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Elfenzorn

Elfenzorn

Titel: Elfenzorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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einem Ruck das Kleid über die Schultern und bis zu den Hüften herunter, wodurch er praktischerweise gleich ihre Arme fesselte und sie damit beinahe bewegungsunfähig machte.
    »He!«, protestierte sie. »Du hast es ja ganz schön eilig! Nicht dass mir das nicht schmeicheln würde, aber –«
    Sie brach mitten im Wort ab, als ihr sein Blick auffiel. Lion betrachtete aufmerksam ihre Schultern, ihre Brüste und ihren Bauch und noch einmal alles in umgekehrter Reihenfolge, bis sein Blick schließlich an ihrem Gesicht hängen blieb.
    »Nicht dass mir dein Interesse nicht schmeicheln würde«, sagte Pia noch einmal, und nach einigen weiteren Sekunden, in denen er sie weiter auf eine Art angesehen hatte, bei der es ihr eiskalt den Rücken herunterlief, »aber ich dachte, du hättest vorgestern schon alles gesehen, was es da zu sehen gibt.«
    Lion hob die Hand, wie um sie zu berühren, und ließ den Arm dann wieder sinken. »Du … du hast keinen Kratzer«, murmelte er. »Nicht eine Schramme! Aber all das Blut und ... und Flammenhuf und ...«
    »Ich habe doch gesagt, ich habe Glück gehabt.«
    Lion starrte ihr Kleid an und die zahllosen Risse und Unmengen von eingetrocknetem Blut darauf.
    »Und vielleicht hatte ich auch ein wenig Hilfe«, fügte sie hinzu und legte die flache Hand auf den Schwertgriff. Allerdings nur für einen ganz kurzen Moment. Das Flüstern war noch da. Sie hob die Schultern. »Nun ja, vielleicht ein bisschen mehr.«
    Lions Blick wanderte erneut und noch aufmerksamer über ihren Körper, und das Entsetzen in seinen Augen nahm kein bisschen ab. »Dieses Schwert ... was macht es mit dir, Gaylen?«
    Ich wünschte, ich wüsste es, dachte Pia. »Nichts«, antwortete sie. »Außer, dass es mich beschützt.« Und sie hätte eigentlich erwartet, dass er sich darüber freuen oder wenigstens Erleichterung heucheln würde.
    Stattdessen sah er sie nur beinahe noch erschrockener an,schüttelte schließlich den Kopf und machte wieder einen halben Schritt nach hinten, und Pia schaffte es gerade noch ihr Kleid hochzuziehen und hastig an ihren derangierten Ärmeln herumzuzupfen, bevor er sich vollends umwandte und die Zeltplane vor dem Eingang zurückschlug.
    Alica und die beiden Elben standen in völlig unveränderter Haltung vor dem Zelt, als wäre kaum eine halbe Sekunde vergangen, und zumindest auf Alicas Gesicht lag auch noch immer derselbe halb verblüffte und zur anderen Hälfte empörte Ausdruck, der aber unverzüglich einer Mischung aus Schadenfreude und Häme wich, als sie vor Landras eintrat.
    »Das ging schnell«, sagte sie mit einem bezeichnenden Blick auf Pias derangiertes Kleid, dann auf Lion. Pia ignorierte sie.
    »Ihr wolltet mit mir reden, Schild?«, wandte sie sich betont kühl an Landras. »Ich nehme an, es geht um unsere Verbündeten.«
    »Ich fürchte«, antwortete Landras. »Ter Lion und die ehrwürdige Alischa bringen keine guten Nachrichten.«
    Wann hatten sie das je getan? »Was genau ... soll das heißen?«, wandte sie sich an Lion, aber es war Alica, die antwortete:
    »Wir sind geritten wie die Wahnsinnigen, um so schnell wie möglich hierherzukommen. Nicht am Fluss entlang, sondern direkt durch den Dschungel. Sonst hätten wir sie nie entdeckt.«
    »Wen?«
    »Spuren«, sagte Lion. »Unsere Freundin Ixchel hat uns da das eine oder andere verschwiegen, wie es aussieht.«
    »Spuren von Kriegern«, fügte Landras hinzu. »Ich habe Kundschafter losgeschickt, um sie genauer zu untersuchen, aber Ter Lion glaubt, dass es mindestens tausend sind, wenn nicht mehr.«
    »Tausend Krieger?«, ächzte Pia.
    »Eher zweitausend«, antwortete Alica.
    »Und ihr habt sie gesehen?«, vergewisserte sich Pia.
    Alica nickte, und Lion schüttelte den Kopf. »Nur ihre Spuren«, sagte er. »Diese kleinen Männer sind vielleicht im Dschungel zuHause, aber nicht einmal sie können sich in Armeestärke durch den Wald bewegen, ohne Spuren zu hinterlassen.« Er warf Alica einen warnenden Blick zu, als sie etwas sagen wollte. »Ich weiß nicht, wie viele es sind, aber es müssen sehr viele sein. Auf jeden Fall mehr als ein kleiner Spähtrupp oder ein paar Jäger, die zufällig auf dem Weg hierher sind.«
    »Und was sagt Ixchel dazu?«, fragte Pia.
    »Nichts!« Alica starrte sie an, als zweifelte sie ernsthaft an ihrem Verstand. »Wir haben sie nicht gefragt, was denkst du denn?«
    »Ixchel befindet sich noch in den Stollen«, fügte Landras hinzu. »Zusammen mit dem Großteil ihrer Krieger. Bei Sonnenaufgang hat sie einen

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