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Elina Wiik - 03 - Der tote Winkel

Elina Wiik - 03 - Der tote Winkel

Titel: Elina Wiik - 03 - Der tote Winkel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Kanger
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nahm sie in die Arme. Eine warme Stille umfing beide.
    »Ich weiß nicht, was ich tun soll«, sagte Elina schließlich. »Ich bin vierunddreißig. Stell dir vor, wenn das jetzt meine letzte Chance ist.«
    »Nein, das ist nicht deine letzte Chance«, erwiderte Susanne. »Aber es ist trotzdem schwer. Ich kann dir auch keinen Rat geben, nur mit dir reden.«
     
    Neun Tage später stand sie vor dem Eingang des Krankenhauses. Nach kurzem Zögern trat sie ein. Als sie das Krankenhaus wieder verließ, war sie kraftlos. Anton würde es nie erfahren.
     
    Am Tag darauf klingelte Nadia bei ihr. Elina lag im Bett. Sie hatte sich krankschreiben lassen und mitgeteilt, dass es dauern könne, bis sie wiederkomme. Auf ihrer Krankmeldung war von mindestens zwei Wochen die Rede. Sowohl Kärnlund als auch Rosén hatten sich nach ihrem Befinden erkundigt. Sie hatte gesagt, sie sei ausgebrannt. Beide hatten das als Depression gedeutet und sie gefragt, ob sie etwas tun könnten. Elina hatte jedoch jede Hilfe abgelehnt.
    »Du siehst furchtbar aus«, sagte Nadia. »Setz dich, dann kümmere ich mich um dich.«
    Elina gehorchte willenlos. Nadia zog die Vorhänge beiseite, machte Elinas Bett und bereitete das Frühstück zu, das sie mitgebracht hatte.
    »Ich habe drei Schwangerschaftsabbrüche hinter mir«, sagte Nadia und goss Elina eine Tasse Tee ein. »Zwei in Russland und einen hier. Jedes Mal hat es mir in der Seele gleichermaßen weh getan. Aber manchmal bleibt einem keine Wahl.«
    »Alles geht schief«, erwiderte Elina, »alles, was irgendwie wichtig ist.«
    »Arbeit und Liebe«, sagte Nadia und nickte. »Und jetzt auch noch das. Aber schließlich hast du mich.«
    Elina schenkte ihr ein schiefes Lächeln.
    »Du bist immer noch dieselbe«, meinte Nadia. »Wir mögen dich, ganz egal, was passiert. Ich habe einen Vorschlag. Willst du ihn hören?«
    »Klar.«
    »Meine Cousine Daina heiratet nächsten Sonntag. In Moskau. Sie ist viel hübscher als ich, du solltest sie mal sehen. Ich möchte dir vorschlagen, dass du Daina einmal kennenlernst. Begleite uns auf die Hochzeit. Sag Ja, Elina.«
    »Aber ich kann nicht!«
    »Weshalb?«
    »Das kostet doch ein Vermögen. Ich habe gerade ein Auto gekauft.«
    »Du bist doch wohl wichtiger als ein Auto. Das Ticket kostet nur 5000. Wir können in ihrer Wohnung wohnen.«
    »Und was sagt ihr Zukünftiger dazu?«
    »Er hat bei dieser Sache nicht mitzureden. Außerdem fahren sie am Tag danach in die Flitterwochen. Sag schon Ja!«

14. KAPITEL
    Er war kleiner, als Elina ihn sich vorgestellt hatte. Sie hatte immer gedacht, dass der Rote Platz einer ganzen Armee, die dazu bereit war, die Welt zu erobern, Raum bieten könne. Jetzt kam sie sich vor wie in einem Freilichtmuseum, einem historischen Disneyland des Ostens. Pflichtschuldig machte sie ein Foto von den Zwiebeltürmen der Basiliuskathedrale.
    Nadia streckte die Hand aus:
    »Dort oben standen die Bonzen, alle. Lenin, Stalin und die anderen. Da drin liegt Lenin jetzt. Er sieht aus wie eine Wachsfigur.«
    Es war Samstag, der Tag vor der Hochzeit. Elina war mit Nadias Verwandten und Freunden unterwegs gewesen. Sie hatte leichte Kopfschmerzen, was auf die Trinkgewohnheiten der Gesellschaft zurückzuführen war, die sie umgab. An diesem Tag war es ihr jedoch gelungen, den Wodkagläsern auszuweichen – bislang. Ob es dem Wodka oder den intensiven Eindrücken zuzuschreiben war, dass sich ihre Laune gebessert hatte, wusste sie nicht. Vielleicht hatte das auch nur mit dem Abstand zu Västerås, ihrer Wohnung und dem Polizeipräsidium zu tun.
    Sie warteten auf einen weiteren von Nadias Freunden. Als sich Nadia umdrehte, stand er plötzlich da.
    »Ah, poka Sergej!«
    »Poka, Nadia.«
    Sie küssten sich auf die Wangen. Sergej küsste auch Elina auf die Wange. Sie erwiderte den Kuss. Das kam ihr immer noch ungewohnt vor. Er roch sehr stark nach Rasierwasser.
    Sergej sprach sie auf Englisch an. Er schlug vor, in der Tverskaja ein Café aufzusuchen. »Da« ,erwiderte Elina. Die Tverskaja war die einzige Straße, die sie nach zwei Tagen in der Stadt wiederfand. Über den Roten Platz, über die Straße, ohne überfahren zu werden, auf der anderen Seite einen Hügel hinauf. Da war zwar nicht das einzige russische Wort, das sie konnte, aber so gut wie.
    Nadia und Sergej redeten die ganze Zeit durcheinander. Als sie an einem McDonald’s vorbeigingen, lachte Nadia und wandte sich an Elina.
    »Sergej sagt, dass sie beim KGB nie so hübsche Polizistinnen hatten wie dich, mit

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