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Elia Contini 03 - Das Verschwinden

Elia Contini 03 - Das Verschwinden

Titel: Elia Contini 03 - Das Verschwinden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Fazioli
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dieser Augusttage, den Gewittern, dem Leben in den Wäldern nicht mehr zu trennen war.
    Natalia hatte mit ihm Schluss gemacht. Tja. Besser gleich, solange es noch nicht so wehtut. So was passiert.
    »Du bist irgendwie komisch zurzeit.«
    »Es ist aber nichts.«
    »Hattest du Streit mit Natalia?«
    Sein Vater stellte gern solche Fragen. Aber Natalias Erscheinen war das Ereignis des Sommers gewesen: Auch seine Mutter musterte ihn mit merkwürdiger Miene, Pietro und Viola wurden nicht müde, sich über ihn lustig zu machen, seine Freunde stichelten. Giovanni stand praktisch im Scheinwerferlicht.
    »Eine Art.«
    »Eine Art was?«
    »Eine Art Streit.«
    »Weißt du, sie ist doch immer noch ziemlich durcheinander. Wenn einem so was passiert ist wie ihr, ist es schwer, anderen zu vertrauen.«
    Giovanni sagte nichts, sondern stopfte eine Tasche in den Kofferraum. Es ist nie leicht, anderen zu vertrauen. Aber er hatte wirklich geglaubt, dass die Sache mit Natalia etwas Besonderes sei. Natürlich war er kein Experte auf dem Gebiet, aber seine Sommerflirts am Meer hatte auch er erlebt, und dass sie anders war als die Mädchen, die er sonst kannte, war ihm sehr klar.
    Natalia hatte Angst. Sie fühlte sich schuldig, weil sie einander direkt nach dem Verbrechen kennengelernt hatten; auch wenn zwischen ihnen etwas Schönes war, lag doch über allem der Schatten der Erinnerung an diese Nacht, die Flucht in den Wald. Deswegen wollte er mit Contini reden. Der Mörder musste endlich gefasst werden, damit sich Natalia von ihren Albträumen befreien konnte.
    Und damit sie beide wieder zusammenfänden.
    »Giovanni, die Mama hat gesagt, ich darf noch eine Limo haben.«
    Giovanni starrte seine Schwester an. »Ja dann hol sie dir halt.«
    »Aber du musst mit mir hin!«
    »Wohin? Wieso denn?«
    »Es ist die letzte Limo, bevor wir fahren, gehen wir zum Grotto, ich hab Geld, schau! Und vielleicht trinkst du auch eine!«
    Viola sprang um ihn herum. Giovanni seufzte und fragte seinen Vater: »Kann ich?«
    Der lächelte. »Geht nur, ihr zwei, Limo ist immer gut …«
    Um diese Zeit war der Grotto Pepito fast leer, und Giovanni erkannte Contini schon von weitem. In einer zerknitterten Jacke, den Hut neben sich auf dem Tisch, saß er vor einer Tasse Kaffee und las irgendwas, ein Blatt Papier, vielleicht war es ein Brief. Schöner Zufall – jetzt, wo Giovanni die Hoffnung schon aufgegeben hatte, tauchte auf einmal eine letzte Chance auf. Aber Viola klebte an ihm wie eine Klette.
    »Setzen wir uns dort drüben hin, wo der Stein ist, der atmet!«
    Violas Lieblingsplatz war der, den fast alle mieden: direkt am Fuß der Felswand, in einer kleinen Nische, die aussah, als sei der Tisch aus dem Stein herausgeschlagen worden. Viola gefiel es hier deshalb so gut, weil aus einer Felsspalte ein kalter Hauch wehte, der nie nachließ und auch an den heißesten Sommertagen eisig und unheimlich war.
    Giovanni begleitete sie zum Tisch und sagte: »Ich hole zwei Limos.«
    »Ich komm mit!«
    Viola war ein traditionsbewusstes Kind: Die letzte Limo des Sommers, bevor die Schule wieder anfing, war ein feierlicher Akt, von dem man keine Sekunde verpassen durfte. Deshalb folgte sie Giovanni auf den Fersen bis ins Lokal, begrüßte höflich Giocondo Bottecchi und bestellte selbst die zwei Limonaden. Giovanni zerbrach sich den Kopf nach einer Ausrede, um mit Contini unter vier Augen reden zu können.
    »Viola, warte du mal hier, ich gehe aufs Klo.«
    »Ich komm mit!«
    Keine Chance. Giovanni warf einen Blick zu Giocondo hinüber, der die Situation auf Anhieb erfasste.
    »Moment, Viola, du musst doch aussuchen, welche Limo du haben willst!«
    »Sind die nicht alle gleich?«
    Giocondo setzte hinter seinem mächtigen schwarzen Schnauzbart eine ernste Miene auf.
    »O nein, kleines Fräulein, ganz und gar nicht … Man muss erschnuppern, welche die beste ist!«
    »Erschnuppern?«, fragte Giovanni verblüfft.
    »Davon verstehst du nichts«, sagte Giocondo augenzwinkernd. »Überlass das uns.«
    »Ich kann gut schnuppern!«
    »Dazu hast du gleich Gelegenheit … Komm mal mit in den Keller.«
    Unterdessen hatte Giovanni sich schon abgewandt und steuerte auf Contini zu, der aufblickte und ihn mit einem Nicken begrüßte.
    »Stör ich?«
    »Setz dich«, sagte Contini. »Trinkst du was?«
    »Geht nicht, ich hab meine Schwester dabei«, seufzte Giovanni und setzte sich auf die Steinbank. »Wir fahren heute in die Stadt zurück.«
    »Tut’s dir leid?«
    »Bisschen.«
    Während Giovanni

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