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Elina Wiik - 03 - Der tote Winkel

Elina Wiik - 03 - Der tote Winkel

Titel: Elina Wiik - 03 - Der tote Winkel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Kanger
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in der Wohnung wohnten. Einige Worte auf Russisch, sie klangen wie eine Frage. Elina hörte den Namen Wladimir Petrow. Der Mann, der die Tür geöffnet hatte, antwortete. Sergej wandte sich an Elina.
    »Wladimir Petrowitj Petrow wohnt hundert Hausnummern von hier entfernt. Das ist der Mann, der diese Wohnung vermietet. Sollen wir noch bei ihm vorbeischauen?«
    Darauf kommt es jetzt auch schon nicht mehr an, dachte Elina und nickte.
    Sie verließen die fünf Männer und gingen wieder nach draußen. Nadia, die Führerin der Verlorenen in Profzojusnajas Häuserdschungel, ging voran. Das Haus, in dem Wladimir Petrow wohnte, sah aus wie alle anderen.
    Ein kleiner Mann, dem man die vielen Zigaretten, die er ständig rauchte, ansah, öffnete die Tür. Auf Sergejs Frage, ob er Wladimir Petrowitj Petrow sei, antwortete er mit einem Nicken. Sergej zeigte ihm seinen Ausweis und trat ein, ohne etwas zu sagen. Der Mann trat stillschweigend zur Seite. Er erlebte das offenbar nicht zum ersten Mal.
    Sergej sprach. Petrow hörte zu. Nadia war aufmerksam. Sergej begann Fragen zu stellen. Petrow antwortete einsilbig und meist mit einem Njet. Elina merkte, dass Sergej den Druck auf Petrow immer weiter erhöhte. Plötzlich machte er einen Schritt nach vorn, packte den kleinen Mann am Arm und drehte ihm diesen auf den Rücken. Petrow schrie auf und sagte da, da. Sergej ließ den Arm los und zog einen Kugelschreiber aus der Tasche. Petrow diktierte ihm irgendwas. Elina hoffte, dass keiner ihrer Kollegen je erfahren würde, was sie mitgemacht und in gewisser Weise sogar selbst veranlasst hatte.
    »Wladimir Petrowitj sagt, dass er sich an niemanden mit dem Namen Sayed erinnern kann, es hätten allerdings im Winter 2001 Leute in seiner Wohnung gewohnt, die nach Schweden gewollt hätten. Erst wollte er mir nicht sagen, wie sie diese Reise geplant hatten, aber dann habe ich ihn dazu überredet.«
    »Das war nicht zu übersehen«, sagte Elina.
    »Sie wollten mit dem Boot nach Schweden, und zwar über ein anderes Land. Er sagt, mehr wisse er nicht.«
    Er überreichte Elina den Zettel. Kyrillische Buchstaben.
    Nadia beugte sich vor und las.
    »Lettland«, sagte sie. »Sie wollten sich in Ventspils in Lettland einschiffen.«

15. KAPITEL
    Die Hochzeit begann wie ein Traum und endete im Nebel. Elina hatte sich vorgenommen, so wenig wie möglich zu trinken. Trotzdem war die Menge beträchtlich. Auf Champagner folgten Wein, Wodka und Weinbrand. Dann kam wieder Wodka. Am Tag darauf hatte sie nur vage Erinnerungen an die letzten Stunden. Nadia sagte, Elina solle nicht über ihre rasenden Kopfschmerzen jammern, da sie diejenige auf dem Fest gewesen sei, die am wenigsten getrunken habe, von der schwangeren Braut und einer alten Babuschka aus der Verwandtschaft abgesehen, die in den vierziger fahren den heroischen Versuch unternommen habe, auf ihrer Kolchose eine Abstinenzlerbewegung ins Leben zu rufen, und sich seither als ihr einziges Mitglied geweigert habe, auch nur einen Tropfen anzurühren.
     
    Nach ihrer Rückkehr hatte Elina noch drei weitere Krankschreibungstage gut, beschloss aber, das Attest zu ignorieren und wieder zu arbeiten. Es war inzwischen November, ein Monat, der genauso grau war wie das Polizeipräsidium. Auf dem Gang traf sie Oskar Kärnlund.
    »Wie geht es dir?«, fragte er.
    »Viel besser. Und dir?«
    »Countdown. Es ist nicht mehr viel los, Jönsson kümmert sich bereits um alles.«
    »Hast du hinsichtlich des Doppelmordes noch etwas in Erfahrung gebracht?«
    »Nein, nichts. Vielleicht ist da hinter den Kulissen noch etwas im Gange, aber mir ist nichts bekannt. Der Fall gilt als gelöst, obwohl niemandem der Prozess gemacht werden kann.«
    »Was soll ich jetzt tun?«
    »Dich um die Routinesachen kümmern.«
    Sie ging in ihr Büro. In der Ablage auf ihrem Schreibtisch lag ihr Anteil, etwa vierzig zur Anzeige gelangte Straftaten, zu denen noch keine Ermittlungen stattgefunden hatten. Lustlos ging sie den Stapel durch. Körperverletzung an der Ecke Vasagatan/Sturegatan an einem Freitagabend, ein Auge war zu Schaden gekommen, sowohl Täter als auch Opfer waren betrunken gewesen. Diebstahl eines roten Mountainbike vor dem Bahnhof. Einbruch in ein Einfamilienhaus in Bäckby. Skier und eine Stereoanlage waren gestohlen worden. Ein Exhibitionist in Vallby. Ein jüngerer Mann auf einer Parkbank hatte vor einer vorbeigehenden Frau sein erigiertes Glied entblößt. Ein Einbruch in einen Keller in einem Mietshaus in der Malmabergsgatan. Von

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