Elidar (German Edition)
entweder Ibram oder Sao-Tan hier auftaucht und nachsieht, warum es so seltsam riecht.«
Sie hatte recht. Kaum hatte sie die Eier in eine Pfanne geschlagen, in der das Fett schon bedrohlich zu rauchen begonnen hatte, stand Ibram in der Tür. Er stieß einen entsetzten Schrei aus und schob Elidar so umstandslos zur Seite, wie sie es vorher mit Luca getan hatte. Er riss die Pfanne vom Herd und kippte die halb rohen, halb verkohlten Eier in den Schmutzeimer.
Elidar schmunzelte, denn in diesem Moment kam auch Sao-Tan herein und fragte: »Ist etwas passiert?«
»Das Frühstück wäre beinahe von zwei Unholden ermordet worden«, erklärte Elidar. »Ibram kam als strahlender Retter für die unglücklichen Eier leider etwas zu spät.«
Der Yasemit schnaubte, und Sao-Tan griff lachend nach einer Scheibe Brot.
Sie frühstückten gemeinsam im Hof hinter dem Haus, nachdem Luca und Ibram den großen Tisch aus dem vorderen Zimmer hinausgetragen hatten.
Sao-Tan, der mit anpacken wollte, wurde von Elidar und Morgenblüte mit sanfter Gewalt daran gehindert. Der Schwertmann bewegte sich immer noch vorsichtig und ein wenig steif, und er hatte die jugendliche Anmutung verloren, die ihn in seit dem Winter auf so erstaunliche Weise ausgezeichnet hatte.
Aber nun saßen sie im Schatten der Hausmauer, unter dunklem Weinlaub und blühenden Herbstrosen, hatten die bis auf wenige Krümel leer geputzten Teller und Bretter zusammengeschoben und tranken bitteren, heißen Cha'fai. Luca hatte mit einem Zwinkern eine kleine Tonflasche auf den Tisch gestellt, deren Versiegelung er nun sorgfältig aufschnitt. »Es ist ein süßer Wein, mehr eine Leckerei als ein Getränk«, erklärte er und schenkte jedem eine Probe der dickflüssigen, beinahe schwarzen Flüssigkeit in ein kleines Glas.
Es erklang beifälliges Murmeln. Nur Sao-Tan schob sein Glas beiseite und schüttelte bedauernd den Kopf.
Morgenblüte klatschte leise in die Hände. »Da wir nun alle gesättigt und zufrieden sind, wäre es jetzt an der Zeit, unsere Neugier zu stillen.« Sie blickte Elidar auffordernd an, die seufzte und Sao-Tan einen hilfesuchenden Blick zuwarf.
Der Schwertmann, der still und nachdenklich neben ihr saß, beugte sich vor und legte die Hände auf die Tischplatte. Er sammelte seine Gedanken und hob an, zu erzählen, wie er Elidar gefolgt war. Elidar kannte seine Geschichte bereits, deshalb lehnte sie sich zurück und schloss die Augen. Sie hörte die erstaunten Rufe ihrer Freunde, als Sao-Tan von seiner Begegnung mit Mukhar-Dag erzählte, und dass der Alte Drache ihn bereitwillig von einem Nestsohn in die Höhlenwelt des Dkhev-Nestes hatte führen lassen. Sie wusste ebenso wenig wie Sao-Tan, warum er das erlaubt hatte. Doch es war ein kluger Zug gewesen. Wenn die Königin Elidar getötet hätte, wäre auch Sao-Tan dort unten gestorben. Und durch seine Unterstützung von Elidars Sieg hatte Mukhar-Dag sich gleich das Wohlwollen der neuen Königin gesichert. Sie lächelte bei der Erinnerung. Die Begegnung mit dem alten Dkhev war geradezu skurril verlaufen. Er hatte sich mitsamt einer Handvoll seiner Nestsöhne vor Elidar auf den Boden geworfen und ihr sein Leben angeboten, aber sie hatte ihm angesehen, dass er sich nicht fürchtete. Warum auch? Er war der Arm der Königin, derjenige, der die Angelegenheiten des Nestes in der Welt oben lenkte und verwaltete. Und das tat er auf seine Art und Weise gut und zuverlässig, auch wenn ihr persönlich der Weg nicht gefiel, den die Dkhev einschlugen. Sie war immer noch zu sehr Mensch, um die Welt allein mit Drachenaugen sehen zu können.
Sao-Tans tiefe Stimme verstummte, und danach blieb es eine Weile still, bevor die anderen Sao-Tan Fragen stellten.
Elidar fühlte, dass jemand ihren Arm berührte, und öffnete die Augen. Morgenblüte deutete in den Garten hinaus.
Die beiden Frauen standen auf und gingen den Weg entlang, der zu einer Bank zwischen würzig duftenden Sandbeerensträuchern führte. »Erzähle mir den Rest«, befahl Morgenblüte.
Elidar schmunzelte. Die Prinzessin hatte sich verändert, seit sie den ledonischen Hof verlassen hatte, aber hin und wieder konnte sie ihre Herkunft nicht verleugnen.
Elidar kam der strengen Bitte nach und berichtete, zuerst stockend, dann immer freier, über das, was ihr im Drachennest widerfahren war. Morgenblüte lauschte mit gerunzelter Stirn, die bald Staunen wich.
Nachdem Elidar geendet hatte, saßen sie schweigend da und hingen ihren Gedanken nach. Elidar sprach als erste
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