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Elina Wiik - 03 - Der tote Winkel

Elina Wiik - 03 - Der tote Winkel

Titel: Elina Wiik - 03 - Der tote Winkel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Kanger
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Nachbarn beschrieben ihn als ruhig und etwas reserviert. An den Festen, die die Libanesen in Tensta gelegentlich veranstalteten, hatte er nicht teilgenommen.
    Die Verhöre und Angaben zu seiner Person gaben keine Aufschlüsse darüber, warum er ermordet worden war. Elina fiel jedoch sofort auf, dass etwas fehlte. Sie griff zum Telefon und wählte die Nummer eines Hausanschlusses.
    »John«, sagte sie. »Gibt es nicht noch weitere Akten?«
    »Doch«, antwortete er. »Die Papiere der Sicherheitspolizei. Woran dachtest du im Besonderen?«
    »Die Telefonliste von Qourir. Es gibt nur Angaben über die letzten beiden Jahre.«
    »Ich weiß nicht, ob es noch weitere Listen gibt.«
    Elina legte auf. Was hatte Bäckman gesagt? Die Sicherheitspolizei hätte Qourir seit seiner Ankunft in Schweden im Auge behalten. Es musste also eine Unmenge Informationen über ihn geben. Vielleicht hatten sie ja sogar sein Telefon abgehört.
    Das früheste Telefongespräch, das verzeichnet war, hatte er im September 2001 geführt. Diedermans und Nikolajew wurden seit Februar 2001 gesucht. Sie rief bei Telia an und bat um Qourirs Telefonlisten der Jahre 1999 bis 2001. Man faxte sie ihr.
    Genau wie in den letzten zwei Jahren hatte er eine Menge Auslandsgespräche geführt. Qourir hatte hohe Telefonrechnungen gehabt. Sie griff zum Telefonbuch, um die Ländervorwahlen nachzuschlagen. Sie fing 1999 an. Die meisten Anrufe gingen in den Libanon und nach Syrien, in der Türkei hatte er aber ebenfalls angerufen. Keine einzige Nummer nach Israel.
    Jeden Monat dieselben Nummern. Dieselben Länder. Auch das Jahr 2000 ergab nichts Neues. Sie blätterte um. Januar 2001. Eine Ländervorwahl, die sie noch nicht gesehen hatte. 00371. Sie schaute im Telefonbuch nach.
    Lettland.
    Sie sah sich die Ortsvorwahl an. 34.
    Liepaja.
    Sie griff in eine ihrer Schreibtischschubladen. Die Visitenkarte lag ganz unten bei einigen anderen. Sie verwählte sich erst, versuchte es dann erneut, wählte wieder falsch, fluchte, wählte wieder. Eine Frauenstimme antwortete. Die Frau mit der grünen Brille, die nie einen Ton gesagt hatte? Elina hoffte, dass sie Englisch verstand.
    »Hier ist Elina Wiik von der schwedischen Polizei. Könnte ich bitte mit Kommissar Valdis Bek sprechen?«
    Ein schlichtes Yes, und Elina wurde durchgestellt. Seine Stimme klang, als säße er im Nebenzimmer. Bek war überaus freundlich. Es dauerte mehrere Minuten, bis Elina endlich ihr Anliegen vorbringen konnte.
    »Ich brauche Hilfe. Wer hat folgende Telefonnummer?« Sie las sie vor. »Ich hätte auch gerne gewusst, ob Ihnen diese Person bekannt ist.«
    Valdis Bek bat sie, am Apparat zu bleiben. Nach sieben Minuten hatte sie ihn wieder in der Leitung. Er entschuldigte sich dafür, dass sie hatte warten müssen. Sie erwiderte, das sei überhaupt kein Problem.
    »Der Anschluss gehört Vera Komarowa. Sie wohnt in Liepaja, in einer Stadt etwa hundert Kilometer südlich von Ventspils. Wieso fragen Sie?«
    »Weil …«
    Sie wurde von seinem Lachen unterbrochen. Sie runzelte die Stirn. Was konnte daran so lustig sein?
    »Sagen Sie nichts«, meinte er. »Ich weiß es schon. Jemand hat bei ihr angerufen, nicht wahr? Jemand, der mit Ihrem Fall zu tun hat?«
    »Ja. Ich versuche herauszufinden, wer sie sein könnte.«
    »Sie wissen das also nicht?«
    »Nein.«
    »Vera Komarowa ist die Mutter von Katarina Diederman.«

23. KAPITEL
    Das Telefonat war am 4. Januar 2001 erfolgt und hatte 7 Minuten und 14 Sekunden gedauert. Kommissar Bek sagte, das Ehepaar Diederman habe zwar eine Wohnung in Ventspils gehabt, man könne jedoch vermuten, dass Katarina Diederman ihre Mutter oft besucht habe, da diese alleinstehend und es nach Liepaja nicht weit sei. Wahrscheinlich war das Gespräch während eines ihrer Besuche bei der Mutter geführt worden, weil es keine Veranlassung zu der Annahme gebe, die alte Vera Komarowa hätte etwas mit dem Schleusergeschäft zu tun gehabt. Leider konnte die lettische Polizei nicht herausfinden, ob von ihrem Telefon oder von dem der Eheleute Diederman auch in Schweden angerufen worden war. Die dafür nötigen technischen Voraussetzungen waren nicht vorhanden.
    Nach Jakob und Katarina Diederman und ihrem Kumpan Gregors Nikolajew wurde seit dem 17. Februar 2001 gefahndet. Man verdächtigte sie etlicher Straftaten. Zu diesem Zeitpunkt waren sie jedoch bereits untergetaucht. Man wusste auch, in welcher Richtung: Die Drei waren mit eigenen Pässen am 28. Januar mit dem Zug von Riga nach Tallinn in Estland

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