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Elfenzorn

Elfenzorn

Titel: Elfenzorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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Mine schon vor zwei Tagen, was nun wirklich nicht schwer gewesen war. Die beiden charakteristischen nebeneinanderliegenden Berggipfel waren selbst von hier aus deutlich zu erkennen, und Nandes’ Leute gaben sich nicht die geringste Mühe, ihr Lager vor einer Entdeckung aus der Luft zu tarnen ... und wozu auch? Schließlich verfügten sie über ihre eigene Flugabwehr in Form ganzer Schwärme dieser widerwärtigen Fledermausvögel, die über dem Hochplateau kreisten. Sie nahm auch an, dass sie der Grund waren, warum Flammenhuf auf dem letzten Stück so hoch geflogen war.
    »Da ist so etwas wie ein Pfad«, sagte sie matt; und ein wenig undeutlich. Ihre Lippen waren tatsächlich so kalt, dass sie Mühe hatte, die Worte klar zu artikulieren. »Ich habe ein paar Wagen entdeckt – eine ganze Karawane, um genau zu sein.«
    »Und sie sind auf dem Weg zur Mine?«
    »Keine Ahnung«, antwortete Pia. »Aber allzu viel gibt es da oben ja nicht, oder?«
    Nun verschwand auch noch der Rest von gutmütigem Spott aus Alicas Augen. »Das sollten wir Eirann sagen. Geh in dein Zelt und wärm dich auf. Ich schicke Isabel und die Mädchen zu dir und komme später mit ihm nach.«
    »Danke für deine Fürsorge, aber ich kann schon ganz gut –« Mit mir selber reden? Denn ganz genau das tat sie. Alica hatte sich bereits umgedreht und eilte mit schnellen Schritten davon, und Pia sah ihr mit einer Mischung aus Überraschung und sachter Empörung nach. Es war nicht das erste Mal, dass Alica sie mitten im Wort einfach stehen ließ, und sie ärgerte sich jedes Mal ein bisschen mehr darüber. Es hatte nichts mit dem zu tun, was sie in ihren Augen (oder zumindest denen aller anderen hier) war, sondern mit einem Wort, das Alica auch in ihrem früheren Leben schon wenig bedeutet hatte: Respekt. So ging man einfach nicht mit anderen um, ganz gleich, welchen Standes sie waren. Sie würde mit Alica reden müssen. Aber nicht jetzt.
    Sie sah ihr nach, bis sie zwischen den Zelten verschwunden war, die sich links von ihnen am Flussufer aufreihten. Sie war nicht die Einzige. Ein halbes Dutzend Elbenkrieger – trotz der mörderischen Hitze in ihren kompletten schwarzen Rüstungen, inklusive Helm, Speer und Schild – stand am Ufer Wache und behielt sowohl den Fluss als auch den wolkenlosen Himmel über ihnen im Auge, und mindestens die Hälfte von ihnen sah Alica ganz unverhohlen nach. Pia konnte die Gesichter unter den schwarzen Helmen nicht erkennen, aber sie war sicher, dass der Ausdruck darauf das Äquivalent eines Chores anerkennender Pfiffe war, der ihr zu Hause in Rio de Janeiro gefolgt wäre.
    Zu Hause.
    Das Wort erzeugte ein sonderbares Echo in ihren Gedanken, über dessen genaue Bedeutung sie gar nicht nachdenken wollte. Sie fragte sich, ob Rio de Janeiro wirklich noch ihr Zuhause war. Aber auch die Antwort auf diese Frage wollte sie eigentlich gar nicht so genau wissen.
    Pia schüttelte diesen Gedanken ab und wollte sich endgültigumdrehen, um zu gehen, blieb dann aber doch noch einmal stehen, als ihr Blick auf Flammenhufs zusammengelegte Flügel fiel. Der gewaltige Pegasus dampfte vor Kälte, und in seinem weißen Gefieder glitzerte tatsächlich Eis. Sie nahm an, dass sie selbst auch keinen wesentlich besseren Anblick bot, und musste ihre Fantasie nicht über die Maßen anstrengen, um sich die Gardinenpredigt vorzustellen, die Ixchel ihr halten würde, wenn sie ihr so unter die Augen trat. Also streifte sie den Mantel ab (er war tatsächlich so kalt, dass der Stoff knisterte , als sie ihn fallen ließ), ging am Ufer in die Hocke und wusch sich gründlich das Gesicht und etwas weniger gründlich die Haare, war aber nun wenigstens sicher, dass sich keine Schneeflocken mehr darin befanden.
    Die Blicke, die ihr folgten, als sie sich schließlich auf den Weg machte, waren keinen Deut weniger aufmerksam als gerade bei Alica, wenn auch von vollkommen anderer Art, und es waren nicht nur die der Elbenkrieger. Zu ihrem kleinen Stoßtrupp (ha, ha) gehörten nicht nur Eirann und gute fünfzig Trex-Reiter, sondern auch mindestens ebenso viele Zwerge, eine Handvoll Sith und mehrere hundert Mayakrieger, die zwar einen so respektvollen Abstand zu den Schattenelben hielten, dass sie praktisch nie zu sehen waren, zugleich aber auch niemals wirklich verschwanden. Pia meinte ihre Anwesenheit selbst jetzt zu spüren und auch die Blicke zahlreicher gut verborgener Augenpaare, die jede ihrer Bewegungen aufmerksam verfolgten. Sie wusste nicht, ob es ein angenehmes

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