Elfenzorn
deutlich anhören. Oder war es Erschrecken?
»Zuallererst einmal warte ich auf eine Antwort auf meine Frage«, antwortete Jesus ungewohnt gereizt. »Wer oder was ist Schwert Torman?«
»Niemand, den du kennenlernen willst, glaub mir«, antwortete Alica. Auf ihre Art klang sie genauso unwillig wie er, und auch Eirann wirkte deutlich angespannter als noch vor einem Augenblick. Seine Hand lag auf dem Schwert an seiner Seite, und Pia fragte sich, ob das wirklich nur Zufall war. »Und ich wiederhole meine Frage gerne auch: Was zum Teufel tust du hier? Ich dachte, du liegst in einem weichen Bett und lässt dich von meinen beiden Dienerinnen verwöhnen.«
»Während Pia wieder einmal Kopf und Kragen riskiert, um dich von irgendeiner Dummheit abzuhalten?«, fragte Jesus.
»Wieder einmal?«, ächzte Alica. »Was soll denn das heißen? Wann musste mich jemals ir…«
»Woher weißt du, dass wir hier sind?«, fragte Eirann scharf.
»Das spielt überhaupt keine Rolle«, sagte Pia hastig und in strafendem Ton direkt an Jesus gewandt. Sie bildete sich nicht wirklich ein, Eiranns Misstrauen auf diese Weise auch nur für eine Sekunde besänftigen zu können, aber man konnte es ja schließlich einmal versuchen … »Alica hat völlig recht. Was zum Teufel tust du hier? Ich dachte, ich hätte dir gesagt, dass du dich ausruhen sollst. Ich kann keinen Bodyguard gebrauchen, der bei der ersten Anstrengung aus den Latschen kippt.«
»Ich habe noch nicht Ja gesagt«, antwortete Jesus zwar, ließ Alica aber keinen Sekundenbruchteil aus den Augen. »Also? Schwert Torman? Wer oder was soll das sein?«
»Der Kriegsherr von Elfenborg«, antwortete Eirann, bevor Alica oder Pia es tun konnten.
» Schwert ? «
»Das ist bei ihnen so«, sagte Alica und paffte eine weitere graue Wolke in ihre Richtung. »Zu Hause bei euch würdest du ihn einen General nennen. Oder einen …« Sie schien einen Moment nach dem richtigen Wort zu suchen und hob schließlich die Schultern. » … Major oder Hauptmann oder sonst was. Ich kenne mich mit so was nicht aus.« Sie machte eine Geste zu Eirann, der inzwischen immerhin die Hand vom Schwert genommen hatte, aber noch immer genauso misstrauisch aussah wie zuvor. »Eirann hier ist Schild, das kommt gleich unter Schwert. Aber jetzt frag mich nicht, was es genau bedeutet.«
»Du meinst, das sind ihre militärischen Ränge«, schloss Jesus.
Alica nickte nur, aber Pia musste sich beherrschen, um ihn nicht schon wieder erstaunt anzustarren. Nein – das war ganz eindeutig nicht mehr derselbe Jesus, den sie aus dem Krankenhaus in Rio befreit hatte.
»Ja, so ungefähr«, seufzte Alica. »Ich habe dir von den Schattenelben aus Elfenborg erzählt.«
»Denen, die WeißWald angegriffen haben?«
»Schwert Torman hat diesen Angriff geleitet«, sagte Eirann.
Jesus nickte. Dann sah er Pia an. »Der Kerl, der dich hat foltern lassen.«
Pia antwortete nicht gleich und sie tat es auch erst, nachdem sie Alica einen zornigen Blick zugeworfen hatte. Hatte sie ihm das unbedingt erzählen müssen? »Nein«, sagte sie dann auch. »Wenn man es genau nimmt, dann hat er es beendet.«
»Na, dann scheint er ja ein richtig guter Freund zu sein, wie?«, gab Jesus mit einem durch und durch humorlosen Grinsen zurück.
»Schwert Torman ist niemandes Freund«, antwortete Eirann ruhig. »Er kann ein zuverlässiger Verbündeter sein, aber auch ein schrecklicher Feind, wenn man auf der falschen Seite steht.«
»Du scheinst ihn ja gut zu kennen«, grollte Jesus.
»Ich habe in seinem Heer gedient«, bestätigte Eirann. »Ich war bei dem Angriff auf WeißWald dabei.«
»Du warst –?«, ächzte Jesus, und Eirann fuhr fort, als hätte er ihn niemals unterbrochen:
»Und ich bedauere zutiefst, was geschehen ist. Aber ich kenne Schwert Torman besser als die meisten hier. Es ist unbedingt notwendig, dass wir herausfinden, was er plant.« Er machte eine Geste zu dem Pegasus, die Flammenhuf mit einem Schnauben quittierte, von dem Pia nicht sagen konnte, ob es zustimmend oder eher abfällig klang. »Deshalb ist es unbedingt notwendig, dass wir erfahren, was er plant und wohin sein Heer zieht. Wir haben Kundschafter ausgeschickt, aber bis sie zurück sind, könnte es zu spät sein.«
»Zu spät wofür?« Pia hätte in diesem Moment nicht einmal sagen können, wer diese Frage gestellt hatte: Jesus oder sie.
»Falls er tatsächlich einen Angriff plant«, sagte Eirann. »Ich glaube es genauso wenig wie die geehrte Alischa, aber ich habe gelernt,
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