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Elina Wiik - 03 - Der tote Winkel

Elina Wiik - 03 - Der tote Winkel

Titel: Elina Wiik - 03 - Der tote Winkel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Kanger
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soll also unter den Teppich gekehrt werden, indem man den Palästinensern die Schuld zuschiebt?«
    »Nicht ganz, aber so ungefähr. Und eigentlich ändert das auch nichts. Der Mörder ist trotzdem außer Reichweite.«
    Elina schüttelte den Kopf. John Rosén griff in den Wortwechsel ein.
    »Und was glaubst du? Ist das wahr?«
    »Ich habe keine Dokumente zu Gesicht bekommen«, erwiderte Egon Jönsson, »daher fällt es mir schwer, die Angelegenheit zu beurteilen.«
    »Und wir?«, meinte Elina. »Uns hat man aufs Abstellgleis geschoben?«
    Egon Jönsson zuckte mit den Achseln.
    »Bäckman macht wie gesagt mit den Burschen von der Sicherheitspolizei weiter. Für uns andere ist wieder Alltag angesagt.«
    »Was soll das heißen?« Elina begann richtig wütend zu werden. »Du akzeptierst also, dass sie einfach ein paar von diesen Geheimniskrämern aus Stockholm mit der Sache betrauen, und wir können sehen, wo wir bleiben?«
    John Rosén öffnete den Mund, Elina war klar, dass er hoffte, sie würde diese Chance nutzen, um ihre lange Fehde mit Jönsson zu beenden, wo dieser sich ihr gegenüber schon einmal entgegenkommend zeigte, aber für Elina war es dafür zu spät.
    »Das wäre nicht passiert, wenn du uns verteidigt hättest, statt nach Stockholm zu rennen, um mit den großen Jungs zu spielen!«
    »Ich habe nur getan, was mir für die Ermittlung am besten erschien«, erwiderte Jönsson unwirsch. »Das wäre so oder so passiert, egal, was du gesagt hättest oder ich.«
    »Das spielt doch keine Rolle«, mischte sich Rosén ein. »Es scheint, als hätten wir in dieser Sache nicht mehr mitzureden. Für uns ist dieser Fall ein abgeschlossenes Kapitel.«
    Elina erhob sich und verließ wortlos den Raum.

ZWEITER TEIL
U NGEBROCHENE K ETTE

13. KAPITEL
    Zerstreut sah sich Elina die Nachrichten an. Die Morde an Annika Lilja, Jamal Al-Sharif und Ahmed Qourir seien von einem Täter verübt worden, der das Land rasch wieder verlassen habe, wahrscheinlich über ein anderes Schengen-Land, was es unmöglich gemacht habe, ihn bei der Ausreise aufzuhalten, da die schwedischen Grenzen inzwischen nach Europa hin offen seien. Von dort sei der Mörder in den Nahen Osten weitergereist. Den Ansturm an Einwanderern im Schengen-Grenzgebiet aufzuhalten, sei gerade noch möglich, aber es sei unmöglich, einen Einzelnen daran zu hindern, die europäische Gemeinschaft zu verlassen. Überall wurde dieselbe Meldung gebracht. Der Mordfall war erledigt.
    Die Tage vergingen wie Wasser, das träge in einem Graben versickert. Elina langweilte sich fast zu Tode. Ihre Gleichgültigkeit mäßigte auch den Konflikt mit Jönsson. Er hatte sie erst kaltstellen und dann ihre Sympathie gewinnen wollen. Sie wusste nicht, was sie eigentlich mehr verachtete.
    Etwas anderes war in ihr Bewusstsein gedrungen. Allmählich machte sie sich Sorgen. Das konnte einfach nicht möglich sein. Sie schob den Gedanken von sich.
     
    Ihr Sachbearbeiter bei der Bank meldete sich. Natürlich könne sie einen Kredit aufnehmen, bis zu einer Viertelmillion.
    Elina bat John Rosén um Rat. Sie hörte ihm zu und fasste anschließend ihren Entschluss. Ein zwei Jahre alter Saab 9-3 Cabrio. Schwarz und mit CD-Player. Der Wagen wirkte gut geölt, das Mundwerk des Verkäufers ebenfalls. Bei der Probefahrt fiel ihr rotes Ahornlaub auf den Rock.
     
    Eine weitere Woche später hatte sie keine Wahl mehr. An einem Freitagvormittag ging sie in die Apotheke. Am Morgen darauf erwachte sie aus einem intensiven Traum. Sie schaute auf die Uhr: sechs.
    Zehn Minuten später saß sie nackt in der Dunkelheit und wollte nicht wahrhaben, was sich nicht mehr verdrängen ließ. Sie war ratlos.
    Sie zog sich an und verließ die Wohnung. Die Straßen lagen verlassen im braungelben Licht des Morgens da. Es regnete. Sie stieg auf den Djäkneberg, stellte sich an den Rand eines Felsblocks und schaute über die Stadt. Männliche Symbole ragten hoch über den Dächern auf: Dom, Rathausturm und ASEA-Turm.
    Sie musste einen Beschluss fassen. Ihr Körper sagte Ja, ihr Kopf Nein.
    Langsam kletterte sie auf der kahlen, felsigen Seite wieder abwärts. Benommen folgte sie der Stora Gatan zum Haus an der Brücke. Langsam ging sie die Treppenstufen hoch, wartete ein paar Sekunden, um sich zu sammeln, und klingelte dann.
    Susanne öffnete im Bademantel und rieb sich den Schlaf aus den Augen.
    »Elina?«
    »Ich bin schwanger.«
    Susanne nahm Elina am Arm und zog sie ins Wohnzimmer.
    »Von Anton?«
    »Ja, natürlich.«
    Susanne

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