Elfenzorn
beharrte sie stur. »Das ist unmenschlich!«
»Uns bleibt keine andere Wahl, Prinzessin«, sagte Landras. Erstaunlicherweise lag in seiner Stimme mehr Emotion als in derAlicas. »Unsere Stellung ist gut, und es gibt nur einen einzigen Weg hierherauf. Wir können uns verteidigen, selbst gegen eine so große Übermacht, zumindest so lange, bis Schwert Torman mit dem Rest des Heeres hier ist … aber das gelingt uns nicht, wenn uns ein zweites Heer in den Rücken fällt.«
»He, komm schon!«, sagte Alica. »Wahrscheinlich gibt es sowieso noch ein halbes Dutzend anderer Ausgänge! Du weißt doch, wie diese alten Bergwerke sind!«
»Nein«, antwortete Pia. »Weiß ich nicht. Du?«
»Das reicht jetzt!«, fauchte Alica. »Du hast gerade gefragt, warum ich nicht wollte, dass du von alledem hier etwas erfährst? Weil ich mir dachte, dass du genau so reagieren würdest, darum!«
»Wie denn?«, fragte Lion, bevor Pia es tun konnte.
Alica schnaubte noch lauter. Es klang hässlich. »Das hier ist Krieg, Schätzchen! Ein Krieg, der in deinem Namen geführt wird, nur falls du das schon wieder vergessen haben solltest und ob es dir nun passt oder nicht!«
»Ein Krieg, den ich angefangen habe, meinst du?«, fragte Pia bitter.
»Irgendwie könnte man es so sagen«, bestätigte Alica.
»Wenn das so ist, dann wird es wohl Zeit, dass ich ihn auch wieder beende«, sagte Pia. »Und zwar sofort.«
Und damit und noch bevor aus der Verwirrung in Alicas Augen Begreifen und dann jähes Entsetzen werden konnte, fuhr sie auf dem Absatz herum und stürmte auf einen der Tunneleingänge los.
»He!«, schrie Alica. Lion sagte gar nichts, ließ aber nur einen Sekundenbruchteil verstreichen, bevor er ihr nachsetzte, und Eirann bellte einen Befehl in einer ihr unbekannten, hart klingenden Sprache, woraufhin gleich drei seiner Männer versuchten, ihr den Weg zu versperren. Pia tauchte unter den Händen des ersten hindurch und schlug einen Haken. Der zweite prallte mit Lion zusammen, der sie gerade an der Schulter ergreifen wollte, und riss ihn freundlicherweise gleich mit sich von den Beinen. Derdritte warf sich mit einem erschrockenen Keuchen mitten in der Bewegung herum und landete schwer auf dem Rücken, als Eiranns Zorn wie von selbst in ihre Hand sprang und sein tödliches Lied zu singen begann.
Erst nach zwei weiteren Schritten (die nicht einmal genau in die Richtung führten, die sie ursprünglich eingeschlagen hatte) begriff sie, dass die Klinge nicht nach dem Elb gezielt hatte. Nahezu unsichtbar und so schnell wie ein Blitz aus glasfarbenem Licht durchtrennte der Elfenzorn eines der straff gespannten Taue zwischen den Stützbalken, raste weiter und schrammte Funken sprühend an der Wand entlang, bevor er einen der dreißig Zentimeter dicken Balken selbst und dann mit derselben Mühelosigkeit auch noch eine nicht minder straff gespannte Kette kappte. Ein peitschender Knall erscholl, dann ein Knirschen und Rumpeln, und Pia sah aus den Augenwinkeln eine weitere Gestalt in schwarzem Eisen auf sich zuspringen. Dann tat sie etwas, von dem sie selbst nicht genau sagen konnte, was es war (Dai-Ki, vermutete sie), aber das mit einem sich keuchend am Boden krümmenden und nach Luft japsenden Elbenkrieger endete. Eiranns Zorn kappte ein weiteres Tau, das mit einem Laut wie eine straff gespannte Harfensaite zersprang. Dann kamen ihre Stiefel plötzlich auf die Idee, noch einmal die Richtung zu ändern, und sie stolperte auf einen von gleich vier Schattenelben bewachten Tunnel zu.
Erstaunlicherweise ergriffen sie die Flucht, als sie noch fünf oder sechs Schritte entfernt war.
Ohne auch nur einen Deut langsamer zu werden, aber hoffnungslos verwirrt, starrte sie das Schwert in ihrer Hand an, raste weiter und fand sich unversehens in einem schmalen Tunnel mit unebenen Wänden wieder, die von zahllosen Silberadern durchzogen wurden. Wieder erscholl dieses sonderbare Knirschen, diesmal lauter und ungleich machtvoller, und war eigentlich viel eher zu spüren als zu hören. Stimmen begannen wild durcheinanderzurufen, dann zu -schreien, und Pia stolperte noch eingutes Dutzend Schritte weiter, bevor es ihr gelang, anzuhalten und sich erschöpft gegen die Wand sinken zu lassen.
Allerdings nur für eine Sekunde, denn länger dauerte es nicht, bis sich die Silberadern wie Lava durch ihren Mantel zu fressen begannen und sie vor Schmerz aufstöhnen ließen. Hastig stolperte sie vorwärts und kam gerade noch rechtzeitig auf die Idee, dass es vielleicht
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