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Elia Contini 03 - Das Verschwinden

Elia Contini 03 - Das Verschwinden

Titel: Elia Contini 03 - Das Verschwinden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Fazioli
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Eltern tot sind oder aus Angst dass der Mann wiederkommt und mich auch noch umbringt. Sondern weil sich mein Leben so stark verändert hat.
    Es war so schön, wie es war – könnte ich nur die Zeiger Uhr zurückdrehen. Früher konnte ich ganz normal reden, wie alle, mein Gedächtnis hatte keine Löcher. Jetzt, wenn ich versuche an den Mond Dunkelheit an die Nacht
    NACHT
    Nacht, an die Nacht des ersten August zu denken, dann wird in mir alles leer. Manchmal verwechsle ich das Fehlen von Erinnerungen mit dem Fehlen von Wörtern. Zum Beispiel habe ich das Gefühl, dass ich an dem schrecklichen Abend mehrere Male die zweimal gesehen habe, wie er meine Mutter umbringt. Als wäre es immer wieder passiert. Aber wenn ich die Wörter nicht habe, die ich finde bräuchte, um es zu erzählen, verändert sich die Erinnerung jedes Mal.
    Es ist schwer zu beschreiben. Ich habe es Contini zu sagen versucht, aber er meint, ich werde es nie verstehen, solange ich darüber nachdenke. Er meint, ich muss dorthin zurück und die Tür Haus wiedersehen und versuchen, dasselbe noch mal zu tun, was ich früher damals getan habe. Alles, was passiert ist, rekatapul rekapitulieren. Und das will ich nicht.
    Massagno, 21. August
    Ich muss Contini erklären, dass ich raus will aus dieser dieser Geschichte
    Situation – ich meine aus dieser Lage, und dass ich zurück will in mein Leben. Deswegen muss ich aufhören mit diesem dauernden Erinnern und mir lieber überlegen, ob ich nicht gleich wieder in die Schule zurück kann, übernächsten Monat Woche. Mich auf meine Zukunft konzentrieren. Das muss ich auch Giovanni erklären, das wird ihn nicht freuen. Er kann nichts dafür. Wir hatten einfach Pech, wir zwei. Aber ich kann nicht so weitermachen und mich verstecken in der Pause den Ferien also in dem was zwischen uns ist, obwohl es mir gefällt, also er gefällt mir, aber das ist wie ein Schiff Anker der mich an Ort und Stelle festhält. Oder fesselt an das was passiert ist, also an den Mord, an die Angst.
    So. Ich muss es Giovanni sagen, dass ich zu viel Angst habe. Das ist nicht mein Charakter. Aber ich kann jetzt einfach nicht kämpfen.
    Ich weiß dass der Mann der Mörder eine Gefahr ist die nicht verschwindet. Ich kann noch nicht wirklich darüber nachdenken aber ich weiß, dass mich an dem Tag in Corvesco, als es so wahnsinnig geregnet hat, etwas an ihn erinnert hat. Vielleicht habe ich ihn gesehen. Warum ist die Erinnerung schon wieder weg? Ich weiß dass ein Mann mich angesprochen hat, im Zug im Postauto, aber was er gesagt hat, weiß ich nicht mehr, keine Ahnung.
    Ich erinnere mich nur, dass Peter mir erklärt hat, was der Mann sagte.
    Und ich weiß noch, dass ich gedacht habe: ich bin nicht in Sicherheit. Und dann ist Peter bei mir zu Hause umgebracht worden. Das heißt doch, dass der Mann früher oder später wiederkommt, dass er mich sehr leicht kriegen kann. Aber es gibt eine Zeit zu kämpfen und eine Zeit zu fliehen. Wenn ich weiß, wie ich mit der Angst und dem Verlust umgehen soll, dann kann ich nach der Wahrheit suchen. Jetzt will ich nicht mehr nach Corvesco, und ich will auch nicht mehr mit Contini reden. Ich brauche Abstand.
    Ich frage mich dauernd, ob ich je wieder ein normales Leben haben werde. Gleichzeitig denke ich, das gibt es gar nicht, ein normales Leben. Giovanni sagt, ich denke grüble zu viel. Vielleicht hat er Recht. Aber er hat leider keine Ahnung, wie das ist.
    Ich muss Giovanni sagen, dass wir uns nicht mehr sehen können.

4
Das Atmen des Felsens
    Vor der Abreise wollte Giovanni eigentlich noch bei Contini vorbeischauen, aber dann schob er es ständig vor sich her. Schließlich war er schon damit beschäftigt, das Gepäck auf dem Dachträger des Autos zu verstauen, und hatte Contini noch immer nicht gesehen.
    »Was ist?«, fragte sein Vater. »Magst du nicht mehr nach Hause?«
    Von Giovanni kam nur ein Achselzucken.
    Es war Ende August, und fast alle Ferienhäuser von Corvesco waren schon für den Winter verriegelt. Wie ein Zeichen des nahen Endes. Dabei war die Regenphase vorbei, die Sonne stach wieder herab, und die Wiesen summten vor Insekten. Aber die Tage waren merklich kürzer, und man blieb nach dem Abendessen im Haus. Die Stimmung wurde herbstlich, man bekam Lust auf die Stadt, auf Verkehr, auf abendliche Kinobesuche.
    Giovanni hasste diese Tage. Er war kein Faulpelz oder sentimentaler Nostalgiker, der das süße Nichtstun der Sommerferien nicht loslassen konnte. Aber er wusste, dass Natalia von der Gewalt

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