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Elfmeter fuer die Liebe

Elfmeter fuer die Liebe

Titel: Elfmeter fuer die Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lex Beiki
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seien überall ausverkauft, hieß es in den Nachrichten, kein Auto beführe mehr die Landstraße ohne Wimpel an mindestens einem Fenster und in Bielefeld hatte man aus irgendeinem Grund einen Laib Brot in Stadiongröße gebacken und mit grasgrüner Petersilie bestreut.
    Und so hatte ich keine Zeit mehr, mich um irgendwelche Verschwörungstheorien zu kümmern, denn so kroch der Morgen des Halbfinalspiels über den Horizont.
    Ich war aufgestellt. Ich hatte keine Ausrede, nicht mitspielen zu können. Körperlich, so betonte Doktor Frühling immer wieder, sei ich in der Form meines Lebens.
    Also spielte ich. Von außen betrachtet musste ich eine immens lächerliche Figur abgeben: Zwar fiel ich nicht mehr ganz so oft über Füße und Ball wie noch zu Beginn meiner fragwürdigen Karriere, doch meine Bewegungen waren dennoch so weit von Elegance entfernt wie Simmel von Schiller. Zum ersten Mal allerdings hatte ich Spaß an der Sache. Natürlich war ich innerlich verkrampft, ein einziges, hysterisches Nervenbündel – immerhin hatte jeder Fehlpass das Potential uns ins Aus zu befördern; dennoch empfand ich zwischen meinen neurotischen Angstschüben so etwas wie Freude. All die Aufmunterungsgespräche mit Morgenrot und Dr. Frühling, die mich zwar für jemand anderen hielten, waren dennoch gefruchtet: Mittlerweile glaubte ich beinahe selbst daran, dass ich nicht die absolute Obernulpe war, die ich immer gedacht hatte zu sein; rein sportmäßig. Sicherlich ließ mein Umkreisdenken immer noch zu wünschen übrig; sicherlich fiel ich öfter hin als jeder andere Mensch; doch langsam keimte in mir der Verdacht, dass es mir nicht verwehrt war, das Leben dennoch zu genießen. Ich kam mir vor wie ein Fleisch gewordenes Mutmach-Buch für Kinder.
    Doch dann schaute der Schiedsrichter im entscheidenden Moment nicht hin. Ein Pass von Robbie Zwei an Jan; der flankte zu Käppi und Robert „Käppi“ Cupcake, der heute für Morten im Sturm aufgestellt war, hätte den Ball mit Sicherheit ins Tor geschmettert, was uns das Eins zu Null eingebracht hätte. Doch Goran Zungenbrecher warf sich dazwischen und sprang Käppi in die Hacke. Ein klares Foul, das auf wundersame Weise nur dem Schiedsrichterteam entging. Für meinen energischen Protest beka m ich einen wilden Anschiss vom Unparteiischen und eine gebellte Verwarnung zu hören.
    „Das hätte rot geben müssen!“, schrie ich in der Halbzeitpause Morgenrot an, der uns in die Kabine lotste. „Platzverweis! Öffentliche Steinigung!“ Ich wollte mich gar nicht wieder beruhigen; schon gar nicht, weil Teflon viel zu zufrieden in der Ecke hockte, wie ein Intrigant auf Glückshormonen.
    „Das war eben ein Unglücksfall“, beruhigte Morgenrot uns. Dann erklärte er, auf seine eigene sanfte Art, wie wir die Strategie für die zweite Halbzeit ändern müssten, damit es nicht bei einem Null zu Null blieb und eventuell sogar zum Elfmeterschießen kam.
    „Elfmeter ist doch kein Problem!“, dröhnte Morten, der kurz davor war, jemandem eine Maulschelle zu verpassen. „Der Tobi haut die Pille rein und dann ist Ruhe im kroatischen Karton.“
    „Nee“, bestimmte ich. Ich stand auf, stemmte die Hände in die Hüften und deklarierte: „Soweit kommt es gar nicht, weil wir jetzt rausgehen und denen die Hütte abfackeln!“ Mein eher kleinlautes „Metaphorisch gesprochen“, ging im Beifallssturm unter. Wenn Teflon darauf aus war, dass wir verlören, weil er irgendwie in dieser kroatischen Verschwörungssache mit drin steckte, würde es mir ein besonderes Vergnügen sein, Alles zu geben und zu gewinnen. Vielleicht war das Spiel an diesem Abend abgekartet, doch das hieß nicht, dass wir nicht trotzdem als Sieger aus der Partie hervorgehen konnten; mit dem einzigen Mittel, das uns zur Verfügung stand: Fair Play.
     
    Die Zeit verflog wie im Schokoladenrausch. Zwischen Flanken und Passen, Rennen, Dribbeln, Ausweichen und Decken, schrumpfte der Rest der Welt auf Stecknadelkopfgröße. Es gab nur noch den Platz, das Tor, den Gegner – alles, was außerhalb des Stadions vor sich ging, verlor jegliche Bedeutung. Das Gefühl, das ich sonst nur zwischen duftendem Badeschaum erlangte, nämlich, dass es nur diesen einen Moment gab in einer Welt, die sich extra für mich langsamer drehte, dieses Gefühl stellte sich nun ein, während ich Hin und Her eilte, mit den Füßen den Ball, mit den Gedanken den Spielverlauf verfolgend. Und ich traf. Ich traf nicht nur den Ball (und das mehrmals), ich traf sogar das

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