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Elfenzorn

Elfenzorn

Titel: Elfenzorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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so schnell wie möglich zurück, um über Eure Unversehrtheit zu wachen, Erhabene.«
    »Hör mit dem Unsinn auf«, sagte Pia müde. »Wie geht es ihm?«
    »Besser als dir«, antwortete Alica, jetzt ganz ohne zu lächeln. »Ihr solltet wirklich ein bisschen mehr auf Euch achtgeben. Immerhin seid Ihr nicht nur für Euch allein verantwortlich, Erhabene.«
    Pia schlüpfte in ihre Stiefel, knüllte die Decke zu einem Ball zusammen und warf ihn so auf das Bett, dass Alica gerade noch einen Schritt zurückmachen konnte, um nicht getroffen zu werden. »Würdest du mir einen Gefallen tun und endlich damit aufhören, mich so zu nennen?«, sagte sie müde. »Wenigstens wenn wir unter uns sind?«
    »Und wenn es die Wahrheit wäre?«, fragte Alica.
    »Was? Dass ich nicht nur das Pech hatte, zur falschen Zeit am falschen Ort zu sein, sondern tatsächlich und in allem Ernst die wirkliche und wahrhaftige wiedergeborene Elfenprinzessin Gaylen bin? Das ist vollkommener Quatsch, und das weißt du auch.«
    »Und woher?«, fragte Alica. »Du weißt doch nicht einmal selbst, wer du bist.«

    Ob sie nun wusste, wie falsch dieser Vergleich war, oder nicht, fürsie war es ein Drache, der seinen gigantischen, tausendfach segmentierten Leib aus Licht fressendem schwarzem Eisen ebenso gemächlich wie unaufhaltsam die breite Prachtstraße entlangschob und dabei eine zitternde Woge erschrockener Bewegung verursachte, die im gleichen Maße vor ihm zurückwich, wie sie ihn auch zu bedrängen schien. Es war ein verwirrender, auf eine morbide Art aber auch faszinierender Anblick, und vor allem machte er ihr Angst.
    Das sollte er nicht. Sowohl Alica als auch Eirann hatten ihr versichert, dass es keinen Grund gab, sich Sorgen zu machen, und das Bild, auf das sie hinabsah, behauptete dasselbe: So beeindruckend der Tross aus gepanzerten Elbenkriegern auch sein mochte, war er den Tausenden und Abertausenden bunt gekleideter Maya doch so hoffnungslos unterlegen, dass eigentlich schon der Gedanke lächerlich sein sollte, die Schattenelben könnten irgendeine Gefahr darstellen. Sie waren vielleicht zweihundert, wahrscheinlich sogar weniger. Kukulkan gebot über Tausende von Kriegern.
    Dennoch beunruhigte sie das Bild, als rührte es an eine Erinnerung, die so tief in ihr verborgen war, dass sie sie nicht wirklich fassen konnte, aber auch zu erschreckend, um ganz in Vergessenheit zu geraten.
    »Ihr solltet hineingehen, Erhabene. Unser Gast ist bereits auf dem Weg nach oben, und es geziemt sich nicht, ihn warten zu lassen.«
    Pia ließ ganz bewusst sie einen weiteren Moment warten, bevor sie sich zu Alica und Jesus herumdrehte. Beide hatten in gleichem Abstand, aber vollkommen unterschiedlicher Haltung hinter ihr Aufstellung genommen. Alica, die für ihre Verhältnisse schon fast prüde gekleidet war, sog nervös an dem dritten Zigarillo, den sie sich angezündet hatte, seit sie auf die Dachterrasse herausgekommen waren, und hatte sichtliche Mühe, nicht kribbelig von einem Bein aufs andere zu treten. Jesus stand mit vor der Brust verschränkten Armen und leicht gespreizten Beinenda und bemühte sich mit ziemlichem Erfolg, die Salzsäule zu spielen. Anders als Alica hatte er kein Wort gesprochen, seit sie herausgekommen waren, um der Ankunft der Elben zuzusehen, aber damit unterschied sich sein Verhalten kaum von dem der zurückliegenden drei Tage; vier, wenn sie den Morgen mitzählte, an dem sie hier aufgewacht war und vergebens auf seine Rückkehr gewartet hatte. Sie würde mit ihm sprechen müssen, sobald dieser Abend vorbei war; und nicht nur über sein kindisches Betragen.
    »Eirann?«, fragte sie nur.
    Alica reagierte mit einer Geste, deren Bedeutung sie sich vermutlich aussuchen sollte, und sog nur noch nervöser an ihrem Zigarillo. Pia bedachte sie mit einem ärgerlichen Blick, der nicht nur dem übel riechenden Qualm galt, mit dem sie inzwischen schon die halbe Dachterrasse verpestet hatte. Auch wenn sie diese Angewohnheit einigermaßen unappetitlich (und rücksichtslos) fand, so war es ihr letzten Endes egal, ob und wie gründlich Alica den Weg zu ihrer Lunge teerte – aber der süßliche Geruch verriet ihr auch, dass sie nicht nur Tabak rauchte, und sie hielt es nicht unbedingt für eine gute Idee, vollkommen bekifft zu einem Gespräch mit dem Anführer einer potenziell feindlichen Armee zu erscheinen.
    Sie sah noch einmal auf den Platz hinunter. Der Heereszug war inzwischen zum Stillstand gekommen, und die Reiter saßen ab und begannen sich zu

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