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Elidar (German Edition)

Elidar (German Edition)

Titel: Elidar (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Gerdom
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verlassen würden.
    Die Königin erwartete sie. »Da bist du, meine Tochter«, schnurrte sie. »Du schlägst dich nicht weniger tapfer als deine Schwestern, und dein Gefährte war ein sehr mutiger - oder sehr dummer - Mann. Nun lass es uns zu Ende bringen« Sie sprang lachend empor in die Luft.
    Elidar biss die Zähne zusammen und ließ sich in ihr kaltes Feuer fallen, badete ihren zerschlagenen Leib darin und stärkte sich für das, was auf sie zukam.
    Die Königin schraubte sich in einer engen Spirale über ihrem Kopf immer höher. Sie wollte auf Elidar hinabstürzen und sie, die hilflos über den Boden kroch, mit ihren Klauen attackieren. Die Wucht, mit der sie bei einem solchen kontrollierten Sturz auf Elidar träfe, würde ausreichen, um sogar durch den starken Rückenpanzer zu brechen.
    Elidar zwang sich, zu warten. Sie hatte nur einen Versuch, und der durfte nicht scheitern, wenn sie den Angriff überleben wollte.
    Die Königin ließ sich fallen. Elidar gab sich den Anschein, zu schwach zur Flucht zu sein, sammelte jedoch ihre Kräfte. Es kostete sie große Beherrschung, auszuharren, während die Königin auf sie herabstürzte, die nur aus mörderisch ausgestreckten Klauen und einem zahnstarrenden Maul zu bestehen schien. Und als die Königin über ihr war, bemerkte Elidar zum ersten Mal, dass Sao-Tans Schwert bis zum Heft in ihrer weichen Flanke steckte.
    Dann war die Angreiferin auf Schweiflänge heran, und Elidar warf sich herum, so dass sie auf dem Rücken lag und der Königin ihren ungeschützten Bauch präsentierte. Die Drachin ließ einen Schrei des Triumphes hören.
    Elidar schleuderte ihr das kalte Feuer in einem einzigen, ungezügelten Ball aus Magie und entfesselter Glut entgegen. Sie wusste nicht, ob diese Explosion sie selbst zerreißen oder ob die Magie sich gegenseitig aufheben würde und wie ein Klumpen nassen Papiers an der Panzerung der Königin abprallen würde.
    Sie erwartete den knochenerschütternden, panzerbrechenden Aufprall, das fetzende Zuschlagen der Klauen, den Feueratem, der alles beenden würde.
    Doch ihr Angriff aus Feuer und Magie schmetterte gegen die weiche Bauchseite der Drachenkönigin und warf diese zurück. Elidar hörte das Kreischen, mit dem die Königin ihre Überraschung herausschrie. Ein Feuerstrahl donnerte auf sie zu, und sie warf sich herum und drehte ihm ihren gepanzerten Rücken zu. Das Feuer nahm ihr den Atem und ließ sie für einige Augenblicke beinahe die Besinnung verlieren. Sie hörte und spürte, wie der schwere Drachenleib neben ihr aufschlug. Dann war es still.
    Sie lag da, zu schwach, um sich zu bewegen. Wenn die Königin nun angriff, würde sie sich nicht einmal mehr wehren können. Es war ihr beinahe gleichgültig. Wenn sie wenigstens noch ein einziges Mal über das weite Meer hätte fliegen dürfen. Sie vermisste den Anblick des Himmels, wenn er voller Sterne hing. Es war schrecklich, so tief unter der Erde ihre letzten Atemzüge zu tun. Es tat weh, zu atmen. Es tat weh, nichts zu tun. Es würde weniger weh tun, einfach loszulassen und zu sterben.
    Sie lag und lauschte dem Schmerz, der brüllte und donnerte, pfiff und sang, jubilierte und wisperte. Sie glaubte, den Druck all des Gesteins auf sich lasten zu fühlen, und das Verlangen danach, den freien Himmel über sich zu sehen und einen Windhauch ihren zerschlagenen Körper kühlen zu lassen, wurde übermächtig.
    Mit einem Seufzen, weil sie zu schwach war, einen Schrei auszustoßen, stemmte sie sich auf die Füße und begann, sich zu dem Felsportal zu ihrer Linken zu schleppen. Hinauf, dachte sie. Sie spürte das sanfte Ziehen, den Sog der Sterne und des Mondlichts, und wusste, dass sie den Weg finden würde - wenn sie nicht irgendwo dort draußen im lichtlosen Gängegewirr starb, lange, bevor sie die Oberfläche erreicht hatte.
    Dem Drachenleib, der leblos neben ihr lag, schenkte sie keine Aufmerksamkeit.
    Unter Schmerzen kroch sie weiter. Sie passierte ein Bündel aus Fleisch, Haut und Knochen – ein Mensch, der in seinem Blut unter der Felswand zusammengesunken war. Auch ihm schenkte sie keine Beachtung. Menschendinge waren unwichtig. Wichtig war es, hinaufzukommen und nicht hier in der lichtlosen Tiefe zu verenden.
    Das Menschenbündel bewegte sich. Eine Hand streckte sich nach ihr aus, und sie sah ein Auge in dem blutigen Trümmerfeld, das einmal ein Gesicht gewesen sein musste.
    »Elidar«, flüsterte das Menschlein.
    Sie zögerte. Das war einmal ihr Gefährte gewesen, ein guter, starker,

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