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Elina Wiik - 03 - Der tote Winkel

Elina Wiik - 03 - Der tote Winkel

Titel: Elina Wiik - 03 - Der tote Winkel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Kanger
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Flüchtlinge verstecken?«
    »Ganz normale Schweden. Idealisten. Oft Leute, die in der Kirche aktiv sind.«
    »Wir müssen alle Quellen anzapfen«, meinte Kärnlund. »Wir wissen nicht, ob er oder sie oder vielleicht alle beide die eigentlichen Opfer waren. Wer weiß, worum es hier in Wirklichkeit geht. Ein Eifersuchtsdrama. Eine rassistisch motivierte Tat. Vielleicht etwas Politisches, wenn man an den Hintergrund denkt. Vielleicht auch nur eine Abrechnung unter Kriminellen. Jamal war vielleicht nicht ganz unbescholten und ist nur durch Zufall bislang nicht in unseren Fahndungslisten aufgetaucht. Wir wissen überhaupt nichts. So, und jetzt fangen wir an.«
     
    Määttä öffnete mühelos mit einem Dietrich die Wohnungstür in der Stigbergsgatan. Die Zweizimmerwohnung war so gut wie unmöbliert. Kahle Wände. Keine Teppiche. Keine Gardinen. In der Diele hing eine Jacke an der Garderobe. Auf dem Boden standen ein Paar Schuhe. Im Schlafzimmer ein Bett und ein Kleiderschrank. Die Einrichtung des Wohnzimmers bestand aus einer Couch, einem Fernseher und einem Ikea-Regal. Im obersten Regalfach fanden sich ein paar gerahmte Fotografien. Weiter unten lag ein Stapel Zeitungen. In der Küche stand ein Tisch mit zwei Stühlen, und im Badezimmer gab es Körperpflegeprodukte, einen Eimer, einen Schrubber und Putzmittel in Plastikflaschen. In der Wohnung hatte ein Mensch mit bescheidenen Bedürfnissen gelebt.
    »Spartanisch«, sagte Määttä. »Das Sichern der Fingerabdrücke wird etwas dauern. Aber das hat Zeit bis später.«
    »Ja«, erwiderte Elina. »Fingerabdrücke sind erst dann von Interesse, wenn wir einen Verdächtigen haben. Aber lass uns erst mal schauen, was es sonst so alles gibt.«
    Sie zog ein paar dünne Plastikhandschuhe über und öffnete den Kleiderschrank im Schlafzimmer. Unterwäsche, ein paar Hemden, Hosen. Ganz unten stand ein Staubsauger. Sie ging ins Wohnzimmer und betrachtete die Fotos. Ein ernster Mann mit Schnurrbart und Palästinensertuch um den Kopf. Eine lächelnde Frau mit Kopftuch. Zwei junge Männer in Hemd und Hose. Eine junge, stark geschminkte Frau vor einem Haus aus grauem Beton. Alle posierten vor der Kamera, stumme Zeugen der Sehnsucht und des Verlusts.
    Die Familie, dachte Elina. Wo erreichen wir sie? Annikas Eltern wissen das vielleicht. Wenn sie wieder ansprechbar sind.
    Svalberg kam aus der Küche.
    »Nur Küchenkram«, sagte er. »Habt ihr was gefunden?«
    »Nichts«, sagte Määttä. »Nichts, was sich lohnt, es für weitere Untersuchungen mitzunehmen.«
    Die drei standen in dem kahlen Wohnzimmer. Die Luft schien sich zu verdichten. Eine unheimliche Atmosphäre umgab sie, das spürten alle.
    »Da stimmt was nicht«, brach Elina das Schweigen. »Irgendwas an dieser Wohnung stimmt nicht.«
    »Ja.« Määttä nickte. »So etwas ist mir noch nie untergekommen.«
    »Jamal hatte keine Brieftasche bei sich, als wir ihn fanden. Auch kein Handy. Das ließe sich dadurch erklären, dass der Mörder seine Opfer beraubt hat. Aber hier gibt es keine Papiere, kein Geld, keine Kontoauszüge, kein Telefon, keine Rechnungen, es gibt überhaupt keine Spuren von Leben. Nichts.«
    »Entweder lebte er von Luft oder jemand hat die Wohnung ausgeräumt«, meinte Määttä. »Mir ist, wie gesagt, so eine leere Wohnung nicht mehr untergekommen, seit ich aus meiner letzten Wohnung ausgezogen bin.«
    »Lasst uns mit den Fingerabdrücken anfangen«, meinte Elina und griff zu ihrem Mobiltelefon. Sie wählte eine Nummer und machte sich einige Notizen. Dann wählte sie eine weitere Nummer und wechselte ein paar Sätze mit der Person am anderen Ende der Leitung.
    »Er hatte ein Vodafone-Handy. In einer Stunde faxen sie uns die Liste der Nummern, die er angerufen hat.«
    »Jetzt hast du vermutlich die Arbeit von Enquist und … wie heißt er noch mal … erledigt.«
    »Axel Bäckman. Dann bekommen wir die Liste eben zweimal. So what?«
     
    Annika Liljas Wohnung war gemütlich eingerichtet gewesen, wie Elina Roséns Beschreibung entnahm, als sich die Gruppe wieder im Präsidium versammelte. Dort hatten sich auch ein Pass, persönliche Unterlagen und Rechnungen gefunden, eben alles, was in einer normalen Wohnung herumlag. Aber Spuren, die auf das Wer und Warum hingewiesen hätten, hatten sie nicht entdeckt.
    Enquist und Bäckman, die versucht hatten, anhand von Computern und Telefonaten Informationen über die Opfer zu sammeln, hatten rasch in Erfahrung gebracht, dass Annika Lilja einen zwei Jahre jüngeren Bruder

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