schnauben hören ließ, und wich hastig ein paar Schritte zurück.
»Was tust du überhaupt hier?«, fauchte sie. »Solltest du nicht bei Jesus sein und ihm den Rücken schrubben?«
Pia schluckte die Antwort herunter, die ihr auf der Zunge lag. Stattdessen betrachtete sie noch einmal nachdenklich das einfache lederne Geschirr, das an ihrem Zeigefinger baumelte. »Du willst ausreiten?«, fragte sie noch einmal.
»Wenn dieser verdammte Klepper mich lässt«, grollte Alica.
Flammenhuf stampfte unwillig mit den Hinterläufen auf und wandte den Kopf nun endgültig in ihre Richtung, und Alica brachte hastig einen weiteren Schritt zwischen sich und den Pegasus. Pia sah aus den Augenwinkeln, dass Eirann sich unauffällig abwandte, vermutlich, damit Alica sein Gesicht nicht mehr sah, vor allem das spöttische Lächeln, das er nicht mehr ganz von seinen Lippen verbannen konnte. Sie meinte auch ein Geräusch hinter sich zu hören. Sie widerstand der Versuchung, sich umzudrehen. Farlan hatte sie zwar gehorsam hierhergebracht, war aber zurückgefallen, kaum dass sie das Gebäude betreten hatte. Ihm war keine entsprechende Bemerkung entschlüpft, aber Pia war trotzdem relativ sicher, ihm keinen Gefallen zu tun, wenn sie dem Anführer der Schattenelben verriet, wer sie hierhergebracht hatte.
»Das mit dem verdammten Klepper würde ich nicht zu laut sagen«, sagte Pia. »Flammenhuf ist nämlich ein verdammt cleverer Klepper, weißt du?«
Sie ging an Alica vorbei, warf das lederne Geschirr demonstrativ über die Schulter und streckte aus derselben Bewegung heraus die Hand aus und tätschelte den Hals des weißen Hengstes. Flammenhuf schnaubte und begann den Kopf an ihrer Schulter zu reiben, sodass sie im allerersten Moment fast um ihr Gleichgewicht kämpfen musste. Alicas Augen wurden noch schmaler, und Pia rief sich selbst in Gedanken zur Ordnung. Schadenfreude hin oder her, sie sollte den Bogen besser nicht überspannen. Alica war nicht zum Spaß hierhergekommen.
»Was ist hier los?«, fragte sie geradeheraus und in verändertem Ton.
»Frag das doch dieses zu groß geratene Brauereipferd!«, fauchte Alica. »Ich wollte nur –«
Eirann unterbrach sie, indem er ein einzelnes Wort in einer Sprache sagte, die Pia nicht verstand, und Alicas Zorn schien sich nun ganz auf ihn zu fokussieren. Allerdings nur für eine einzelne Sekunde, dann antwortete sie mit einer ruppigen Bemerkung in derselben Sprache und wandte sich anschließend mit finsterem Gesicht an Pia.
»Ich brauche ihn«, sagte sie.»Aber der feine Herr lässt anscheinend plötzlich nicht mehr jeden aufsteigen.«
»Tust du doch auch nicht, oder?«
Alica überging die Bemerkung. »Ich hatte bisher kein Problem damit, auf ihm zu reiten«, sagte sie, »und er nicht mit mir. Und ausgerechnet jetzt, wo ich ihn wirklich brauche, führt er sich auf wie verrückt!«
»Wofür?«, fragte Pia.
»Wofür was?«
»Stell dich nicht dumm«, erwiderte Pia. »Wozu brauchst du ihn?«
»Muss ich Euch das sagen, Erhabene?«, gab Alica schnippisch zurück. »Ich wusste gar nicht, dass Flammenhuf dein Eigentum ist.«
»Er gehört niemandem«, antwortete Pia. Flammenhuf schnaubte zustimmend. »Also kann er sich auch aussuchen, wen er auf sich reiten lässt.«
»Tja, und seit die erhabene Prinzessin Gaylen zurück ist, lässt er gewöhnliche Sterbliche wie mich nicht einmal mehr in seine Nähe«, fauchte Alica.
Pia setzte zu einer noch schärferen Antwort an, und Eirann sagte noch einmal dasselbe unverständliche Wort, mit dem er Alica schon einmal zum Schweigen gebracht hatte, und deutete diesmal direkt auf sie. Alica wirkte kein bisschen weniger verstimmt, bedeutete ihr jedoch mit einer raschen Geste, zuschweigen. Sie zündete sich einen ihrer schwarzen Zigarillos an, bevor sie weitersprach.
»Ich muss in den Norden. Etwas überprüfen.«
»Was?«
Alica druckste noch einen Moment herum und warf einen fast Hilfe suchenden Blick in Eiranns Gesicht, den
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