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Elia Contini 03 - Das Verschwinden

Elia Contini 03 - Das Verschwinden

Titel: Elia Contini 03 - Das Verschwinden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Fazioli
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Lugano.«
    »Aha, das dürfte der Grund gewesen sein, warum ihr diese Papiere wieder eingefallen sind.«
    Giovanni nickte.
    »Natalia hat den Brief mir gegeben. Sie ist beunruhigt, und wir wissen nicht, was wir tun sollen. Ich habe den Doktor Mankell auf die Papiere angesprochen, aber den Brief nicht erwähnt. Und dann ist mir wieder eingefallen, dass Sie, dass du ja Detektiv warst und dich in solchen Sachen auskennst … Sollen wir damit zur Polizei?«
    »Gute Frage.«
    Nach einer nachdenklichen Pause sagte Contini: »Dieser Name, Kate, stand neben einer der Telefonnummern auf dem Zettel, den ich im Wald gefunden habe.«
    »Ach …«
    »Das ist wie ein Netz. Das Tukan, Kate, die Fragen über Nachtlokale, Savis Angst. Und was steckt dahinter? Warum ist Sonia Rocchi jetzt tot?«
    Contini sprach für sich, und Giovanni hatte plötzlich das Gefühl, er sei gar nicht da. Doch dann sah ihn Contini wieder an und sagte: »Entschuldige, ich schweife ab. Vorläufig würde ich nicht zur Polizei gehen. Lieber erst diese Kate suchen. Ich will nicht, dass ihr was zustößt.«
    »Aber wissen Sie denn, wer sie ist?«
    »Vielleicht weiß ich, wo sie arbeitet. Giovanni, du musst mir zur Hand gehen.«
    »Ich? Was kann ich denn tun?«
    »Natalia vertraut dir.«
    Giovanni merkte, dass er rot wurde, und ärgerte sich. »Ja, weil sie hier in Corvesco sonst keine Freunde hat. Nur deswegen vertraut sie mir.«
    »Meinst du?«
    Contini stellte seine Tasse ab und machte die Musik wieder lauter.
    »Das ist Brassens, der da singt.«
    Giovanni hätte Contini gern gefragt, was er jetzt vorhatte, traute sich aber nicht. Dieser Typ war wirklich schräg. Mon bel amour, mon cher amour, ma déchirure, je te porte dans moi comme un oiseau blessé . Die Stimme wurde nur von einer Gitarre begleitet. Contini hörte zu und starrte ins Kaminfeuer. Il n’y a pas d’amour heureux, mais c’est notre amour à tous deux .
    Natalia wollte schreien, um Hilfe flehen, aus dem Postauto springen und durch den Regen davonrennen. Aber sie konnte keinen klaren Gedanken fassen, hatte kein Wort für ihre Furcht. Diese Hand ließ ihre Schulter nicht los, und die Männerstimme, die ihr ins Ohr raunte, gab keine Ruhe.
    »Weißt du, wir können uns durchaus einigen, wir werden gemeinsam entscheiden, was die beste Lösung ist. Du willst doch sicher nicht, dass jemandem was passiert, oder?«
    »Einigen.« »Entscheiden.« »Passiert.« Natalia klammerte sich an die Wörter, die ihr bekannt waren, um daraus einen Zusammenhang herzustellen und zu begreifen, was der Mann eigentlich meinte, ohne es auszusprechen.
    »Wir sind in Corvesco, und du wirst mir jetzt verraten, ob du jemandem erzählt hast, was am ersten August passiert ist.«
    »Am ersten August.«
    »Mein Verhalten tut mir leid. Ich kann aber nichts dafür, ich wurde praktisch dazu genötigt. Ich war nicht derjenige, der angefangen hat, verstehst du, es ist nicht meine Schuld.«
    »Schuld.« Der Griff um ihre Schulter begann zu schmerzen. Natalia versuchte sich zu entwinden, doch die Hand nagelte sie mit unbarmherziger Kraft auf ihrem Sitz fest. Sie konnte nicht um Hilfe rufen, sie wagte nicht zu schreien. Sie hatte Angst vor dieser Hand. Angst. Schuld. Der Mann entschuldigte sich, und er drohte ihr. Was wollte er denn von ihr? Sie versuchte etwas zu sagen: »Ich … ich vergesse nichts.«
    »Was?«
    »Ich bin geflogen, am ersten August. Nein, geflohen. In die Bäume. Ich bin nicht schuld. Ich weiß nicht, was du willst.«
    »Mach dich nicht über mich lustig, Kleine. Wo hast du die Papiere hingetan?«
    »Die Papiere«, murmelte Natalia. »Ich weiß nicht. Da war Rauch in den Augen, und ich dachte, wenn … wenn ich sie verstecke, kann die Hand sie nicht wegnehmen.«
    »Welche Hand?«
    »Der Mann. Du.«
    »Ich? Hör mir zu, Mädchen …«
    In diesem Moment bremste der Fahrer jäh ab,
    Die Frau mit der roten Jacke stieß einen erschreckten Laut aus.
    »Excusez«, sagte der Fahrer. »Hinter mir ist einer, der mich dauernd biluxiert. Jetzt reicht es mir. Ich frage ihn, was er will.«
    »Biluxiert.« Natalia hatte einen Geistesblitz, der das Wort mit einem Tun in Verbindung brachte: Die Verwendung der Lichthupe nennt man im Tessin »biluxieren«. Schuld sein. Verstecken, Papiere. Allmählich drangen die Wörter in sie ein.
    Der Fahrer, der ausgestiegen war und auf der Straße mit jemandem verhandelt hatte, kam in Begleitung eines Herrn, der unter seinem eleganten Regenmantel Anzug und Krawatte trug, in den Bus zurück.

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