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Elfriede im Salon (German Edition)

Elfriede im Salon (German Edition)

Titel: Elfriede im Salon (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henry Milk
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Schweigen. Die Nutte würde Dr. Schwarz die Hose aufknöpfen und ihn erneut reiten. Schweigen. Gewöhnlich wurden im philosophischen Salon keine Protokolle geführt. Es schien tatsächlich so, dass sie sich an allem beteiligen musste, damit es Sinn machte, im Salon zu bleiben.
    Robert Unmuth wog ähnliche Gedanken ab. Üblicherweise verschwand Elfriede nach einem Essen nicht aus dem Salon. Oft saß Elfriede bei den Philosophen, hörte zu und stellte hin und wieder auch eine Frage und kümmerte sich ansonsten um Kleinigkeiten. Man hatte nie einen Grund, sie nach Hause zu schicken, erfreute sich an ihr und besprach mit ihr den Ablauf des nächsten Abends. Warum sollte man sich heute nicht an ihr erfreuen? Auch Robert Unmuth misshagten die Konsequenzen des Abends. Er war sich sicher, dass Elfriede zu allem bereit wäre, um im Salon bleiben zu können. Sie hatte selten so stark verdeutlicht, dass sie sich mit dem philosophischen Salon identifiziere. Möglicherweise regte sich in Professor Hügel der Wunsch, dass Elfriede zu gehen hätte, nicht weil er persönlich etwas gegen Elfriede gehabt hätte, sondern nur wegen einer verständlichen Zurückhaltung ihr gegenüber. Dr. Schwarz war vermutlich unfähig, irgendwelche Schlüsse zu ziehen. Der Abend schien eine schwere Niederlage für den Salon zu bringen. War es Zeit, die Katastrophe zu beenden oder sollte man bewusst die Niederlage um ein paar Stunden ausdehnen. Robert Unmuth schien es so, als ob Elfriede keine Schuld am katastrophalen Verlauf des Abends hatte. Sie war vielleicht ein weiteres schockierendes Element. Es bestand kein Grund, ihre Niederlage vor Elfriede zu verbergen. Das katastrophale Vorspiel war nur natürlich und vielleicht auch notwendig, um ein Gelingen des Abends vorzubereiten. Die endgültige Niederlage war sehr wahrscheinlich, wenn auch Robert Unmuth nicht ganz ausschließen wollte, dass der Abend so werden könnte, wie er ihn sich vorgestellt hatte. Er war der Initiator des Abends. Lag hiermit nicht auch die Verantwortung bei ihm, den Abend zu gestalten? In eigene Konflikte verwickelt, aber auch sein Wunsch, die anderen nicht zu bevormunden oder zu gängeln, hatten ihn zum Teil der schweigenden Mehrheit gemacht. Diese Überlegungen brachten ihn dazu, Dinge anzusprechen, die ausgesprochen werden mussten.
    “Meine Herren”, begann er, “ es wird Zeit den weiteren Verlauf des Abends abzustecken. Ich bin nicht bereit, diesen Abend ohne jegliche Anstrengung zu einer einzigen Niederlage des Salons verkommen zu lassen”. Auch wenn er nicht die richtigen Worte fand, wusste jeder, bis auf Lulu, was gemeint war. “Machen wir Schluss oder schicken wir Lulu, Elfriede oder beide nach Hause? Das wäre schade, wenn gleich ich auch nicht sehe, wie wir den Karren aus dem Dreck ziehen können.” Philosophie muss etwas damit zu tun haben, Karren aus dem Dreck zu ziehen, dachte Lulu. Aber wo war der Karren und wo war der Dreck? “Ein Kompromiss wäre, die beiden Damen zu bitten, nach Hause zu gehen”. Er formulierte den Rausschmiss betont höflich. “Wir könnten vielleicht dazu zurückfinden, frei zu reden. Ich muss zugeben, ich habe Lulu lustvoll gestoßen und, entschuldige Elfriede, hatte Lust, Gleiches mit dir zu tun, aber dennoch erscheint mir der bisherige Verlauf des Abends ein Debakel zu sein.” Vergeblich suchte Robert Unmuth bei den beiden anderen Männern auf Resonanz zu stoßen. Elfriede, die gerade zum zweiten Mal von Robert Unmuth geduzt wurde, war sich nun sicher, dass er auf ihrer Seite war, wenn gleich sie natürlich außerstande war, ihre Interessen zu definieren. “Wenn ich sagen darf, ich hatte Lust es ihnen gleich zu tun. Ich hatte Lust, es mit ihnen zu tun. Aber darf ich mir das wünschen? Ich möchte, dass sich nicht viel ändert. Vielleicht wird es Zeit, dass sie Elli und Du zu mir sagen. Was soll ich sagen? Kann man diesen Abend nicht als einmalige, einzigartige Angelegenheit betrachten, der zwar für immer in unserem Gedächtnis bleibt, aber ohne jede Folge für die Zukunft ist, als unser Geheimnis.”
    Dr. Schwarz bemühte sich um eine Antwort: “Wie soll das folgenlos bleiben, was geschehen ist und vielleicht noch geschehen wird. Auch wenn ich es mir wünsche. Ja, ich wünsche mir, dass noch etwas geschehen wird.” War das Dr. Schwarz, der da sprach? “Kann ich euch so verstehen, dass die beiden Frauen bleiben dürfen?”, fragte Robert Unmuth, und Professor Hügel murmelte, dass so etwas wie ein Urknall stattgefunden haben

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