Elina Wiik - 03 - Der tote Winkel
waren anwesend, zumindest vermisste Elina niemanden. Kärnlund war da, aber Elina sah, dass er sich nicht mehr engagierte. Noch drei Wochen bis zur Rente. Er wirkte zufrieden. Jönsson führte den Vorsitz. Eine Folge der Berichte über den Stand verschiedener Ermittlungen, eine kurze Diskussion über Probleme bei der Arbeit, eine Personalangelegenheit, Berichte über Verurteilungen vor dem Amtsgericht, ein paar Male wurde gelacht.
Sie saß ganz hinten im Raum, am hintersten Ende des ovalen Tisches. Ihr Stammplatz. Um Viertel vor neun sah Jönsson sie zum ersten Mal an diesem Morgen an.
»Wiik, was hast du?«
Ihre Lettland-Reise schien nie stattgefunden zu haben, das hatte sie eingesehen. Es hatte keinen Sinn, sie zu erwähnen. Sie legte die Hand auf den Stapel mit den neun Anzeigen.
»Eine Serie Kellereinbrüche«, sagte sie. »Vermutlich ist einer unserer Stammkunden rausgekommen und hat sich wieder an die Arbeit gemacht. Sollte nicht so schwer sein, ihn zu kriegen.«
»Hast du eine Vorstellung, wer es sein könnte?«
»Nein, aber er ist hauptsächlich in Malmaberg aktiv. Möglicherweise wohnt er dort. Einige Nachforschungen vor Ort und etwas Schreibtischarbeit reichen vermutlich aus. Ein paar Tage, höchstens eine Woche.«
»Okay«, Jönsson hatte bereits das Interesse verloren und wandte sich an den nächsten. Elina triumphierte insgeheim.
Nach der Besprechung kam Rosén auf sie zu. »Kommst du eben zu mir?«
Elina nickte. »Ich komme gleich mit.«
Er setzte sich an seinen Schreibtisch und sah sie forschend an. »Kellereinbrüche?«
»Klar«, erwiderte sie. »Es ist wichtig, dieser Tätigkeit Einhalt zu gebieten. Viele Geschädigte, obwohl es sich jedes Mal nicht um arg wertvolle Sachen handelt.«
»Malmaberg?«
»Hm.«
»Ist da nicht auch eine Axt gestohlen worden? In einem Keller in der Malmabergsgatan?«
»Es könnte sich um denselben Dieb handeln.«
Rosén verstummte. Sie sahen sich an. Elina beugte sich vor.
»Fall mir jetzt nicht in den Rücken, John. Ich glaube an die Sache. Ich brauche Zeit, das ist alles, und Jönsson will mir keine Sekunde mehr geben. Und wer weiß schon, was für einen Dieb ich in Malmaberg finde?«
»Du glaubst doch wohl selbst nicht, dass diese gestohlene Axt mit der Sache zu tun hat?«
»Nein, aber man kann nie wissen. Das gibt mir die Möglichkeit, verschiedene Spuren zu verfolgen, um es einmal so auszudrücken.«
»Du weißt, was Jönsson sagen und tun wird, wenn er dir auf die Schliche kommt?«
»Ehrlich gesagt, ist mir das scheißegal. Ich brauche einfach nur Zeit. Komme ich nur einen oder zwei Schritte weiter, dann sieht die Welt gleich ganz anders aus. Was meinst du?«
»Ich weiß nicht, Elina, ich weiß nicht. An diese Art von Alleingänge glaube ich nicht.«
»Und wenn ich jetzt Recht behalte?«
John Rosén seufzte.
»Ich habe das alles nicht gehört«, sagte er.
»Ich hatte auf mehr gehofft«, erwiderte Elina. »Aber das muss eben reichen. Danke. Eines musst du für mich jedoch noch tun.«
»Was?«
»Dafür sorgen, dass das hier übersetzt wird.«
Sie legte die Kopien der Personalakten der drei Schleuser auf seinen Schreibtisch. Er blätterte die Papiere rasch durch.
»Okay. Das kann ich veranlassen, das dürfte auch Jönsson gegenüber kein Problem sein. Wenn wir dich schon nach Lettland geschickt haben, dann müssen wir auch das Material verwerten, das du von dort mitgebracht hast, auch wenn das recht teuer wird.«
»Gut. Am besten so schnell wie möglich.«
Sie sprang beinahe auf, hob die Hand zu einem Abschiedsgruß und ging auf die Tür zu.
»Warte«, sagte Rosén. »Du hast das hier vergessen.«
Er drehte sich um und nahm einen Karton aus dem Schrank hinter sich.
»Die Ermittlungsakten über die Morde. Alles, was wir herausgefunden haben, mit Ausnahme der Resultate der Sicherheitspolizei.«
Elina nahm den Karton entgegen und lächelte.
Sie begann damit, nach aktenkundigen Kleinkriminellen in Malmaberg zu suchen. Es ging darum, Jönsson ein paar Verdächtige in den Rachen werfen zu können, wenn er nach Ergebnissen fragte. Es war nicht schwer, nach einer Stunde hatte sie eine Liste von einem Dutzend Gewohnheitsverbrechern beisammen, die in diesem Stadtteil wohnten. Alle waren Junkies oder Alkoholiker, alle saßen regelmäßig Gefängnisstrafen ab. Neun von den dreizehn waren Frührentner, die die Gesellschaft abgeschrieben hatte und die ihre Umgebung jetzt damit beglückten, bei jenen einzubrechen, die ihre Rente
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