Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Elina Wiik - 02 - Sing wie ein Vogel

Elina Wiik - 02 - Sing wie ein Vogel

Titel: Elina Wiik - 02 - Sing wie ein Vogel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Kanger
Vom Netzwerk:
wirklich nicht helfen? Erlauben Sie mir wenigstens, Ihnen zu erklären, wie wichtig diese Informationen für uns sind?«
    »Leider nützt das nichts. Aber auf eine Frage will ich etwas genauer antworten. Die Namen hinter den Kodes sind nicht erhalten. Sie sind zerstört worden. Warum, weiß ich nicht.«
    Er nahm zwei Mappen, die vor ihm auf dem Schreibtisch lagen.
    »Diese Berichte haben wir nur aus einem einzigen Grund im Archiv gefunden. Ihr Chef hat uns das Datum von Åkessons und Bergenstrands Vietnambesuch genannt. Andere Berichte über Vietnam aus dieser Zeit haben wir nicht.«
    »Åkesson und Bergenstrand haben ihre Vietnamberichte also an Sie geschickt. Das wollen Sie damit sagen.«
    »Diese Schlussfolgerung konnte man mit etwas Fantasie schon unserer Antwort entnehmen. Aber bestätigen kann ich es Ihnen nicht. Die Beziehung zu einem fremden Staat, Sie verstehen.«
    Er legte die Mappen wieder auf den Schreibtisch und schob sie gleichzeitig einige Zentimeter näher zu Elina.
    »Ich bezweifle, dass diese alten Akten Sie in Ihren Mordermittlungen voranbringen werden. Aber andererseits bin ich ja kein Polizist. Es ist nicht mein Spezialgebiet. Entschuldigen Sie bitte, ich muss zur Toilette. Es wird genau fünf Minuten dauern.«
    Er sah auf die Uhr, erhob sich und verließ den Raum. Hinter Elina schloss sich die Tür. Sie sah auf ihre Uhr und öffnete die oberste Mappe, die nur ein einziges Blatt enthielt, das sie rasch überflog. Der Verfasser war zwischen dem 10. und 23. April 1972 in Nordvietnam gewesen.
    Åkesson, dachte Elina.
    Fabrikbesuche, Besuche bei Wohnungskommitees und Milizverbänden. Kurze Berichte über das, was er gesehen hatte. Und eine Zusammenfassung der Eindrücke. »Der Wille zum Widerstand scheint stark zu sein«, lautete die Schlussfolgerung.
    Der Bericht war mit »193« signiert.
    Sie schob die Mappe beiseite und öffnete die nächste, die fünf DIN-A4-Blatter enthielt. Das erste war auf den 4. November 1972 datiert. Sie versuchte schnell zu lesen, ohne den Faden zu verlieren. Detaillierte Berichte über Produktionen in verschiedenen Fabriken: wie modern der Maschinenpark war, wie viele Milizleute es in jeder Fabrik gab, was für Waffen sie besaßen. Beschreibungen von Schutzanordnungen. Die Skizze eines Hafens.
    Sie warf einen Blick auf die Uhr und übersprang das vorletzte Blatt. Ganz unten auf der letzten Seite gab es eine Signatur: »141«.
    »141«, versuchte Elina sich einzuprägen.
    Sie schlug die Mappe zu und legte sie wieder ungefähr so hin, wie sie gelegen hatte. Im selben Moment kam Gert Åkerlund zurück ins Zimmer.
    »Entschuldigen Sie bitte, dass ich Sie allein lassen musste«, sagte er. »Aber wie gesagt, wir können Ihnen nicht helfen. Sie könnten gegen unseren Beschluss Einspruch einlegen, aber nur wenigen gelingt es, die Regierung zu Stellungnahmen zu zwingen.«
    »Danke, das ist wohl nicht nötig«, lächelte Elina.

29
    Kurz nach drei Uhr war Elina wieder in Västerås. Sie ging zu Johns Tür, aber die war verschlossen. Auf ihr Klopfen bekam sie keine Antwort. Henrik Svalberg musste sie gehört haben, denn er kam hinaus auf den Korridor.
    »John hat sich heute Nachmittag freigenommen und mich gebeten, es dir auszurichten. Geht es voran?«
    »Ja, ich glaube schon. Wir haben es geschafft, einige Wissenslücken über eine Person, die der Mörder sein könnte, zu schließen. Aber wir kennen seinen Namen nicht und vielleicht befinden wir uns auch in einer Sackgasse. Das klingt nicht sehr Erfolg versprechend, oder?«
    »Kaum.«
    »Und ihr?«
    »Es scheint ziemlich hoffnungslos. Keine Ahnung, wer Kent Kralls Mörder ist. Der Fall entwickelt sich nicht gerade zu einem Erfolgsstart für die Sonderkommission. Zwei Fahndungsmorde und keiner nähert sich auch nur annähernd einer Lösung.«
    Elina sah ihn schweigend an.
    »Und das bekümmert dich?«, fragte sie.
    »Ja, dich nicht?«
    »Noch nicht.«
    »Aber mich. Ich habe das Gefühl, man hat großes Vertrauen in uns gesetzt. Nicht, dass uns die anderen wünschen, dass wir scheitern, aber es gibt bestimmt viele, die gern unsere Plätze einnehmen würden.«
    »Wir können nicht mehr als unser Bestes tun.«
    »Mal sehen, ob’s reicht«, sagte Svalberg und kehrte in sein Zimmer zurück.
    Elina ging in ihr Büro und fasste zusammen, was sie im Lauf des Tages erfahren hatte. Noch vor ihrem Aufbruch aus Stockholm hatte sie in groben Zügen den Inhalt der Berichte festgehalten, die sie gelesen hatte. Jetzt versuchte sie etwas

Weitere Kostenlose Bücher