Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Elfenzorn

Elfenzorn

Titel: Elfenzorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
Vom Netzwerk:
nebst etlichem anderem, dass sie jetzt nicht mehr Pia war, das Kind der Favelas und die Diebin, sondern Prinzessin Gaylen, die wiedergeborene Elfenprinzessin, Bezwingerin der Orks, Herrin der Schatten, Magierin und Beherrscherin von Eiranns Zorn, und sie würde sich ganz gewiss nicht von ein paar albernen Bäumen und Dornenbüschen unterkriegen lassen.
    Nicht einmal, wenn sie brennen sollten.
    Aber der Anblick, der sich ihr bot, stimmte sie auch nicht gerade optimistisch.
    Der Dschungel setzte sich unter ihr fort, und das wortwörtlich, so weit das Auge reichte; eine sanft gewellte grüne Decke aus Baumwipfeln, wie ein mitten in der Bewegung erstarrtes Meer aus grünen Wellen, in dem man tatsächlich eine gewisse Regelmäßigkeit erkennen konnte, als gäbe es da geheimnisvolle Unterströmungen und Strudel, die dem vermeintlichen Chaos eine nicht wirklich zu greifende, aber dennoch spürbare Ordnung aufzwangen. Hier und da gab es eine Unterbrechung, eineLichtung, einen weiteren Steilhang. All das war auch Teil der geheimnisvollen Ordnung, deren Sinn ihr verborgen blieb. Dennoch war dieser Dschungel endlos. Irgendwo, sehr weit entfernt, glaubte sie etwas auszumachen, das Berge sein mochten, vielleicht aber auch nur der Dunst der Entfernung, aber selbst sie waren grün. Und selbst wenn es diese Berge wirklich gab und sie das Ende dieser grünen Endlosigkeit darstellten, hätten sie genauso gut auf der Rückseite des Mondes liegen können. Bis dorthin mussten es hundert Meilen sein, wahrscheinlich sogar mehr.
    Sie hatte irgendwo einmal gelesen, dass man in einem Dschungel wie diesem (wenn man gut in Form und perfekt ausgerüstet war) zwischen zwei und drei Meilen am Tag zurücklegen konnte, und sie fühlte sich im Moment alles andere als gut in Form, und ihre Ausrüstung bestand aus einem Messer, einem Skianzug und einem Paar magischer Stiefel.
    Und einem fliegenden Pferd.
    Pia blieb eine weitere Minute reglos stehen, und die Bezeichnungen, mit denen sie sich in dieser Zeit selbst belegte, waren noch um einiges fantasievoller als gewöhnlich. Dann drehte sie sich herum, sah in Flammenhufs höhnisch grienendes Pferdegesicht hinauf und trat schließlich neben den Pegasus. Er kam ihr mit einem Mal sehr viel größer vor als noch vor einer Minute. Der schwarze Sattel erinnerte sie aus irgendeinem Grund plötzlich an ein bizarres mittelalterliches Folterinstrument, und über das, was er mit seinen Flügeln tun konnte, wollte sie lieber gar nicht erst nachdenken.
    »Du nimmst mir das, was ich vorhin gedacht habe, doch nicht übel, oder?«, fragte sie.
    Flammenhuf schnaubte.
    Was immer das bedeuten mochte.
    »Und du weißt, dass ich ... äh ... noch nie zuvor geritten bin?«, fuhr sie fort. »Ich meine … also große Strecken und auf einem ... ähm ... fliegenden Pferd?«
    Flammenhuf schnaubte erneut, schüttelte den Kopf hin undher und bespritzte sie mit einer Mischung aus Sabber und Rotz, und Pia zog es vor, der Einladung zu folgen, bevor der Pegasus auf noch fantasievollere Ideen kam.
    Es fiel ihr unerwartet leicht, auf den Rücken des Pegasus zu steigen und in den Sattel zu gleiten. Er sah vielleicht aus wie ein Folterinstrument, fühlte sich aber ungemein bequem und auf eine sonderbare Weise ... richtig an, und sie rutschte völlig ohne ihr eigenes Zutun (oder gar zu wissen, was sie da tat) in eine bequeme Position. Ihre Stiefel glitten ganz von selbst in die Steigbügel und fanden sicheren Halt, und der Hengst begann mit den Vorderhufen zu stampfen und spreizte die Flügel.
    »Also, nur um das noch einmal klarzumachen«, sagte Pia. »Ich bin keine gute Reiterin, und geflogen bin ich überhaupt noch nie. Ich wäre dir also dankbar, wenn du –«
    Ganz offensichtlich interessierte Flammenhuf nichts von alledem. Der Hengst stieß sich mit einem gewaltigen Satz ab, katapultierte sich sieben, acht Meter weit ins Leere hinaus und schlug das erste Mal mit den gewaltigen Schwingen, um noch mehr an Höhe zu gewinnen.
    Pia hatte nicht das Gefühl, nach oben zu steigen. Vielmehr schien der Dschungel einfach unter ihr in die Tiefe zu stürzen, als wären die Stützpfeiler der Welt zusammengebrochen.
    Sie wusste nicht, ob sie schrie – wahrscheinlich tat sie es –, aber wenn, dann ging ihr Schrei im Rauschen seiner gewaltigen Schwingen unter. Rote Panik verschleierte Pias Blick, und ihre Hände krallten sich so fest in Flammenhufs weiße Mähne, dass der Pegasus mit einem erschrockenen Schnauben den Kopf in den Nacken warf.
    Und

Weitere Kostenlose Bücher