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Elfenzorn

Elfenzorn

Titel: Elfenzorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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Kreischen ein fast noch schrilleres Japsen wurde. Lion, der nur wenige Schritte hinter ihr stand, japste ebenfalls, denn für ihn musste es aussehen, als würde der Zwerg von einer unsichtbaren Kraft gepackt und dreißig Zentimeter über dem Boden an dieFelswand gepresst. Auch darauf verschwendete Pia kaum einen Gedanken. Sie überzeugte sich davon, aus dem Inneren des Berges heraus nicht gesehen werden zu können, streifte den Mantel aus unsichtbar machenden Schatten ab und presste den Zwerg nur noch fester gegen die Wand. Gleichzeitig brachte sie ihr Gesicht so nahe an das Graukeils heran, dass sie seinen stinkenden Atem riechen konnte.
    »Habt Ihr es vor Sehnsucht nach mir nicht mehr ausgehalten, oder war es Euch in Chichen Itza einfach zu langweilig, Herr von Ostengaard?«, fauchte sie.
    Gamma Graukeil strampelte noch heftiger mit den Füßen und versuchte sich loszureißen. Pia presste ihn mit noch mehr Gewalt gegen die Wand, sodass sie sich wahrscheinlich nicht nur einbildete, seine Rippen knacken zu hören. » Was zum Teufel geht hier vor?!«, schrie sie. »Ich will jetzt wissen, was hier gespielt wird!«
    Graukeil keuchte eine Antwort hervor, die er wahrscheinlich nicht einmal selbst verstand, und Pia stellte ihre Versuche ein, ihn zur Gänze in die Wand zu rammen, wirbelte ihn herum und schüttelte ihn stattdessen so kräftig, dass seine Zähne nicht aufeinanderschlugen, sondern - knallten.
    »Ihr tut ihm weh, Prinzessin«, sagte Eirann hinter ihr.
    »Na, das will ich doch hoffen!«, fauchte Pia und schüttelte den Zwerg nun nicht nur in vertikaler Richtung, sondern zusätzlich auch in den beiden anderen Dimensionen. »Und wenn er nicht gleich das Maul aufmacht und mir ein paar Antworten gibt, dann zeige ich ihm mal, was richtige Schmerzen sind!«
    Sie dachte eine Sekunde lang (und ohne mit dem Schütteln innezuhalten) darüber nach, wie sie diese Drohung am besten in die Tat umsetzen konnte, kam auf ein paar wirklich interessante Ideen und setzte unverzüglich dazu an, eine davon auszuprobieren. Eirann legte ihr fast sanft die Hand auf die Schulter und sagte: »Es ist nicht seine Schuld, Erhabene. Ich habe es ihm befohlen.«
    Pia schüttelte den Zwerg noch einmal (in jede Richtung), ließihn endlich los und fuhr so blitzartig zu Eirann herum, dass das dumpfe Geräusch seines Aufpralls in ihren eigenen Worten unterging. »Befohlen? Was, Schild?«
    »Uns in einem Abstand von einem Tag zu folgen, zusammen mit seinen Männern«, antwortete Eirann. »Es tut mir leid. Vielleicht hätte ich es Euch sagen sollen.«
    »Und warum habt Ihr es nicht getan?«, fragte Pia.
    Diesmal bekam sie keine Antwort. Eirann sah sie nur mit steinerner Miene an, und das auf eine Art, die ihr klarmachte, dass er ihre Frage nicht beantworten würde, ganz egal, was sie ihm auch befahl oder was sie tat.
    Also fuhr sie auf dem Absatz herum und trat mit einem schnellen Schritt wieder in die Schatten und mit einem halben Dutzend weiterer und genauso energischer Schritte in den Tunneleingang. Etwas wie unsichtbare Spinnweben schienen über ihr Gesicht zu streifen und zerrissen, als sie die Barriere aus Dunkelheit durchschritt, ein Gefühl, das dem ganz ähnlich war, das sie damals in der Ruine in den Favelas gehabt hatte, als sie das erste Mal die Grenze zwischen den Welten durchschritten hatte. Tatsächlich fand sie sich auch jetzt in einer scheinbar vollkommen anderen Welt wieder, auch wenn ihr Verstand ihr sagte, dass sie nur ein Teil derjenigen draußen war.
    Der halbrunde Stollen war nur ein knappes Dutzend Schritte lang und weitete sich unmittelbar hinter der unsichtbaren Barriere zu einer mindestens doppelt so großen Höhle, deren Wände und Decke von einem bizarren Gewirr oberschenkelstarker Balken gestützt wurden, von denen nicht wenige so alt waren, dass sie selbst schon zu Stein geworden waren. Ein halbes Dutzend Tunnel führten tiefer in den Berg hinein, und die Mine musste wirklich außerordentlich ergiebig sein, denn selbst hier blitzte und funkelte es überall in den Wänden. Kleine Einschlüsse von purem Silber, die sich gar nicht erst die Mühe machten, sich in einer Erzader zu verstecken, haarfeine schimmernde Linien, aber auch breite Stränge, dicker als ihre Hand, die das Licht zahlloserFackeln und Grubenlampen so intensiv reflektierten, dass es fast in den Augen wehtat.
    Pia gewahrte auf Anhieb mindestens ein Dutzend Zwerge – wenn nicht ein Mehrfaches dieser Zahl –, die emsig hin und her wuselten, hämmerten und

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