Elina Wiik - 02 - Sing wie ein Vogel
der Kodes lassen einen Zusammenhang erkennen. 19, 14 und 25. Åkesson ist 19. Er stammt aus Västerås. 19 ist der Landeskode von Västmanland. Bergenstrand stammt aus Göteborg. Landeskode 14. Und der Unbekannte soll in Luleå mit den beiden bekannt gewesen sein. Dann es ist ja denkbar, dass er dort wohnt, nicht wahr? Der Landeskode von Norrbotten ist 25.«
Elina riss das Blatt an sich und starrte darauf.
»Ja, Mensch«, sagte sie, »das kann ja kaum Zufall sein. Und die letzte Zahl? Eine Art Agentennummer?«
»Vielleicht. Wenn Åkesson 193 ist, gibt es oder gab es in Västmanland vielleicht noch eine 191 und eine 192. Und eine 194 und vielleicht noch mehr, was weiß ich?«
»252 müsste demnach also ein Berichterstatter des militärischen Nachrichtendienstes sein, der aus Norrbotten kommt.«
»Frag sie, wer es ist.«
»Das hab ich heute getan. Sie wissen es nicht. Und ich habe Grund zu glauben, dass sie die Wahrheit sagen.«
»Dann musst du wohl woanders suchen.«
»Hast du einen Vorschlag?«
»Beim Geheimdienst.«
»Das habe ich auch schon getan. Die haben Informationen, weigern sich aber, sie herauszugeben.«
»Die hören nie auf, mich in Staunen zu versetzen. Dann bleiben nur noch pensionierte Chefs, die es wissen könnten. Und Geheimarchive.«
»Welche Archive?«
»Die des Nachrichtendienstes natürlich. Aber von denen hast du ja schon die Information bekommen, dass sie nicht wissen, wer 252 ist. Das Kriegsarchiv wäre eine Alternative. Ich fürchte allerdings, das wird schwierig. Wer sich hinter Decknamen verbirgt, wissen nur wenige. Das ist ja der Sinn des Ganzen.«
»Warum sollte es auch einfach sein? Vielen Dank für deine Hilfe, Kjell. Auch wenn du nicht Recht haben solltest, erscheint deine Theorie jedenfalls logisch.«
»Keine Ursache.«
Elina sah auf die Uhr.
Ich ruf John zu Hause an, dachte sie. Er wird es sicher wissen wollen.
»Tschüs, Kjell, und nochmals danke.«
Er lächelte ihr zu.
John Rosén meldete sich nach dem zweiten Klingelzeichen.
»Ich hatte einen Arzttermin«, sagte er. »Bin gerade zur Tür hereingekommen.«
»Hoffentlich nichts Ernstes?«
»Nein.«
Die knappe Antwort veranlasste Elina, keine weiteren Fragen zu stellen. Stattdessen erzählte sie von ihrer Stockholmreise. Sie stellte sich vor, wie er den Kopf schüttelte, als sie berichtete, was der Polizeidirektor des Geheimdienstes gesagt hatte.
»Kjell Stensson hat eine interessante Theorie, wie sich die Zifferkombinationen auflösen lassen«, sagte sie. »Geradezu genial.«
»Vielleicht sollten wir uns gleich treffen«, unterbrach er sie, »und weiterdiskutieren. Wenn du Lust hast, komm mich doch in einer Stunde besuchen.«
Elina war erstaunt, ohne recht zu wissen, warum. Vielleicht, weil sie John Rosén immer für einen Menschen gehalten hatte, der zwischen Arbeit und Privatleben scharf trennte. Genau wie sie selber. Sie hatte noch nie einen Kollegen gebeten, sie zu Hause aufzusuchen, um über die Arbeit zu sprechen.
»Ja, warum nicht«, antwortete sie und merkte, wie zögerlich ihre Stimme klang. »Doch, gern.«
»Ich wohne in Herrgärdet, Mimergatan 3. Kannst du um fünf hier sein?«
»Klar.«
Nach dem Gespräch versuchte Elina sich John Roséns Wohnung vorzustellen. Sie vermutete, dass er ziemlich teure Möbel besaß, und fragte sich, ob er allein lebte. Sie musste sich eingestehen, dass sie neugierig war.
Das Telefon riss sie aus ihren Gedanken.
»Wiik, kannst du mal in mein Büro kommen.«
Das war keine Frage, sondern ein Befehl. Oskar Kärnlund klang kurz angebunden. Und er sah finster aus, als sie sein Büro betrat.
»Ich habe eben Polizeidirektor Karlsson vom Geheimdienst in der Leitung gehabt. Und er war nicht zum Späßen aufgelegt. Seiner Aussage zufolge warst du nicht nur unverschämt, sondern hast ihn auch bedroht. Also?«
Ich wusste es, dachte Elina. Dieser Schlappschwanz würde natürlich anrufen und sie verpetzen, statt es wie ein Mann zu tragen.
»Ich kann nichts anderes sagen, als dass der Polizeidirektor in beiden Punkten Recht hat. Ich habe ihn darauf hingewiesen, dass er eine Warze auf der Stirn hat, und das war nicht gerade nett, auch wenn es stimmt. Außerdem war es eine besonders große, hässliche Warze. Aber das hab ich ihm nicht gesagt. Ein bisschen Anstand besitze ich also doch noch.«
Kärnlund sah sie blinzelnd an.
»Und dann hab ich ihn davon in Kenntnis gesetzt, dass ich erwäge, den Medien zu erzählen, dass er sich weigert, Informationen herauszugeben, die
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