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Elina Wiik - 02 - Sing wie ein Vogel

Elina Wiik - 02 - Sing wie ein Vogel

Titel: Elina Wiik - 02 - Sing wie ein Vogel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Kanger
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Spaziergang durch Djurgården und ein Essen in einem Gartenrestaurant.
    Einen Moment lang erwog sie umzukehren und die Eltern zu fragen, ob sie mitwollten. Aber ausnahmsweise hatte sie keine Lust. Nach dem Besuch im Reihenhaus erfüllte sie ein vages Gefühl der Unruhe.
    Bilde ich mir etwas ein?, dachte sie. Oder hat Papa vor der Frage nach Luleå gekniffen?
    Sie wunderte sich, dass sie immer noch so leicht nach Norrmalm fand, und fuhr über die Djurgårdsbrücke, ohne sich ein einziges Mal zu verfahren. Sie hatte Glück: keine Schlange vor dem Parkplatz am Galärsvarvsvägen.
    Der Hunger meldete sich und sie beschloss, erst zu essen und hinterher einen Spaziergang zu machen. Kurz vor Gröna Lund fand sie ein sympathisches, kleines Restaurant. Auf der grün gestrichenen Veranda mit zirka zwanzig Tischen saßen Familien mit Kindern, die Würstchen aßen, und Erwachsene, die Bier tranken.
    Elina bestellte ein Fischgericht und ein leichtes Bier. Plötzlich begann an einem Tisch schräg hinter ihr eine Frau zu schreien.
    »Dann fahr doch und bums sie, du verdammter Idiot!«
    Elina drehte sich um und sah ein Paar, beide etwa Mitte dreißig, das vor einer beträchtlichen Anzahl Bierdosen saß. Alle anderen Gäste schauten ebenfalls zu ihnen hinüber. Als die Frau mit gleicher Lautstärke und einer Wortwahl, die an Vulgarität kaum zu übertreffen war, weiterschrie, erwog Elina aufzustehen und zu gehen. Aber sie hatte ihr Essen bereits bestellt und hoffte, dem Personal würde es gelingen, der grotesken Vorstellung ein Ende zu bereiten. Und tatsächlich näherte sich eine junge Bedienung und bat das Paar, auf die anderen Gäste Rücksicht zu nehmen, bekam aber nur ein »Halt’s Maul« entgegengeschleudert, woraufhin die Frau weiter auf den Mann einschimpfte, der bisher geschwiegen hatte.
    Elina seufzte und hatte ein Déjà-vu-Erlebnis: Sie erinnerte sich an ein Ereignis vom vorigen Jahr, als sie eine Schlägerei in einem Restaurant in Västerås beendet hatte. Sie beschloss, diesmal nicht einzugreifen. Aber als der Mann schließlich doch anfing zurückzubrüllen und zwei Familien mit kleinen Kindern die Situation als so unangenehm empfanden, dass sie ihre Sprösslinge nahmen und das Restaurant verließen, wurde es Elina zu viel.
    Kann man nicht einmal ungestört einen kleinen Imbiss einnehmen?, dachte sie wütend und ging zu dem Paar hinüber.
    »Dies ist ein Ort für die Allgemeinheit. Wie wäre es, wenn Sie die Diskussion über Ihr Zusammenleben woanders fortsetzten und uns in Ruhe essen ließen?«
    Als Antwort spuckte die Frau nur wenige Zentimeter vor Elinas Fuß auf den Boden. Der Mann tat es ihr gleich: Er drehte sich langsam um und spie Elina mitten auf den Bauch.
    Elina schaute erstaunt auf den tropfenden Speichel an ihrer Kleidung.
    »Jetzt wissen wir, dass Sie auch sabbern können«, sagte sie. »Wirklich beachtlich. Jetzt bezahlen Sie für Ihr Besäufnis und dann verschwinden Sie!«
    Der Mann erhob sich so heftig, dass sein Stuhl umfiel, und machte einen Schritt auf Elina zu. Sie zuckte zurück, als er ihr einen ausgestreckten Mittelfinger vors Gesicht hielt. Elina wich noch einen Schritt zurück und holte mit der Rechten aus. Bevor der Mann auch nur blinzeln konnte, schloss sich ihre Hand um seinen Finger, dann bog sie ihm den ganzen Arm zur Seite. Er hatte große Mühe, nicht umzufallen.
    »Aua, Scheiße!«, schrie er, starrte auf seine Hand und begann zu stöhnen.
    »Was zum Teufel haben Sie getan! Sind Sie verrückt?«
    Elina trat zur Seite, damit er sich nicht auf sie stürzen konnte. Aber ihr wurde schnell klar, dass er nicht mehr besonders kampflustig war. Sein Mittelfinger sah ziemlich verbogen aus.
    »Sie hat mir den Finger gebrochen!«, brüllte der Mann.
    Die Frau stürmte auf sie zu, blieb aber sofort stehen, als sie Elinas Blick begegnete. Das Risiko weiterer Knochenbrüche schien ihr wohl doch zu groß. Stattdessen sprudelten Schimpfwörter aus ihr heraus, die Elina nicht mehr gehört hatte, seit sie freitagabends als Polizistin durch Västerås’ Zentrum patrouilliert war.
    »Ich zeig dich an, du verdammte Idiotin«, wimmerte der Mann.
    Elina versuchte zu ihrer normalen Atmung zurückzufinden. Sie steckte rasch die Hand in ihre Umhängetasche und holte eine Visitenkarte hervor.
    »Tun Sie das ruhig«, sagte sie knapp und gab ihm ihre Karte.
    »Die verdammte Fotze ist auch noch Polizistin!«, ächzte der Mann. »Das werden Sie büßen. Das ist Körperverletzung.«
    »Komm jetzt, Kurre«, sagte die

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