Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Elina Wiik - 03 - Der tote Winkel

Elina Wiik - 03 - Der tote Winkel

Titel: Elina Wiik - 03 - Der tote Winkel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Kanger
Vom Netzwerk:
und ich.«
    »Entschuldigen Sie, so hatte ich das mit Landsleuten nicht gemeint …«
    »Ich verstehe schon, wie Sie es meinten. Ich bin auch Araberin. Meine Familie und ich haben eine doppelte Staatsbürgerschaft. Das verleiht uns eine doppelte Sicherheit. Für uns ist das gut, aber viele werden dadurch zu halben Menschen. Sie wissen nicht mehr, wer sie sind.«
    Elina schloss vorsichtig die Tür und ging den Gang hinunter, um nicht zu hören, was in ihrem Büro gesprochen wurde. Sie musste so lange warten, dass sie schon fast ungeduldig wurde. Schließlich ging die Tür auf und Mira streckte den Kopf heraus: »Ich bin jetzt fertig.«
    Elina kehrte in ihr Büro zurück und schloss die Tür hinter sich. Die beiden Frauen nahmen einander gegenüber Platz.
    »Es verhält sich folgendermaßen«, sagte Mira und schaute Elina in die Augen, ohne zu blinzeln. »Mein Vater und ich arbeiten für eine Organisation. In unserer Freizeit geben wir Flüchtlingen, die sich in Schweden verstecken, medizinische Hilfe. Wir versorgen also Leute, die nicht einfach ins Krankenhaus gehen können, aber trotzdem ärztliche Hilfe benötigen. So ein Leben tut niemandem gut. Andere Mitglieder dieser Organisation verstecken diese Flüchtlinge, wir helfen ihnen wie gesagt medizinisch. Ich habe schon Kinder in Sommerhäusern entbunden.«
    Elina wurde von einer unfreiwilligen Bewunderung für die Frau erfüllt, die vor ihr saß. Sie wollte nicht gegen irgendwelche Gesetze verstoßen, aber das war genau, was sie tat. Elina erschien ihr Schreibtisch wie eine Demarkationslinie in einem Krieg, der schon lange sinnlos geworden war.
    »Ich habe mit meinem Vater telefoniert«, fuhr Mira fort. »Er hat aus Gründen, die Sie sicher verstehen können, gezögert.«
    Aus denselben Gründen wie die Frau, die Jamal versteckt hat, dachte Elina, sagte aber nichts.
    »Aber ich habe ihn überredet. Ich habe gesagt, Sie seien cool.«
    Elina lächelte. Sie wurde etwas verlegen.
    »Wenn Sie wollen, können wir ein paar von den Leuten treffen, die sich verstecken. Ich weiß nicht, was Sie für Fragen haben, aber ich kann mitfahren und dolmetschen. Ich brauche Ihnen die Bedingungen doch wohl nicht zu erklären? Oder?«
    »Ich glaube, ich habe Sie verstanden«, erwiderte Elina. »Mir wäre es jedoch lieber, wenn Sie sie klar und deutlich formulieren würden, damit es anschließend keine Missverständnisse gibt.«
    »Ganz einfach. Sie versprechen, nie preiszugeben, wen Sie getroffen haben und wo. Das gilt auch, falls eine dieser Personen irgendwann einmal von Ihnen festgenommen werden sollte.«
    »Okay«, erwiderte Elina. »Ich gebe Ihnen mein Ehrenwort. Was ist aber, wenn jemand von ihnen etwas weiß, was für einen eventuellen Prozess wichtig sein könnte? Falls ich will, dass jemand von ihnen in den Zeugenstand tritt?«
    Mira lächelte breit.
    »Ebenso einfach. Dann müssen Sie dafür sorgen, dass diese Person erst eine Aufenthaltsgenehmigung erhält.«
    Elina öffnete den Mund, aber Mira unterbrach sie sofort:
    »Das ist leider nicht verhandelbar. Keine der Personen, die Sie treffen werden, darf Ihretwegen irgendeinen Nachteil haben. Versprechen Sie mir das, sonst wird nichts draus.«
    Elina nickte. Es gab nichts zu verlieren.
    »Sprechen Sie es deutlich aus«, sagte Mira. »Versprechen Sie es.«
    »Ich verspreche es.«
    »Außerdem müssen Sie meine Dolmetscherdienste bezahlen. Die Organisation benötigt Geld.«
    Elina lachte. Dass die Polizei jetzt auch noch das Verstecken von Flüchtlingen mitfinanzieren würde, war wirklich zum Lachen. Sie erklärte sich jedoch sofort ohne Vorbehalte damit einverstanden. Das war ein kleiner Schritt über die Demarkationslinie.
    »Es wird jedoch etwas dauern«, meinte Mira. »Wir müssen erst die Leute verständigen, die die Flüchtlinge verstecken, und anschließend diejenigen, mit denen Sie sprechen sollen. Vielleicht klappt es erst nächste Woche. Ich rufe Sie an.«
    Sie gaben sich die Hand. Elina begleitete Mira zum Haupteingang des Präsidiums, dann sah sie ihr nach, wie sie die Västgötagatan hinunter verschwand. Das dunkle Haar fiel ihr offen über den Rücken.

29. KAPITEL
    »Zwei Schritte vor und ein Schritt zurück.«
    »Nicht zurück. Du trittst auf der Stelle.«
    John Rosén und Elina spielten mit den Worten.
    »Dass wir einen Zeugen gefunden haben und dass du herausgefunden hast, dass sie nach Helsinki gefahren sind, sind die zwei Schritte vor«, meinte John. »Dass die Fährgesellschaften nach Schweden keine

Weitere Kostenlose Bücher