Elfriede im Salon (German Edition)
gemacht, ihre Pumps auszuziehen. Die Augenpaare der Männer verfolgten ihre Bewegungen und es schien so, als ob man sich zum ersten Mal bewusst würde, dass Lulu nackt war. Das war selbstverständlich nicht so, aber es schien so, als ob die Männeraugen ein letztes Mal und in sehr konzentrierter Weise diesen nackten Körper aufsaugten. Ein letzter Blick auf ihre hellen Schamhaare, wohingegen die prallen Arschbacken wegen der Winzigkeit des Slips noch weiter sichtbar blieben. Was für ein delikater Anblick! Ein letzter Blick auf ihre nackten, schweren Brüste, die sich dann in der blauen Bluse verbargen. Wenigstens blieben die Beine nackt, da die Hot-Pants an sich auch sehr knapp gehalten war und die Rundungen ihres Arschs betonten. Obwohl nun Lulu nicht mehr nackt, sah sie sehr nuttig aus und ihre Berufskleidung war, wenn auch in recht primitiver Weise, appetitanregend. Elfriede stach Lulu durch ihre Eleganz aus und dennoch veranlasste der Sitz ihrer Hose, auch weiterhin von ihrem Arsch zu träumen. Lulu wurde gebeten, sich mit an den Tisch zu setzen. Man konnte den Männern immer noch nicht verdenken, dass sie, zumindest in philosophischer Hinsicht, sich noch immer nicht wohl in ihrer Haut fühlten. Das Persönchen, das vorhin mit ihnen gefickt hatte und so primitiv wirkte, war weiterhin ein Störkörper in ihrer kleinen philosophischen Welt. Es fiel einfach schwer, sie zu ignorieren. Man konnte sie nicht als gelehrige Schülerin betrachten, der man in gemütlicher Runde einen kurzen Abriss der Philosophie und ihrer Geschichte geben konnte.
Die elegante Elfriede machte sich in der Küche zu schaffen, um die letzten Vorbereitungen für das Essen zu treffen. Sie hing ihren Gedanken nach, war durchaus philosophisch gestimmt und ging einer sinnvollen Tätigkeit nach, wenn gleich sie auch die emotionale Überforderung des Abends nicht abstreifen konnte. Regte sich in einem der Männer etwa ein Bedürfnis, ihr in der Küche zur Hand zu gehen, um ein paar vertrauensvolle Worte auszutauschen. Dr. Schwarz, der von den Toten auferstandene Scheintote, war selbstverständlich zu steif, um in die Küche zu gehen, weg von der Nutte, um der doch sehr vertrauten Elfriede zu gestehen, dass er sie begehre, wenigstens liebe. In der Küche konnte der weitere Verlauf des Abends durchdacht und geplant werden.
Dieser Abend war bisher eine Niederlage, aber das Beharrungsvermögen der steifen Männer war zu groß, um den Abend abzubrechen oder Elfriede etwa in ein weiteres orgiastisches Treiben gleichberechtigt zu integrieren und diesen Abend als gemeinsame Orgie zu feiern, als Auszeit für ihre Philosophie. Dr. Schwarz hätte in die Küche gehen können und Elfriede sanft über ihren Hintern streicheln können. Wie harmlos, denn Elfriede war ja nun nicht mehr nackt. Man hatte gefickt, aber dennoch bisher verloren. Kein “Ich denke, also bin ich”, sondern ein steifes Verharren, das wohl die komplette Selbstauflösung verhindern sollte, gleichzeitig aber Element der Selbstauflösung war. Vielleicht lag es einfach daran, dass die Philosophen keine Übermenschen waren, sondern einfach Menschen, in ihrem Kontext gefangen. Lulu hatte ihr Bestes getan und das war, sich ficken zu lassen, ohne dabei die Initiative zu verlieren. Gab es noch Hoffnung, die Situation im philosophischen Salon wesentlich zu verändern? Auch Robert Unmuth schien nicht in der Lage zu sein, die Stimmung zu kippen, ein weiteres Vorgehen vorzugeben, Gespräche zu initiieren. Der Alkoholspiegel gab keine Souveränität und es war zu befürchten, dass weiteres Trinken die Männer noch unfähiger machen würde. Das anfängliche Selbstbewusstsein von Elfriede hatte sich auch verflüchtigt, nachdem sie in ihren eigenen emotionalen Strudel geraten war. Sie hatte allerdings den Vorteil, dass sie sich durch ihre Küchentätigkeit von der Gruppe distanzieren konnte, aber ihre Küchenarbeit war kein hinreichendes Mittel der Selbstfindung.
Es war schwer zu sagen, inwieweit sich ein Bewusstsein der Niederlage bei den Männern und auch bei Elfriede breitgemacht hatte, da zeitweilig der Eindruck entstand, es gäbe gar kein Bewusstsein im philosophischen Salon. Wie war es möglich, dass die Nutte Lulu und auch die nackte Elfriede aus dem Salon ein leeres Kleinuniversum gemacht hatten, in dem es wie ausgeschlossen war, auf höhere Lebensformen zu treffen. Männer finden gewöhnlich und insbesondere dann, wenn sie eine längere Zeit der Abstinenz hinter sich haben, durch den
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