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Elfenzorn

Elfenzorn

Titel: Elfenzorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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verteilen. Pia wollte sich schon gänzlich umwenden und gehen, als irgendetwas doch ihre Aufmerksamkeit erregte und sie noch einmal hinsah. Es verging noch ein Augenblick, bis aus einem bloßen Gefühl Begreifen wurde, aber dann war es dafür umso unübersehbarer.
    »Sie bilden einen Kreis, mit den Pferden zwischen sich und den anderen.« Alica war neben sie getreten und blickte mit gefurchter Stirn nach unten. »Ich an ihrer Stelle würde es genauso machen.«
    Jetzt fiel ihr auch noch mehr auf: Als sie die Reiter das letzteMal gesehen hatten, hatten sie ihre großen dreieckigen Schilde auf dem Rücken getragen und die Speere an den Sätteln befestigt. Jetzt trugen sie die Schilde am linken Arm und die Lanzen in die Steigbügel gestützt in der rechten Hand. Sie waren kampfbereit, begriff Pia, und auch der Umstand, dass sie einen perfekten, dreifach gestaffelten Kreis bildeten, war ganz bestimmt kein Zufall; so wenig wie der Umstand, dass diese Verteidigungsformation vermutlich nur von hier oben aus auf den ersten Blick zu erkennen war.
    »Das sieht nicht unbedingt nach einem Freundschaftsbesuch aus«, sagte Pia. »Eher, als würden sie sich auf eine Belagerung vorbereiten.«
    Alica stieß heftig die Luft durch die Nase aus. »Verwechselst du da nicht etwas, Liebes?«, fragte sie. »Ich meine: Wer, wenn nicht ich weiß, wie taff diese Jungs sind, aber es sind nur ein paar. Unsere kleinen braunen Freunde sind hundertmal so viele.«
    »Das waren sie damals bei uns auch, als die Spanier kamen«, antwortete Pia.
    Alica sah sie so vollkommen verständnislos an, dass sie sich jedes weitere Wort gleich sparte und noch einmal nach unten sah; im Prinzip dasselbe, was sie jetzt seit guten zwanzig Minuten tat, ohne dabei irgendwie schlauer geworden zu sein. Torman und ein zweiter eher grauals weißhaariger Elbenkrieger waren abgesessen und redeten mit einer deutlich kleineren Gestalt (was im Prinzip auf jeden in dieser Stadt zutraf, der kein schwarzes Eisen trug), die auf einen knorrigen Stab gestützt dastand und seinen Größenvorteil mehr als nur wettmachte, indem sie nicht nur einen bunten Federmantel trug, sondern dazu einen noch viel prachtvolleren riesigen Kopfschmuck aus vielfarbigen Federn, in dem jeder andere lächerlich ausgesehen hätte, der Kukulkans würdevolle Erscheinung jedoch nur noch unterstrich, selbst über die große Entfernung hinweg. Daneben stand eine kaum weniger prachtvoll herausgeputzte Gestalt, von der Pia zumindest annahm, dass es Ixchel war, sowie noch einige weitere Maya; hoheWürdenträger der Stadt, wie sie vermutete, vielleicht auch Kukulkans Leibwache. Wenn, dann war der greise Herrscher heute wohl ungewöhnlich sanftmütig gestimmt, dachte Pia. Normalerweise tat er keinen Schritt ohne eine Leibwache, die groß genug war, eine nicht einmal allzu kleine Festung im Sturm zu nehmen.
    Pia hätte einiges dafür gegeben, auch nur einen Teil von dem zu verstehen, was dort unten besprochen wurde, aber dazu waren nicht einmal ihre Sinne scharf genug. Vielleicht war es ja auch ganz gut so. Sie meinte die angespannte Stimmung dort unten geradezu mit Händen greifen zu können. Vielleicht hatte sie die Gefahr ja auch unterschätzt, die von diesem Moment ausging.
    Als wäre dieser Gedanke ein Stichwort gewesen, auf das das Schicksal nur gewartet (oder der Schattenelb gehört) hatte, hob Torman den Arm und machte eine eindeutig zornige Geste, auf die der Alkalde mit einem nicht minder zornigen Aufstampfen seines Stabs reagierte, und Pia erwartete ganz instinktiv, dass sich die Bewegung auf dem ganzen Platz fortsetzen und irgendetwas auslösen würde. Seltsamerweise geschah nichts, was aber wohl hauptsächlich daran lag, dass dort unten auf dem Platz niemand etwas von dem kurzen Disput bemerkt hatte, denn die Schattenelben bildeten nach wie vor einen undurchdringlichen Ring um Kukulkan und ihren Herren, der die kleinwüchsigen Indios fast um das Doppelte überragte. Pia war ein wenig erstaunt. Ein so leichtsinniges Verhalten passte so gar nicht zu Kukulkan.
    Alica trat ihren Zigarillo aus. »Komm«, sagte sie. »Hören wir uns an, was der ehrbare Schwert Torman uns zu sagen hat.«
    »Du meinst den, der gerade da unten steht und mit Kukulkan spricht?«, fragte Pia.
    Alica nickte zwar, drehte sich aber trotzdem demonstrativ um und wiederholte ihre auffordernde Geste. »Er wird gleich kommen«, sagte sie. »Der Sohn der Großen Schlange muss schließlich sein Gesicht wahren. Vergiss nicht, dass die Elben und

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