Elfenzorn

Titel: Elfenzorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein

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allerdings erst nach einem merklichen Zögern und so unentschlossen, dass Landras schon wieder ein wenig misstrauisch wurde.
    »Ich war dort«, bestätigte sie. »Aber der Weg ist weit, selbst auf Flammenhufs Rücken. Auf einem Pferd oder sogar zu Fuß … ?« Sie konnte nur raten. »Tage. Wenn nicht Wochen.«
    »Aber Ihr würdet den Weg finden?«, beharrte Landras.
    »Vielleicht«, sagte Pia. »Aber ich glaube nicht, dass ich euch den Weg beschreiben kann.«
    »Welchen Weg?«, fragte Jesus.
    »Flammenhuf würde ihn finden«, sagte Alica. »Aber seit duzurück bist, lässt er niemanden mehr auf sich reiten.« Sie kam Pias Antwort zuvor, bevor sie auch nur wirklich dazu ansetzen konnte. »Und für dich ist es viel zu gefährlich. Also sag es gar nicht erst.«
    »Was soll sie nicht sagen?«, wollte Jesus wissen.
    » Die geehrte Alischa fühlt sich wieder einmal bemüßigt, das Kindermädchen zu spielen«, antwortete Pia. »Vielleicht hat sie ja Angst, ich könnte vom Pferd fallen und mir den königlichen Knöchel verstauchen.«
    »Das kommt ganz –«, begann Alica, und Pia brachte sie mit einem eisigen Blick zum Schweigen, stand auf und ging mit schnellen Schritten um den Tisch herum, um den Erzbrocken in die Hand zu nehmen. Torman sog erschrocken die Luft zwischen den Zähnen ein, und selbst Gamma Graukeil sah ein wenig erstaunt aus (vielleicht besorgt?), aber Pia schloss die Hand nur umso fester um den vermeintlichen Stein und fühlte rein gar nichts. Es war ein Stück Erz, mehr nicht.
    »Beeindruckend«, sagte Alica. »Und was willst du uns damit beweisen?«
    Das fragte sich Pia selbst, behielt den Erzbrocken aber aus schierem Trotz noch einige weitere Sekunden in der Hand. Tatsächlich fühlte er sich ein bisschen unangenehm an, aber das mochte auch schlicht an seiner rauen Oberfläche und den scharfen Kanten liegen; und an den unangenehmen Erinnerungen, die mit ihm verbunden waren. Vorsichtiger, als notwendig gewesen wäre, legte sie den Brocken wieder aus der Hand, ging zu ihrem Stuhl zurück und strich mit den Fingerspitzen über die kostbare Schwertscheide. Selbst durch das schwere Leder hindurch meinte sie das Flüstern der magischen Klinge zu spüren.
    »Ihr habt mir diese Waffe nicht nur zurückgebracht, weil sie mir gehört«, sagte sie schließlich.
    Torman schwieg. Aber eigentlich, dachte Pia, war das schon Antwort genug.
    Der Elbenkrieger sah sie eine geraume Weile nur stummund mit vollkommen undeutbarer Miene an, und als er endlich antwortete, spürte sie, wie schwer ihm jedes einzelne Wort fiel. »Nein«, gestand er. »Um Euch die Wahrheit zu sagen: Unsere Lage ist verzweifelt. Wir hatten gehofft, dass Ihr Euch uns anschließt.«
    »Um mit Eiranns Zorn allein die Feinde in die Flucht zu schlagen?« Wer immer sie sein mochten.
    Ein flüchtiges Lächeln huschte über Tormans Lippen und erlosch wieder. »Bei allem Respekt, Erhabene. Ich weiß, wie gut ihr mit dieser Klinge umzugehen wisst. Aber ein Schwert allein macht keinen Unterschied, fürchte ich. Nicht einmal eines wie Eiranns Zorn. Aber mit Euch auf unserer Seite hätten wir vielleicht die Chance, diesen Krieg schneller zu beenden.«
    »Wieso?«
    »Weil er dann behaupten könnte, die einzig wahre Gaylen an seiner Seite zu haben«, sagte Alica, jetzt in fast abfälligem Ton. »Und damit würde ein Teil der aufständischen Stadtfürsten schon aufgeben, und die anderen ihren Rückhalt in der Bevölkerung verlieren.«
    »Das Land steht in Flammen, Alischa«, antwortete Torman. »Die Menschen sterben. Ist es nicht das Wichtigste, dass dieses sinnlose Sterben endlich aufhört?«
    »Das ist wohl wahr«, sagte Pia rasch, bevor Alica noch mehr Unsinn von sich geben konnte – oder auch die Wahrheit, was möglicherweise schlimmer war. »Aber ich werde Euch trotzdem nicht begleiten.«
    »Obwohl Ihr wisst, dass Ihr so viele Leben damit retten könntet?«
    »Vielleicht würde ich das Unglück nur noch vergrößern«, antwortete Pia. »Es tut mir leid.«
    Torman machte keinen Hehl aus seiner Enttäuschung, beließ es aber bei einem stummen Nicken, und Pia fügte hinzu: »Aber ich führe Euch zu dieser Mine.«

XXIV
    F lammenhuf landete mit weit ausgebreiteten Schwingen und so hart auf dem schmalen Uferstreifen, dass Pia wahrscheinlich nur deshalb nicht aus dem Sattel geschleudert wurde, weil sie daran festgefroren war.
    Jedenfalls kam es ihr so vor.
    Sie hätte niemals geglaubt, dass es überhaupt möglich war, aber Flammenhuf musste doppelt so hoch geflogen