Elfmeter fuer die Liebe
Pressekonferenz zu, die im nächsten Besprechungszimmer gehalten wurde; Leander und ich im Schlepptau. Durch die Scheibenfront sahen wir, wie Käppi und Robin sich verschwitzt aber wacker den Fragen der Journalisten stellten. Morgenrot stand daneben und nickte ab und zu zufrieden. Teflon an seiner Seite sah so aus, als konnte er das Ende dieses Traras nicht abwarten. Vermutlich juckten seine Finger bereits, das unliebsame Ergebnis an seine Verschwörungskollegen weiterzuleiten; ich konnte mir gut vorstellen, dass bei denen im Syndikat gerade mehr als nur der Baum loderte.
Es ging alles viel schneller und unspektakulärer von statten als ich mir gewünscht hatte. Oliver gab Morgenrot ein Signal, der daraufhin, höfliche Entschuldigungen vorbringend, die Konferenz zu einem raschen Ende führte. Vier kurze Sätze wechselten der Manager und der Bundestrainer leise; von Außen betrachtet kein Gespräch von besonderer Bedeutung. Dann näherte Oliver sich Teflon und Morgenrot eilte von dannen, um, wie sich kurz darauf herausstellte, mit einem zivilen Polizeibeamten wiederzukommen. Teflons iPhone wechselte subtil den Besitzer und verschwand in Olivers Jacketttasche. Ohne großes Aufsehen und ohne, dass die immer noch wirr durch die Gegend schwirrenden Journalisten etwas davon mitbekamen, wurde Nikola Teflon, Co-Trainer der deutschen Fußballnationalmannschaft, klammheimlich abgeführt. Wenn ich tatsächlich Unrecht hatte (was ein unfreundlich insistierender Teil von mir nicht ausschloss), warteten auf Tobias Weizenfeld Schande und Arbeitslosigkeit; und auf Evelin Sirup die Bürde, ein Leben zerstört zu haben.
Kapitel 17 – Titelverteidiger
André kam am nächsten Morgen damit an. Online News. Von wegen Intrige und Nikola Teflon mit irgendwelchen Wettskandalen dabei. Der kriegte sich gar nicht wieder ein, der André. Titus meinte, er hätte das schon immer geahnt. In der Zeitung stand, dass Nikola mit so ein paar Schiedsrichtern einige EM Spiele geplant hatte. Weil niemand gedacht hätte, dass die auch nur in die Vorrunde kommen würden , hatten die dafür gesorgt, dass Kroatien weiterkam. Wenn sie die Mannschaft ins Finale gemogelt hätten, hätten die alle eine ganze Menge Geld kassiert. Auch von der kroatischen Mafia. Dann war aber doch alles anders gekommen, und Teflon hatten sie auf frischer Tat ertappt – es ging um irgendwelche SMS, die er noch auf dem Handy hatte. Irgendwer hatte der Polizei wohl einen Tip gegeben, so genau stand das da nicht. Es war auch ziemlich kompliziert und die bei der Zeitung wussten auch nicht so richtig Bescheid. Immerhin war Nikola wohl nur so ein kleiner Fisch, deswegen bot man ihm an, gegen die anderen auszusagen , gegen gemilderte Strafe. Hat er dann wohl auch gemacht.
Jedenfalls freuten sich alle, dass das noch vor dem Finale in Monaco rausgekommen war, damit wenigstens das Endspiel unbeschwert genossen werden konnte. Für das hatten wir ja auch Karten. Aber ich weiß auch nicht, was an dem Tag mit mir los war. Vor dem Spiel war mir richtig schlecht. Schon im Auto auf dem Weg nach Monaco ging das los. Ich konnte nichts essen, fast als müsste ich selber spielen. Wenn ich ohne die anderen da gewesen wäre, ich glaube, ich wäre wieder heim gefahren. Weiß der Geier, warum es mir plötzlich so mies ging. Wie Lampenfieber.
Julian und André holten schon Getränke, während Titus, ich und die anderen vorgingen zu unseren Plätzen. Wir waren ziemlich weit vorne, das war ein toller Glücksgriff gewesen mit den Karten. Ich trug wieder dasselbe Fantrikot, weil André mir das geschenkt hatte.
Evelin spielte super. Wirklich, die hatte sich so verbessert! Aber ich konnte mich überhaupt nicht konzentrieren. Nichtmal still stehen war drin, geschweige denn sitzen. Irgendwie fühlte ich mich, als wenn ich auf was warten müsste. Nur wusste ich nicht, auf was. Um uns herum war jedenfalls Bombenstimmung. Da wurde gelacht und getanzt und gesungen. Und Fahnen geschwenkt und alberne Papierhüte verteilt.
Erst in der sechsundfünfzigsten Minute verstand ich, was mit mir los war. Da wurde Cem eingewechselt. Und wie der so auf den Platz lief, da zog sich in mir alles zusammen. Am liebsten wäre ich hinterher gelaufen. Plötzlich wurde mir klar, dass das alles überhaupt nicht wichtig war. Also, ich meine die Nationalmannschaft und Profifußball und überhaupt. Das Wichtigste in meinem Leben war gar nicht das Spiel, das Wichtigste war Cem. Was war ich nur für ein Trottel gewesen! Das
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