Elina Wiik - 02 - Sing wie ein Vogel
gesprochen.«
»Wir werden sehen, was das Gespräch mit der zweiten Tochter bringt. Aber ich glaube, hier handelt es sich um etwas, das erst nach der Scheidung passierte.«
Der Polizist, der die Absperrung vor Åkessons Haus bewachte, nickte ihnen freundlich zu. Elina und John Rosén erwiderten den Gruß und betraten das Haus. Die Spurensicherung war abgeschlossen, sie konnten sich also frei bewegen.
»Wir fangen im Arbeitszimmer an«, verkündete John Rosén.
Das Zimmer war klein, hatte aber Fenster in zwei Richtungen. In einer Ecke stand ein Sessel. Unter einem der Fenster stand ein Schreibtisch aus dunklem Holz. Abgesehen von einer Unterlage mit einem Kalender des Jahres 2002, einem Stift, einem grauen Telefon und einer weißen Lampe war der Schreibtisch leer. Elina wunderte sich, dass es keinen Computer gab. Sie nahm ihr Notizbuch hervor und schrieb hinein: ›Hatte er einen PC – gestohlen?‹ und ›Åkessons E-Post bei der Kommune überprüfen‹.
An einer Wand standen zwei Bücherregale. Das eine war voll gestellt mit etwas, das nach Fachliteratur und politischen Schriften aussah. In dem anderen standen Zeitschriftenordner. Elina zog einen davon heraus. Auf dem Rücken stand »Protokolle«.
»Besprechung der Gemeindeverwaltung vom 11. Januar 2002«, las sie laut. »Wie aufregend!«
»Wir konzentrieren uns auf das, was privaten Charakter hat«, sagte John Rosén. »Bankauszüge, Briefe, und so weiter. Alles andere sehen wir später durch.«
Er zog die Schreibtischschubladen heraus, fand aber nur Kuverts, Stifte und andere Bürogegenstände. Ganz hinten in der obersten Schublade lag Åkessons Pass. John Rosén blätterte darin.
»Er war im letzten Jahr in den USA. Und im Februar in Estland. Wir müssen herausfinden, warum.«
Elina fand einen Zeitschriftenordner mit der Aufschrift »Finanzen«. Sie legte ihn auf den Schreibtisch und ging ihn Blatt für Blatt durch.
»Er hatte ein Konto bei der Föreningssparbank und ein Postgirokonto. Beim letzten Monatswechsel hatte er 462 917 Kronen auf seinem Sparkonto und 96 441 Kronen auf seinem Girokonto.«
Sie drehte sich zu Rosén um.
»Das ist viel für ein Girokonto. Da gibt’s doch keine Zinsen. Sein Gehalt ging auf das Girokonto, nach Steuerabzug wurden ihm am 25. März 34 112 Kronen überwiesen.«
»Die Summe hat sich wahrscheinlich nach und nach durch die Gehaltsüberweisungen auf dem Konto angesammelt«, sagte John Rosén schulterzuckend. »Vielleicht hat er sich nicht viel aus Geld gemacht. Wir müssen Leute fragen, die ihn kannten.«
»Mach du hier oben weiter, dann schau ich die Schubladen in den anderen Räumen durch.«
Elina las die Aufschriften der Zeitschriftenordner, aber keiner schien private Papiere zu enthalten. Ganz unten standen zwei Ordner mit Zeitungsausschnitten, die alle von Wiljam Åkesson handelten. Der erste Ordner begann mit einem Ausschnitt von 1972 und endete mit einem Artikel von 1982 aus der Länstidningen. Die Überschrift lautete: »Wiljam Åkesson neuer Gemeinderat«. Sie überprüfte den anderen Ordner. Er enthielt noch ältere Artikel, der erste datierte von 1958 und der letzte von 1972.
Warum gibt es keine neueren Ordner?, dachte Elina. Oder sind die verschwunden?
Sie sah an dem Regal hinunter und bemerkte, dass neben den beiden Ordnern eine Lücke war. Sie machte sich eine Notiz, dass sie die beiden Töchter und Ragnar Sundstedt fragen wollte. Sie begann im ältesten Ordner zu blättern. Der erste Ausschnitt war vergilbt und stammte aus Västmanlands Folkbladet. Die Überschrift lautete: »Die Jusos mobilisieren für die Kommunalwahl«. Auf einem Bild standen Wiljam Åkesson und drei andere junge Männer neben einem Tisch mit Broschüren. Åkesson wurde in dem Artikel zitiert: »Diesmal werden wir unser bestes Wahlergebnis erzielen«.
Darauf folgten weitere drei Artikel von 1959, alle aus dem Folkbladet. Im letzten wurde Åkessons Name in einer Aufzählung der Namen des neuen Juso-Vorstandes von Västmanland erwähnt.
Von 1960 gab es keine Ausschnitte. Aber 1961 tauchte Wiljam Åkesson wieder in den Zeitungsspalten auf. Er hatte sich, gerade von einer Konferenz junger Politiker in Norwegen zurückgekehrt, als Vorsitzender der Jusos in Västmanland über die Bedeutung internationaler Zusammenarbeit innerhalb der Arbeiterbewegung geäußert.
Elina blätterte weiter, blieb aber rasch an einem Ausschnitt hängen, der sich von den anderen unterschied, da er nicht aus einer Zeitung in Västmanland stammte. Er
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