Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Elina Wiik - 03 - Der tote Winkel

Elina Wiik - 03 - Der tote Winkel

Titel: Elina Wiik - 03 - Der tote Winkel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Kanger
Vom Netzwerk:
gereist. Die Grenzpolizei hatte ihre Ausreise verzeichnet. Die Polizei in Ventspils hatte ihre estnischen Kollegen gebeten, nachzuforschen, wo sich das Trio aufhalte, aber keinen Bescheid erhalten. Inzwischen interessierte sich niemand mehr dafür.
    »Mit Ausnahme von Ihnen, liebe Frau Kollegin«, hatte Kommissar Valdis Bek noch gesagt und ihr versprochen, wenn nötig, auch weiterhin zu helfen. Sie solle ihn einfach anrufen, dann würde er persönlich dafür sorgen, dass alles erledigt werde.
    Nachdem Elina aufgelegt hatte, dachte sie, dass sich ihre Arbeit wesentlich einfacher gestalten würde, wenn ihr Chef auch nur halb so wohlwollend wie Valdis Bek wäre. Es war absurd, Arbeitszeit abknapsen und die Tür abschließen zu müssen, um einen dreifachen Mord aufzuklären. War das überhaupt akzeptabel?
    Sie schaukelte auf ihrem Bürostuhl hin und her. Er federte etwas. Sie fixierte einen Punkt an der Wand, eine Stelle mit einem Schmutzfleck. Elina fiel er schon seit Monaten auf, aber irgendwie kam sie nicht dazu, ihn wegzuwischen.
    Etwas stimmte nicht. Und zwar ganz und gar nicht. Die Sicherheitspolizei musste von Ahmed Qourirs Anruf in Lettland gewusst haben. Sie musste von Axel Bäckman erfahren haben, dass es eine Kollegin gab, die glaubte, die Morde könnten etwas mit Sayeds Verschwinden zu tun haben. Der Schleuserspur hätte man daraufhin gründlich nachgehen müssen. Weshalb hatte die Sicherheitspolizei diesen Gedanken ohne geringste Nachforschungen abgetan? Ihre eigene Erklärung der Morde war nicht bewiesen. Es handelte sich einfach um eine mehr oder weniger wahrscheinliche Theorie. Zumindest soweit sie das einschätzen konnte.
    Sie versuchte, die Gedanken an eine Konspirationstheorie aus ihrem Kopf zu vertreiben. Eine Konspiration war unmöglich. Sogar Egon Jönsson hatte die Lösung, zu der die Sicherheitspolizei und Axel Bäckman gekommen waren, akzeptiert. Konnte es so einfach sein, dass sie sich auf eine Erklärung eingelassen hatten, die sie anschließend nicht mehr hatten in Frage stellen wollen? Hätten sie auf sie hören müssen? Wer war sie denn? Eine Frau, die man gerade zur Kriminalinspektorin befördert hatte, eine unerfahrene Ermittlerin, die einzige Frau im Team, die sich vier gestandenen Männern gegenübersah, die außerdem noch den Sicherheitspolizeichef im Rücken hatten. Ging es um Prestige? Konnte das wirklich alles sein? Oder gab es eine andere, verborgene Erklärung? Was hatte John Rosén gesagt? Da ist etwas im Gange, und wir dürfen nicht mitspielen. Oder verfügte die Sicherheitspolizei noch über weitere Informationen, die sie nicht kannte? Waren die ihrer Sache sicherer, als sie ahnte?
    Ihr Unbehagen nahm zu. Was würde jetzt geschehen, wo sie beweisen konnte, dass ein Zusammenhang zwischen den Ermordeten und den Schleusern bestand? Sie konnte sich die Reaktionen nicht vorstellen. Das Naheliegendste war, dass man die Ermittlung wieder eröffnen würde, dass man noch einmal von vorn anfangen würde, dass man nach den Eheleuten Diederman und nach Nikolajew fahnden würde, dass man jeden Stein noch einmal umdrehen würde. Aber sie war sich nicht sicher.
    Sie griff zum Telefon. »John? Hast du Zeit?«
    Er machte ihr die Tür auf und schloss sie, höflich wie immer, hinter ihr.
    »Du siehst heute nicht mehr so streitlustig aus«, sagte er, nachdem sie sich gesetzt hatten. »Etwas bekümmert dich.«
    »Jetzt wirst du doch in diese Sache reingezogen«, sagte sie, »obwohl du das nicht wolltest.«
    Er zuckte mit den Achseln. »Spielt keine Rolle. Lass hören.«
    Sie erzählte alles, was sie in Erfahrung gebracht hatte. Er hörte ihr zu, ohne sie zu unterbrechen.
    »Und was glaubst du?«, fragte er, nachdem sie geendet hatte.
    »Immer noch dasselbe. Aber mit noch mehr Überzeugung. Dass die Schleuser hinter den Morden stecken.«
    »Ich tendiere dazu, dir Recht zu geben. Nachdem du jetzt bewiesen hast, dass Qourir mit ihnen zu tun hatte.«
    »Ich glaube, dass es um Geldstreitigkeiten nach dem Verschwinden Sayeds ging.«
    »Oder mit dem Anlass seines Verschwindens«, meinte Rosén.
     
    Elina runzelte die Stirn. »Wie meinst du das?«
    »Das Boot wies doch ein Einschussloch auf, nicht wahr?«
    »Ja.«
    »Vermuten wir mal, dass Sayed aus Gründen, die wir nicht kennen, auf dem Boot getötet wurde. Vielleicht hat Jamal davon erfahren. Vielleicht hat er die Schleuser ja bedroht oder ihnen angedroht, sie anzuzeigen.«
    Sie beugte sich zu Rosén vor und wirkte jetzt eifriger.
    »Du hast Recht. So

Weitere Kostenlose Bücher