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Elfenzorn

Elfenzorn

Titel: Elfenzorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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gesenkthatte. Es war kalt geworden, so eisig, dass der Wind nun wie mit dünnen Skalpellklingen in ihr Gesicht schnitt und sie plötzlich wieder froh über den dicken Thermoanzug war, den sie trug.
    Sie befanden sich schon über den Bergen, als sie die Lichter sah. Sie waren winzig und noch sehr weit entfernt und den Gipfeln nahe genug, dass man sie leicht mit Sternen hätte verwechseln können, wären sie nicht gelb und rot gewesen und hätten unregelmäßig geflackert; wie eine Masse winziger blinzelnder Augen, die sie neugierig anstarrten. Ohne dass sie hätte sagen können, warum, hatte der Anblick etwas sonderbar Beunruhigendes, und ihr Gefühl riet ihr, lieber einen Bogen um diese Lichter zu machen, auch wenn ihr Verstand hartnäckig auf dem Gegenteil beharrte und ihr (vermutlich zu Recht) klarzumachen versuchte, dass diese Lichter nichts anderes als Feuer sein konnten und somit auf die Anwesenheit von Menschen hindeuteten.
    Aber wenn sie sich nicht schon vor langer Zeit abgewöhnt hätte, auf ihren Verstand zu hören, dann wäre sie a) gar nicht hier und b) schon lange nicht mehr am Leben. Besser, sie machte einen möglichst großen Bogen um diese Lichter; was immer sie auch bedeuteten.
    Unglückseligerweise war Flammenhuf anderer Meinung.
    Pia hatte ihren Gedanken kaum zu Ende gedacht, da schwenkte der Pegasus leicht herum und hielt nun genau auf die Ansammlung blinzelnder Lichter zu, wobei er gleichzeitig zu steigen begann, denn tatsächlich befanden sie sich zum Teil über ihnen, so dicht waren sie an die Berggipfel herangekrochen. Pia sparte sich die Mühe, auch nur mit einem Wort zu protestieren. Flammenhuf würde sowieso tun, was er wollte.
    Rasch wurde es kälter, und die Luft spürbar dünner, sodass es dem Pegasus immer mehr Mühe abverlangte, mit kraftvollen Flügelschlägen Höhe zu gewinnen. Sie war jetzt wirklich dankbar für die warme Kleidung, die sie trug, und bedauerte nur, nicht auch die Handschuhe angezogen zu haben.
    Fast zu ihrer Enttäuschung – vermutlich aber mit gutemGrund – landete der Pegasus nicht in unmittelbarer Nähe der Lichter, die sie hierhergelockt hatten, sondern im Schutze einer schwarzen Klippe, die die eine Hälfte der Welt einfach auslöschte. Die andere bestand aus einem nicht einmal anderthalb Meter breiten Pfad, neben dem es ungefähr zweiunddreißig Kilometer weit steil in die Tiefe ging. Vielleicht auch ein paar mehr oder weniger.
    Pia kletterte umständlich vom Rücken des Pegasus und begann sich nach den endlosen Stunden im Sattel ganz instinktiv zu recken und zu räkeln, bis sie mit einem Gefühl leiser Überraschung feststellte, dass das gar nicht nötig war. Sie hatte Stunde um Stunde im Sattel zugebracht, ja sogar darin geschlafen und sollte sich eigentlich wie gerädert fühlen, aber das genaue Gegenteil war der Fall: Sie war so ausgeruht und entspannt wie schon seit einer kleinen Ewigkeit nicht mehr; was sie als höchst angenehm empfand, aber auch als ein bisschen unheimlich.
    Nachdem sie sich einige Augenblicke lang vergeblich den Kopf über dieses neue Rätsel zerbrochen und schließlich eingesehen hatte, dass sie es nicht lösen würde, warf sie Flammenhuf noch einen abschließenden misstrauischen Blick zu und machte sich dann auf den Weg. Der vereiste Felsenpfad führte ein unangenehm langes Stück weit an der Klippe entlang, machte dann einen scharfen Knick nach rechts und mündete schließlich in ein Gewirr kniehoher scharfkantiger Fels- und Lavabrocken, durch das sie sich nur mit großer Vorsicht bewegen konnte, um sich nicht an den messerscharfen Graten und Spitzen zu verletzen. Ihre magischen Stiefel waren ihr in diesem Fall keine Hilfe, denn obwohl sie ein paarmal anhielt und darauf wartete, von ihnen die Richtung gewiesen zu bekommen, rührten sie sich nicht. Dafür handelten sie sich ein paar kräftige Schrammen an den scharfkantigen Felsen ein, was Pia mit einer zwar vollkommen widersinnigen, aber gehässigen Befriedigung erfüllte.
    Der Weg machte einen weiteren scharfen Knick, und Pia vergaß die Stiefel, Flammenhuf und sogar die Kälte.
    Orks.
    Vor ihr befanden sich Orks, mindestens zwei. Einer hockte mit weit nach vorne hängenden Schultern gegen einen Fels gelehnt da und schien zu schlafen (selbst in dieser Haltung war er noch größer als sie), der andere stand nur ein kleines Stuck entfernt da und wandte ihr den Rücken zu, wobei er sich auf einen Speer oder langen Wanderstab stützte. Seine Haltung verriet, dass er sehr müde und

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