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Elfenzorn

Elfenzorn

Titel: Elfenzorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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der es überall noch glühte und qualmte.
    Pia war viel zu erschrocken und verwirrt, um tatsächlich Angst zu haben; sie empfand allenfalls so etwas wie eine nagende Beunruhigung, die aber durchaus das Potenzial hatte, zu mehr zu werden. Lautlos wies sie den Pegasus an, noch einmal weiterzusinken, unternahm aber keinen Versuch, irgendwo in oder vor der Stadt zu landen, sondern flog in drei weit ausholenden, langsamen Schleifen darüber hinweg. Das machte es nicht besser. Auch bei ihrem dritten Überflug sah sie nicht einmal eine Spur von Leben, weder menschlichem noch tierischem – was vielleicht dasAllerschlimmste war. Abgesehen von Indios und einigen wenigen Gestalten in schwarzen Rüstungen und mit spitzen Ohren wimmelte es in Chichen Itza nur so von Tieren: Hunden, Katzen, Ziegen und noch viel bizarrerem Viehzeug. Kukulkans Volk musste entweder ausgesprochen tierlieb sein oder es liebte es, mit seinem Abendessen zusammenzuleben, bis es auf dem Teller landete. Hier rührte sich gar nichts. Die einzige Bewegung, die sie sah, war der Rauch.
    Pia flog ein viertes und sogar noch ein fünftes Mal über die menschenleere Stadt hinweg, bevor sie sich schließlich schweren Herzens entschloss, nicht zu landen, sondern ihren Weg fortzusetzen. Sie hatte kein gutes Gefühl dabei. Irgendetwas Schlimmes war hier geschehen, und der Rauch und die immer noch glimmende Glut bewiesen, dass es noch nicht besonders lang her sein konnte; ein paar Stunden, wenn überhaupt. Sie sollte nachsehen, was genau hier geschehen war, um Eirann später davon zu berichten. Es konnte sich als wichtig erweisen.
    Aber das war nur das, was ihr Verstand ihr sagte. Da war noch eine andere und zumindest im Moment sehr viel mächtigere Stimme in ihr, die darauf beharrte, dass sie von hier verschwinden sollte, so schnell (und solange) sie es noch konnte, und als hätte Flammenhuf diesen Gedanken gelesen und kurzerhand als Befehl interpretiert, katapultierte er sich mit einem einzigen gewaltigen Flügelschlag wieder in die Höhe, und dann waren sie auch schon wieder auf dem Weg nach Norden, um nach Tormans Armee Ausschau zu halten. Eigentlich sollte sie jetzt verärgert sein. Sie hatte wirklich das Gefühl, dass es wichtig sein konnte, das Geheimnis dieser toten Stadt zu lüften, und sie hatte Flammenhuf ganz eindeutig nicht angewiesen, weiterzufliegen.
    Aber sie war einfach nur erleichtert.
    Flammenhuf gewann rasch wieder an Höhe, durchbrach erneut die unsichtbare Grenze, über der die grausame Kälte auf sie wartete, und wandte sich dann ein wenig in westliche Richtung, sodass sie den Fluss überquerten und eine geraume Weile übereinförmigen grünen Dschungel flogen, bis es endlich weit vor ihnen wieder silbern aufblitzte.
    Pia nahm alles zurück, was sie in den letzten Minuten über den Pegasus gedacht hatte. Eirann hatte ihr erzählt, dass der Fluss kurz vor der Furt einen großen Bogen beschrieb (sie hatte es schlichtweg vergessen), und der Pegasus hatte diesen Bogen kurzerhand abgeschnitten. Flammenhuf hatte entweder besser zugehört als sie, oder er kannte sich hier wirklich gut aus. Pia hätte nicht sagen können, welcher Gedanke sie mehr irritierte.
    Der Pegasus stieg noch einmal höher, und es wurde noch einmal kälter, sodass sie schon wieder mit den Zähnen zu klappern begann. Der Fluss kam näher, wurde aber nicht breiter, weil der Pegasus immer noch höherstieg, und gerade als sie glaubte, die Kälte nun wirklich nicht mehr ertragen zu können, sah sie auch, warum das so war: Diesmal war es ganz eindeutig die Staubwolke eines ziehenden Heeres, die sie ein gutes Stück jenseits des Flusses gewahrte.
    Eines gewaltigen Heeres, wie sie schon von Weitem erkannte und noch bevor sie den Fluss ein weiteres Mal überquerte. Aus so großer Höhe war es schwer, Entfernungen oder gar Zahlen zu schätzen, aber das Heer musste sich schon viele Meilen vom Fluss entfernt haben, und seine Zahl ging in die Tausende, ein gewaltiger, glitzernd-schwarzer Wurm, der aus zahllosen in schwarzes Eisen gehüllten Gestalten auf gepanzerten Pferden bestand. Flammenhuf näherte sich dem Tross von hinten und nicht nur in so großer Höhe, dass auch die scharfen Augen eines Schattenelben wohl keine Chance hatten, sie zu entdecken, sondern auch direkt aus Richtung der Sonne, sodass sie es wagte ihn anzuweisen, vorsichtig ein Stück tiefer zu gehen, damit sie mehr Einzelheiten erkennen konnte.
    Stattdessen schoss der Pegasus mit einem gewaltigen Flügelschlag noch einmal

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