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Elfenzorn

Elfenzorn

Titel: Elfenzorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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ihm offenbar nicht einmal Unbehagen, sondern schienen ihn ganz im Gegenteil eher zu faszinieren. Im Augenblick stand er nicht einmal eine Armeslänge von einer der geschuppten Bestien entfernt, die ganz so aussah, als überlegte sie angestrengt, ob sie ihm lieber den rechten oder den linken Arm abbeißen sollte, und starrte ins Leere. Eine zweite, fast genauso große Gestalt in schwarzem Eisen und mit schlohweißem Haar stand neben ihm – es sah fast so aus, als unterhielten sie sich –, fuhr aber beim Klang ihrer Schritte fast erschrocken zusammen und ging eindeutig zu schnell davon. War das Farlan gewesen?
    »Es tut mir leid«, begann sie unbeholfen. »Ich wollte eure Unterhaltung nicht unterbrechen.« Etwas noch Dümmeres war ihr wohl nicht eingefallen, wie?
    »Sie war ohnehin etwas einseitig«, antwortete Jesus. »Was kann ich für Euch tun, Erhabene?«
    Eine schallende Ohrfeige, die er ihr ohne Vorwarnung versetzt hätte, hätte sie auch nicht härter treffen können, aber Pia zwang sich, betont gleichmütig zu lächeln und eine Kopfbewegung zu dem davoneilenden Elbenkrieger zu machen. »Das war Farlan, habe ich recht?«
    »Ich glaube, das ist sein Name, ja. Ihr kennt ihn?«
    »Flüchtig«, antwortete Pia. »Ich war nur ein wenig erstaunt, dass er bei uns ist.«
    »Weil sein Tier getötet wurde? Deshalb ist er noch lange kein schlechter Krieger.«
    »Das habe ich auch nicht gemeint. Aber wir ziehen in die Schlacht, und ein Trexreiter ohne einen Trex ...« Sie hob die Schultern.
    »Es war sein besonderer Wunsch, dabei zu sein«, antwortete Jesus. »Und Eirann erkennt einen guten Mann, wenn er ihn sieht.« Etwas in seinem Blick änderte sich. »Ist es wahr, dass Ihr sein Tier getötet habt?«
    »Ja«, antwortete Pia. Wenn er sie noch ein einziges Mal mit Ihr anredete, dann würde sie ihm die Augen auskratzen. Oder doch mindestens eins. »Hat Alica dir das erzählt?«
    »Nein«, antwortete Jesus. »Ich weiß es von Farlan.«
    »Ich dachte, du verstehst ihre Sprache nicht?«
    »Man muss nicht unbedingt dieselbe Sprache sprechen, um miteinander zu reden«, antwortete Jesus. »So wenig, wie man miteinander reden muss, nur weil man dieselbe Sprache spricht.« Der Trex knurrte, wie um ihm zuzustimmen, und kam einen Schritt näher, der sehr viel schwerfälliger wirkte, als er in Wirklichkeit war.
    »Das hat gesessen«, sagte sie. »Aber das habe ichwahrscheinlich auch verdient. Es ... es tut mir leid, Jesus. Ich weiß, wie sich das anhören muss, aber es ist die Wahrheit. Es tut mir wirklich leid.«
    »Du hättest es mir sagen müssen«, sagte Jesus.
    »Ich weiß«, erwiderte sie zerknirscht. »Ich bin eine dumme Kuh, und der größte Feigling von gleich zwei Welten, aber es tut mir wirklich leid. Ich hoffe, du kannst mir verzeihen.«
    »Wenn es Euer Wunsch ist, Prinzessin.«
    Pia sog scharf die Luft ein. »Wenn du mir keine Chance geben willst, dann sag es doch einfach, und ich gehe und belästige dich ganz bestimmt nie wieder.«
    Jesus starrte sie nur an. Pia hielt seinem Blick noch eine quälend lange Sekunde stand und fuhr dann auf dem Absatz herum, um davonzustürmen.
    Als sie drei Schritte weit gekommen war, fragte Jesus: »Warum hast du es mir nicht gesagt?«
    Pia blieb stehen, raffte all ihren Mut zusammen und brachte es sogar fertig, ihm in die Augen zu sehen, als sie sich herumdrehte. »Vielleicht weil ich Angst hatte, dich zum dritten Mal zu verlieren.«
    »Du meinst Ter Lion.«
    »Ist das nicht der Name, den du dir selbst gegeben hast?«
    »Der Name, ja«, antwortete Jesus.
    »Aber nicht der Mann?« Pia schüttelte beinahe zornig den Kopf. »Was hat Alica dir erzählt?«
    »Nicht viel«, erwiderte Jesus. »Nur dass ...«
    Er sprach nicht weiter, und nach einer noch quälend endloseren Sekunde führte Pia den Satz für ihn zu Ende: »… er in meinen Armen gestorben ist? Und durch meine Schuld?«
    »Von deiner Schuld hat sie nichts gesagt«, antwortete Jesus.
    Pia glaubte ihm, aber sie war trotzdem erstaunt. Das passte so gar nicht zu der Alica, die sie kannte. Aber wenn sie es genau nahm, dann gab es diese Alica ja auch schon seit Langem nicht mehr.
    »Aber es war so«, sagte sie. »Er ist gestorben, weil er den Fehler begangen hat, sich mit mir einzulassen, Jesus. Und vorher bist du gestorben, weil du mich beschützen wolltest – jedenfalls dachte ich, du wärst tot. Und vor ein paar Tagen hätte es dich schon wieder beinahe erwischt, nur weil du das Pech gehabt hast, auf demselben Planeten zu sein wie

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