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Elia Contini 03 - Das Verschwinden

Elia Contini 03 - Das Verschwinden

Titel: Elia Contini 03 - Das Verschwinden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Fazioli
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Sie Kinder? Sind Sie verheiratet?«
    Savi erstarrte.
    »Keine Familie?«
    Savi legte die Hände flach auf den Tisch. Dann atmete er tief durch. Sein Blick war gesenkt.
    »Ich hatte eine Familie.«
    Contini wartete.
    Aber Savi sprach nicht weiter. »Egal«, sagte er. »Das hat mit dieser Sache hier nichts zu tun.«
    »Hat Ihre Frau Sie verlassen?«, fragte Contini.
    »Meine Frau ist tot.«
    »Das tut mir leid. Wann ist sie gestorben?«
    Savi, seine gespreizten Hände anstarrend, schüttelte den Kopf.
    Contini sagte nichts.
    Nach einer Weile murmelte Savi: »Sie hieß Rosalba.«

6
Eine öde Sitzung
    Kaum jemand weiß, dass ein großer Teil der Polizeiarbeit in Sitzungen besteht. Emilio De Marchi saß im Konferenzraum der Regionalen Vormundschaftskommission in Massagno. Richter Bonetti, eben von einer anderen Sitzung mit den Kommissionsmitgliedern zurück, hatte dafür gesorgt, dass alle Anwesenden mit Kaffee versorgt wurden.
    »Wir haben eine neue Kaffeemaschine«, sagte er und stellte Dr. Mankell eine Tasse hin. »Vorläufig funktioniert sie bestens, aber ob sie dem Stress hier gewachsen ist, wird sich weisen …«
    De Marchi saß Bonetti gegenüber. An den Tischseiten saßen Corrado Bossi, der Anwalt der Familie Rocchi, und eben Dr. Mankell, der Natalias Rehabilitation begleitete. Eine weitere öde Sitzung, in der es nicht nur um den Fortgang der Ermittlungen ging und um den notwendigen Schutz einer Minderjährigen et cetera blabla, sondern überhaupt um die Zukunft des Mädchens. De Marchi hätte das Protokoll im Voraus schreiben können.
    »Es gilt zu bedenken, dass die Familie Rocchi nicht mehr existiert«, sagte Bonetti. »Natalia steht völlig allein da.«
    Anwalt Bossi fiel ihm ins Wort: »Nun, das ist eine peremptorische Betrachtungsweise, die nicht angemessen ist …«
    De Marchi musste zugeben, dass Bonetti mit seinen quadratischen Brillengläsern und seiner untersetzten Statur offenbar ein tüchtiger Mann war. Zumindest verzettelte er sich nicht in Nebensächlichkeiten, sondern kam immer sofort zur Sache.
    »Enzos Vater, also Natalias Großvater«, erklärte Bonetti, »lebt in einem Seniorenheim und ist völlig außerstande, für seine Enkelin zu sorgen. Er ist indes – insofern haben Sie Recht – der nächste Verwandte. Augusto Rocchi ist sein Name.«
    Richter Bonetti musterte den Anwalt, wie um sich zu vergewissern, dass der richtig verstanden hatte. Dann senkte er den Blick wieder auf die vor ihm liegenden Papiere, schob eines zur Seite und fuhr fort, als läse er vor: »Abgesehen von Augusto haben wir Elena und Federico Rocchi, Letzterer ein Vetter von Enzo. Das Ehepaar lebt in Bern und wird zur morgigen Beerdigung erscheinen. Es besteht kein irgendwie inniges Verhältnis zu dem Mädchen, aber bitte, nähere Verwandte gibt es nun mal nicht. Wie ich schon sagte, Herr Kollege, Natalia steht allein da.«
    Mit einem kurzen Nicken räumte Bossi ein, dass Bonetti die Situation notgedrungen korrekt analysiert hatte. Er präzisierte jedoch: »Es ist nicht unbedingt nötig, dass ein naher Verwandter …«
    »Ich weiß«, unterbrach ihn Bonetti. »Aber bedenken wir bitte, dass Natalia in ein paar Monaten volljährig sein wird. Es geht hier nicht darum, ein unmündiges Kind in einer Pflegefamilie zu platzieren. Auf jeden Fall aber müssen wir Natalia aus dem Scheinwerferlicht heraushalten und möglichst in einem familiären Kontext unterbringen, in dem sie sich erholen kann.«
    »Bei den Canovas geht es ihr gut«, sagte Mankell.
    »Jetzt aber muss sie nach Lugano zurück«, erwiderte Bonetti. »Allein im Haus der Eltern zu leben und von Neugierigen und Journalisten belauert zu werden dürfte schwer für sie sein. Apropos, Herr Kommissär …«
    »Selbstverständlich«, seufzte De Marchi.
    Ein Teil von ihm hoffte, dieses Wort allein drücke alles aus, was die anderen hören wollten. Doch er sah die Blicke aller auf sich geheftet und sah sich genötigt, weiterzusprechen.
    »Die Polizei wird Natalia noch einmal anhören wollen. Selbstverständlich.« Er klammerte sich an dieses Wort, als könnte es die Sitzung abkürzen. »Aber wir wissen inzwischen, dass es Zeit braucht. Der erste Versuch war vielleicht ein bisschen überstürzt …«
    »Zu überstürzt«, kommentierte Bonetti.
    »Zugegeben. Aber es handelt sich um Mord, und ein Mörder läuft frei herum. Dies vorausgeschickt, werden wir uns natürlich bemühen, das Mädchen in Lugano zu beschützen. Über das Wochenende kann sie dann nach Corvesco zurück,

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