Elfriede im Salon (German Edition)
Argumentation legte Elfriede sich zurecht, wenn einer der Männer auf die abwegige Idee kommen würde, sie nach Hause schicken zu wollen. Vielleicht würde ja auch die Nutte nach Hause geschickt, da sich eine Einsicht durchsetzte, dass eine weitere Anwesenheit der Nutte ihrem Projekt nur schaden würde. Man könnte dann in Ruhe über die Vorfälle des Abends und ihre philosophischen Implikationen diskutieren. Auch in diesem Fall würde Elfriede darauf bestehen, anwesend bleiben zu dürfen. Sie war ungemein neugierig darauf, was die Männer zu sagen hatten. Selbstverständlich würde sie dann angezogen bleiben, denn wenn sich auch herausstellen sollte, wie unbefriedigend der Sex mit der Nutte gewesen war, wäre ihre Chance, die Männer verführen zu können, um wirklich guten Sex in den Salon zu bringen, äußerst gering gewesen. Oder? Wollte sie das überhaupt? Wenn denn aber die Orgie mit der Nutte fortgesetzt werden sollte, sah sie eine Chance der Beteiligung und ihre Möglichkeit, dem weiteren Treiben auf die Sprünge zu helfen. Wenn gleich sie Angst hatte, ihren Wunsch zuzugeben, vor sich selber und vor den anderen. Sollte sie denn nur weiter als Serviererin dienen, wenn auch in Dessous garniert? Sie wollte sich nicht um die Konsequenzen für ihren weiteren zukünftigen Verbleib im philosophischen Salon scheren. Die nächsten Abende im philosophischen Salon würden kommen, und es war eine absurde Idee, als Nutte oder gemeinschaftliche Geliebte der Philosophen zu verkommen. Genauso wenig war der Salon eine Oben-ohne Bar, in dem sie mit nackten Titten und kleinem Höschen zu arbeiten hatte, um sich unentwegt ihren Arsch tätscheln zu lassen. Oft würden sich das die Männer insgeheim wünschen und es würde schlimmer sein, würde es zum Geschlechtsverkehr zwischen ihr und einem der Männer kommen. Man hätte voraussetzen können, dass die schon älteren Männer erwachsen genug waren, um kindische, sinnlose Wünsche zu unterdrücken, wenn gleich sexuelle Wünsche im wesentlichen - bis auf wenige Jahre Pubertät - bei Erwachsenen auftreten. Vielleicht wurde aus Professor Hügel eine Art Professor Unrat, der der jungen Frau in närrischer Weise verfallen würde, obgleich Elfriede weit davon entfernt war, die Männer ausnutzen zu wollen. Man würde vielleicht am nächsten Abend, einem nüchternen Abend mit ihr ins Gericht ziehen, mit der Konsequenz, dass sie sich ein anderes Dienstmädchen suchten und womöglich eine, die ein ähnliches Alter vorzuweisen hatte wie die Männer. Vielleicht würde man in Zukunft ganz auf weiblichen Beistand verzichten. Keineswegs würde das Strafgericht von ihr verlangen, ihren Arsch zu entblößen, um ihr die nötige Strafe in Schläge zukommen zu lassen. Auch Elfriedes Gedanken drehten sich im Kreis. Sie war sich nicht sicher und eine Folge davon war, dass auch sie schneller aß als üblich. Trotz ihrer zunehmenden Irritiertheit hatte sie ein gutes Essen zustande gebracht und vielleicht dennoch die Suppe ganz schön vermasselt. Sollte sie sich nun freiwillig zurückziehen, um den Schaden begrenzen? Gab es denn noch etwas zu begrenzen. Sie hatte Dr. Schwarz ihren nackten Arsch gezeigt, damit dieser ihn tätschele, ihm Schläge gab, damit es vernehmbar klatschte. Die Männer zeigten ihr gegenüber keinen Unmut, sondern hatten sie vielmehr wegen des vorzüglichen Essens gelobt.
Es war nun Halbzehn und der weitere Verlauf des Abends schien vollkommen ungewiss. Würde es zu einer Wiederholung des verklemmten ersten Teils kommen? Essen war offensichtlich einfacher, als über Sex zu philosophieren oder diesen freizügig zu praktizieren. Nicht zu wissen, was zu tun ist, kann schlimm sein. Bei einer weiteren Anwesenheit Elfriedes könnte man sie nicht ohne Weiteres aus dem Raum schicken. Sollte sie der Spülmaschine beim Spülen zusehen? Die Abräumarbeiten wären schnell getan und die Männer waren durchaus selbst in der Lage, Musik aufzulegen oder sich Wein einzuschenken. Wenn sie schon nicht der Spülmaschine zusehen würde, wem dann? Es schien so, dass sie bei ihrem weiteren Verbleib im Salon nur zuschauen könnte, wem auch immer. Zuhören wäre schon eine andere Sache, wenn gleich sich das auf klassische Musik beschränken konnte. Ihr kam der lustige Gedanke, sich als Protokollführerin anzudienen. Es wäre vielleicht eine gar nicht so schwierige Aufgabe, da ohnehin nicht viel gesagt wurde. Professor Hügel dränge in die Nutte ein und würde sich hektisch in ihr bewegen. Ein Aufstöhnen.
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