Elina Wiik - 03 - Der tote Winkel
dieser Adresse stammten zwei Anzeigen. Listen der gestohlenen Gegenstände waren beigefügt.
Sie schob den Stapel beiseite und wünschte sich, sie hätte die verbleibenden drei Tage doch noch krank gefeiert. Wer würde ihr diese Fleißarbeit danken? Wohl kaum die Mitbürger, denen endlich etwas Aufmerksamkeit von Seiten der Polizei zuteil wurde, was ihr verlorenes Hab und Gut und ihr gekränktes Ego anging.
Ihre Handtasche lag auf dem Schreibtisch. Sie fasste hinein und zog den Zettel heraus, den sie von Sergej erhalten hatte. Ein paar Worte, die Nadia in lesbare Buchstaben transkribiert hatte. Sie wusste nicht, was sie mit dieser Information anfangen sollte.
Erneut blätterte sie in den unbearbeiteten Anzeigen. Im Keller in der Malmabergsgatan hatte einer der Bestohlenen eine Menge wertvoller Gegenstände verwahrt. Er hieß Emilio Rodriguez.
Man sollte ihn wegen Versicherungsbetrugs anzeigen, dachte Elina.
Sie zog die andere Anzeige aus demselben Mietshaus hervor. Bert-Ove Bengtsson. Er war ehrlicher. Ihm waren nur zwei Gegenstände abhanden gekommen. Kleinigkeiten, fast nicht der Anzeige wert. Eine Axt und eine Kupferpfanne.
Elina legte die Papiere beiseite und stand auf, um sich einen Kaffee aus dem Automaten zu holen.
In der Tür blieb sie abrupt stehen, drehte sich wieder zu ihrem Schreibtisch um und nahm den Stapel mit den Anzeigen erneut zur Hand. Sie suchte nach dem Datum des Kellereinbruchs. 21. September.
Eine Axt. Sie war eine Woche vor dem Doppelmord gestohlen gemeldet worden.
Sie rief bei Bert-Ove Bengtsson an. Niemand da. Sie schaute auf die Uhr. Kurz vor halb zehn an einem Mittwoch. Auf der Anzeige stand auch noch die Telefonnummer des Arbeitsplatzes. Sie wählte und erreichte die Zentrale: »Er ist auf der Baustelle in der Lugna Gatan.«
Elina nahm ihren eigenen Wagen und war in weniger als zehn Minuten dort. Ein Polier deutete auf einen Mann in einem mit grauem Staub bedeckten blauen Overall und einem Schutzhelm. Sie ging auf den Mann zu, der gerade dabei war, einen Betonfußboden zu gießen. »Ich muss das erst fertig machen«, sagte er, nachdem sie sich vorgestellt hatte. »Warten Sie doch in der Baubude.«
Sie setzte sich in der Bauhütte an einen Tisch. Auf der Tischplatte fanden sich zwei Zeitschriften mit silikonbusigen Frauen, fünf ungespülte Kaffeetassen und ein Buch über Aktien.
Nach einer Viertelstunde erschien Bert-Ove Bengtsson. Er nahm seinen Helm ab und legte ihn auf eines der Busenbilder auf dem Tisch. »Entschuldigen Sie bitte. Das sind nicht meine Zeitschriften.«
»Solche Frauen sind mir noch nie begegnet. Ich werde schon drüber wegkommen.«
»Kommen Sie wegen meiner Anzeige?«
»Ja.«
»Nicht schlecht. Ich hätte nie geglaubt, dass ich etwas von Ihnen hören würde. Ich habe das mehr wegen der Versicherung gemacht. Da hatte ich aber nichts davon. Die Selbstbeteiligung ist höher als der Wert der entwendeten Sachen.«
»Sie haben in Ihrer Anzeige geschrieben, dass der Wert der Axt 378 Kronen betrug. Wie konnten Sie das so genau wissen?«
»Ich hatte sie gerade erst gekauft und hatte den Kassenzettel noch. Ich dachte, dass ich sie vielleicht absetzen könnte.«
»Dann gehört dieses Buch hier auch Ihnen?«
Elina hielt Der Weg des Aktionärs zur höheren Rendite in die Höhe. Bert-Ove Bengtsson schaute aus dem Fenster. Es war nicht recht klar, was er dort draußen sah.
»Durch ehrliche Arbeit wird man nicht reich. Außerdem finde ich so etwas interessanter als Lottoscheine und Pferdewetten, obwohl ich letztes Jahr einige Verluste gemacht habe.«
»Wo haben Sie den Kassenzettel?«
»Das Original habe ich der Versicherung geschickt. Aber ich habe noch eine Kopie. Die liegt hier in meinem Spind.«
Er deutete hinter sich.
»Können Sie sie mir geben?«
»Warum ist das so wichtig?«
»Bitten Sie Ihre Versicherung, dass sie Ihnen für Ihre Steuererklärung das Original zurückschicken, und geben Sie mir die Kopie.«
Bert-Ove Bengtsson zuckte mit den Achseln und öffnete das Zahlenvorhängeschloss an seinem Spind. Elina steckte den Kassenzettel ein.
»Sie schreiben in Ihrer Anzeige, dass der Einbruch zwischen dem 20. und dem 21. September begangen wurde. Sind Sie sich sicher?«
»Ja, da ich am Vorabend noch im Keller war, also am Abend des 20. Da fehlte noch nichts. Am Tag darauf sagte mein Nachbar Emilio zu mir, dass eingebrochen worden sei. Da bin ich runtergegangen und habe nachgeschaut.«
»Bei ihm ist offenbar ganz schön viel gestohlen
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