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Elfriede im Salon (German Edition)

Elfriede im Salon (German Edition)

Titel: Elfriede im Salon (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henry Milk
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Teller, das zugehörige Besteck und drang, nicht nackt, in den Salon ein. “Nun gibt es eine Stärkung für die Akteure”, rief sie aus. Sie platzierte die Teller vor Lulu hin, die verstärkt glaubte, im falschen Film zu sein, aber sie zeigte sich tatsächlich häuslich, verteilte die Teller und das Besteck, während Elfriede das Fleisch holte. Die Philosophen arbeiteten, wenn überhaupt geistig und ließen sich von den zwei Dienstmädchen bedienen. Elfriede brachte das Lamm. Glücklicherweise war Lulu keine Vegetarierin. Elfriede brachte zwei Auflaufformen mit dem Kartoffelgratin und schließlich das Gemüse und suchte sich ihren Platz. Lulu wurde gefragt, ob sie statt Champagner Rotwein trinken wolle, aber Lulu blieb bei ihrem Champagner. Die Fleischeslust der Philosophen sprang von den zwei Damen auf die Lammkeule über. Hierbei konnte man sich wirklich gehen lassen. Man wagte überdies wieder, Rotwein zu trinken.
    Lulu, die auch Appetit hatte, bemerkte besorgt, dass Knoblauch im Spiel war. Knoblauch war schlecht fürs Geschäft. Bevor sie etwas gegessen hatte, war es so, als ob ihr die Ausdünstungen des Knoblauchs in ihre Nase traten. Dennoch nahm sie beherzt von allem, jeweils ein bisschen. Die Lammkeule hatte in einer Marinade mit Knoblauch gelegen und selbstverständlich gehörte in das Gratin und die Tomatensauce Knoblauch. Ihr kam der ketzerische Gedanke, am nächsten Tag nicht zu arbeiten, aber sie hatte schon Termine. Sie brauchte die Freier ja nicht küssen.
    Vielleicht mochte ja der Knoblauch die bösen Geister des Salons vertreiben. Wie ungehemmt sich die Philosophen über das Fleisch hermachten. Das, was sie bei den Frauen nicht vermocht hatten, zeigten sie nun dem Lamm. Und Elfriede wurde für ihr Essen so gelobt wie nie zuvor. Wie fein doch das Gratin war, wie zart das Fleisch. Elfriede wünschte sich, dass im gleichen Maße andere Qualitäten von ihr gelobt würden. Beim Schmaus schienen die Philosophen Dinge überstürzen zu wollen, die ihnen bisher in ihrer delikaten Mission gefehlt hatten.
     
     
     
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    Die Philosophen zeigten keine Verlegenheit beim Essen und ihre durchschnittliche Geschwindigkeit hätte andeuten können, dass es galt, sich zu beeilen, weil man etwas sehr wichtiges nicht verpassen wollte. Dem Tempo von Professor Hügel und Dr. Schwarz konnte keiner folgen, und das, obwohl Dr. Schwarz den Ruf eines bedächtigen Essers hatte. Um so größer die Verlegenheit gewesen war, um so mehr schlang man. Wussten die Männer nicht, dass nach dem Essen eine schier unmögliche Aufgabe auf sie wartete? Obwohl Elfriede sich auch schneller als sonst über ihr Essen hermachte, bemerkte sie fast besorgt, wie stark sich Dr. Schwarz gewandelt hatte. Professor Hügel war als schneller Esser bekannt, vertuschte dies aber gewöhnlich damit, dass er mehr aß als die anderen. Auch er übertraf sich heute selbst. Nur Lulu ließ sich nicht vom Tempo der anderen anstecken. Es lauerte in dem Essen ja auch eine Gefahr, die man zwar nicht ganz mit einem Tripper oder gar Aids vergleichen konnte, aber der Knoblauch stellte, wenn auch kein gesundheitliches, so doch ein finanzielles Berufsrisiko dar. Immerhin blieb den Anwesenden der Bissen nicht im Halse stecken; ein durchaus denkbares Szenario nach dem Verlauf des bisherigen Abends. Geredet wurde immer noch nicht viel. Das lag einerseits am vorgelegten Tempo, denn es ist auch für Philosophen schwierig mit vollem Mund zu sprechen und dieser schien unentwegt voll zu sein, zum anderen war der befreiende Moment des Essens nicht groß genug, um über die Lust zu philosophieren und einen weiteren Verlauf der Orgie zu planen. Genau das aber musste geschehen.
    Elfriede wartete darauf, dass irgendjemand ansprechen würde, dass sie nach dem Essen zu gehen hätte. Sie würde nicht mehr gebraucht werden. Niemand der Philosophen hatte sich darüber gewundert, dass sie Lammkeule aufgetischt bekommen hatten. Elfriede hatte sie am Vortage frisch eingekauft und vorbereitet, ein eindeutiges Indiz dafür, dass sie geplant hatte, an diesem Abend dabei zu sein. Ohne Elfriede wäre ein Essen womöglich ganz ausgefallen, bzw. man hätte einen Pizzadienst oder Ähnliches bemühen müssen, denn es wäre unwahrscheinlich gewesen, dass beim Treiben im Salon einer der Junggesellen die Muße gefunden hätte, etwas Vernünftiges zu kochen. Man musste Elfriede dankbar sein und eine ähnliche

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