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Elfenzorn

Elfenzorn

Titel: Elfenzorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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unsere neuen Freunde eine fast tausendjährige innige Feindschaft verbindet.«
    »Aber mit Eirann und seinen Leuten hatten sie kein Problem?«
    Dicht gefolgt von Jesus und zwei ihrer vier Indiowachen, die neben dem schwarz gekleideten Riesen wie Kinder in bunten Karnevalskostümen aussahen, betraten sie das Haus, und Alica hob betont langsam die Schultern. »Da waren es ja auch nur ein paar«, sagte sie. »Man tut sich leicht damit, einem ehemaligen Feind Gastfreundschaft und Obdach zu gewähren, der noch dazu auf der Flucht vor seinem eigenen Volk ist. Wenn er dann plötzlich mit einer ganzen Armee vor der Tür steht, sieht das vielleicht ein bisschen anders aus.«
    Für jemanden wie Alica, fand Pia, war das eine schon fast philosophische Erkenntnis … aber andererseits war ja Alica längst nicht mehr die, an die sie sich zu erinnern glaubte. Sie musste sich immer wieder in Erinnerung rufen, dass für Alica mehr Jahre vergangen waren als für sie Tage, seit sie sich das letzte Mal gesehen hatten. Und sie hatte sich nicht nur äußerlich verändert.
    Sie hatte erwartet, eine ihrer beiden Dienerinnen anzutreffen, vielleicht auch eine der Wachen, die Kukulkan hier oben postiert hatte, doch stattdessen gewahrte sie eine kleinwüchsige Gestalt in grobem schwarzem Leder, die auf einem der großen Stühle vor dem noch größeren Tisch saß und mit den Beinen baumelte. Pia zog die linke Augenbraue hoch. Gamma Graukeil schien entweder nicht mitbekommen zu haben, dass sie hochrangigen Besuch erwarteten, oder er hielt noch weniger von zivilisierten Umgangsformen, als sie ohnehin angenommen hatte.
    »Wenn das nicht der größte kleine Krieger aus Ostengaard ist«, sagte sie. »Schon zurück von Eurem Badeausflug?« Sie schnüffelte übertrieben und schüttelte dann noch übertriebener den Kopf. Gamma Graukeil roch nach Staub und warmem Erdreich, aber nicht nach ... nun ja, schmutzigem Wasser.
    »Prinzesschen«, erwiderte Graukeil. »Charmant wie immer. Aber ich freue mich auch, Euch zu sehen, und es geht mir gut, danke der Nachfrage.« Er hüpfte von seinem Stuhl, schoss ausirgendeinem Grund einen eindeutig feindseligen Blick in Alicas Richtung ab und verbeugte sich dann umso tiefer in Jesus’ Richtung. »Ter Lion.«
    Jesus reagierte gar nicht darauf, aber Pia blieb mitten in der Bewegung stehen und drehte sich zu ihm um.
    »Ter Lion?«, wiederholte sie. »Wieso nennt er dich Ter Lion?«
    »Ist einfacher so«, antwortete Jesus. »Das tut hier sowieso jeder Zweite ... Ihr übrigens eingeschlossen, Erhabene.«
    »Lasst uns doch Platz nehmen«, sagte Alica. »Es kann noch eine Weile dauern, bis unser Gast eintrifft, und wir haben noch ein paar Dinge zu bereden.« Sie deutete auf den gewaltigen Tisch, auf dem bereits ein Festmahl für mindestens ein Dutzend Gäste aufgetragen worden war (das Pias Meinung nach auch locker für die dreifache Anzahl ausgereicht hätte), und schüttelte dann den Kopf, als sie den erstbesten Stuhl ansteuern wollte. Stattdessen wies sie auf den Platz am Kopfende des Tisches, einen gewaltigen Stuhl mit einer geschnitzten Lehne, die allein fast so groß war wie ein ausgewachsener Mayakrieger.
    »Dieser Platz gebührt Kukulkan«, sagte sie verwirrt.
    »Er gebührt Euch, Prinzessin«, sagte Alica rasch. »Wenigstens an diesem besonderen Tag.«
    Das musste sie jetzt nicht verstehen, aber Alica wiederholte ihre auffordernde Geste, und schließlich ging sie achselzuckend hin und nahm Platz. Jesus trat wie ein dreidimensionaler Schatten hinter sie und erstarrte mit verschränkten Armen erneut zur Salzsäule. Pia musste sich nun wirklich beherrschen, um eine entsprechende Bemerkung herunterzuschlucken. Allmählich ging ihr Jesus’ kindisches Benehmen wirklich auf die Nerven; vor allem nach seiner seltsamen Bemerkung gerade; die im Grunde gar nicht so seltsam war, sie aber ungemein ärgerte.
    »Was gibt es denn so Wichtiges zu besprechen?«, wandte sie sich an den Zwerg.
    Statt zu antworten, stellte sich Gamma Graukeil auf die Zehenspitzen und klaubte sich etwas von einem Teller, das in PiasAugen wie ein nur halb garer Hühnerflügel aussah, dafür aber vor Fett triefte, und hinter ihr sagte eine Stimme:
    »Prinzessin Gaylen.« Metall klirrte, und sie hörte nicht nur schwere Schritte, sondern zog auch erstaunt die Augenbrauen zusammen, als sie den hochgewachsenen Elbenkrieger sah, der auf sie zutrat. »Wie ich sehe, geht es Euch wieder besser.«
    »Dank Ixchels hervorragender Pflege, ja«, antwortete Pia

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