Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Elfenzorn

Elfenzorn

Titel: Elfenzorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
Vom Netzwerk:
nicht zu glauben, wenn ich etwas wissen kann.«
    »Warum bist du dann noch hier?«, fragte Jesus. Diplomatie war noch nie seine Stärke gewesen.
    »Weil Flammenhuf niemals einen Elben auf seinem Rücken dulden würde«, sagte Alica. »Und schon gar keinen Schatten elben. Es ist schon ein großes Kompliment, dass er ihn überhaupt in seinem Stall duldet. Deswegen wollte ich ja gehen.«
    »Und?«, erkundigte sich Jesus.
    Statt zu antworten, schnippte Alica ihren Zigarillo aus dem Fenster und tat lediglich so, als wollte sie sich dem Pegasus nähern. Flammenhuf bleckte die Zähne, scharrte mit den Vorderhufen und gab tatsächlich einen Laut von sich, der ein wenig an das Knurren eines wütenden Hundes erinnerte, und Alica war klug genug, die Bewegung nicht zu Ende zu führen.
    »Deshalb«, sagte sie.
    Jesus machte ein fragendes Gesicht.
    »Er duldet niemanden in seiner Nähe, seit du zurück bist, Liebes«, fuhr Alica zu Pia gewandt fort. »Frag mich nicht, warum, aber es ist nun mal so.«
    Tief in sich drin kannte sie die Antwort, aber auf einer Ebene, die sich jedem Versuch einer Artikulation entzog. Und sie wusste genauso sicher, was sie nun tun musste. Und warum.
    »Das meinst du jetzt nicht ernst!«, ächzte Jesus. Pia sah ihn ein bisschen irritiert an. Sie konnte sich nicht erinnern, irgendetwas gesagt zu haben. Konnte dieser neue Jesus jetzt auch schon Gedanken lesen?
    »Man sieht dir an, was du vorhast, Pia«, sagte Jesus, als hätte er auch diesen Gedanken gehört. »Das kommt überhaupt nicht infrage, keine Chance.«
    »Ich habe nicht vor, Schwert Torman zum Zweikampf herauszufordern«, sagte sie.
    Jesus’ Antwort bestand nur aus einem abfälligen Schnauben, und Alica fügte hinzu: »Das hätte auch wenig Sinn, Erhabene – auch wenn ich weiß, wie gut Ihr mit dem Schwert umzugehen wisst.«
    Jesus sah sie schon wieder ebenso misstrauisch wie verständnislos an, und Pia nahm sich nun fest vor, bei nächsterGelegenheit ein sehr ernstes Gespräch mit Alica zu führen; zum Beispiel über die Frage, ob Jesus nun wirklich alles wissen musste, was während ihrer Zeit in WeißWald geschehen war. »Mit ein bisschen Glück ist es auch gar nicht nötig, dass irgendjemand die Klinge mit ihm oder seinen Kriegern kreuzt. Wahrscheinlich wissen sie nicht einmal, dass wir hier sind.«
    »Dann ist es ja auch nicht nötig, dass Pia sich in Gefahr begibt«, beharrte Jesus,
    »Es wäre keine Gefahr«, sagte Eirann. Zum allerersten Mal, seit Pia ihn kennengelernt hatte, schien es ihm schwerzufallen, ihr direkt in die Augen zu sehen. »Aber es wäre wichtig zu wissen, wohin sich Schwert Tormans Truppen wenden.« Er deutete auf den Pegasus. »Flammenhuf fliegt hoch. Ihr würdet alles sehen, ohne selbst gesehen zu werden, und Ihr könntet vor Einbruch der Nacht zurück sein.«
    »Das kommt ja überhaupt nicht infrage!«, begann Jesus aufgebracht, und Eirann ignorierte ihn auch jetzt wieder und fuhr mit einer angedeuteten Verbeugung fort: »Ich weiß, dass es mir nicht zusteht, Euch darum zu bitten, Erhabene, aber es wäre wirklich von großer Wichtigkeit.« Flammenhuf schnaubte zustimmend.
    »Das kommt überhaupt nicht infrage«, wiederholte Jesus, und jetzt war er es, der den Elbenkrieger mit einer ärgerlichen Bewegung zum Schweigen brachte, als er antworten wollte. »Ich weiß nicht genau, was hier los ist«, sagte er, »oder was das alles zu bedeuten hat. Ich weiß nicht einmal genau, wer du bist, Spitzohr. Aber ich werde bestimmt nicht zulassen, dass sich Prinzessin Gaylen in Gefahr begibt, nur weil du oder irgendjemand sonst es für wichtig hält.«
    Ob sich Jesus eigentlich darüber im Klaren war, dass er mit seinem Leben spielte?, fragte sich Pia. Sie hatte Eirann selbst nur einige wenige Male gesehen und zusammengenommen vielleicht ein Dutzend Sätze mit ihm gewechselt, aber sie kannte Schwert Torman und sie hatte genug über das Volk der Elben und ihre übersteigerte Vorstellung von Ehre und Stolz gehört, um zuwissen, dass Jesus mit dem Feuer spielte. Und sich mehr verbrennen konnte als nur die Finger.
    Eirann reagierte jedoch gar nicht. Er sah Jesus nur vollkommen ausdruckslos an, und seine Hand zog sich sogar vom Schwertgriff zurück.
    »Natürlich ist es ganz allein die Entscheidung der erhabenen Gaylen«, sagte er nur.
    »Ich glaube nicht –«, begann Jesus, und Pia unterbrach ihn:
    »– dass wir uns darüber streiten sollten. So schnell geht es sowieso nicht.« Sie machte eine Geste mit beiden Händen an sich herab.

Weitere Kostenlose Bücher