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Elina Wiik - 03 - Der tote Winkel

Elina Wiik - 03 - Der tote Winkel

Titel: Elina Wiik - 03 - Der tote Winkel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Kanger
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konnte. Sie war ganz außer Atem und entschuldigte sich für die Verspätung. Elina erwiderte, das mache nichts.
    Elina führte die beiden die Treppe hinauf in ihr Büro. Auf dem Schreibtisch hatte sie die Fotos von Männern ausgebreitet, die den beiden Verdächtigen möglichst ähnlich sahen. Fünf Männer in Uniform, einer von ihnen war Gregors Nikolajew, ein anderer war ein russischer Offizier, bei den drei übrigen handelte es sich um schwedische Polizisten. Sechs Fotos von Männern in Zivil: Jakob Diederman, zwei Polizisten und drei Personen aus der Verbrecherkartei. Mohammed Hussein sah sich die Fotos lange an. Dann sah er auf und sagte ein paar Worte zu Mira auf Arabisch.
    »Es ist schwer«, übersetzte Mira.
    Er betrachtete die Fotos erneut. Dann legte er den Finger auf einen der Männer in Zivil.
    »Vielleicht der. Aber ich weiß es nicht«, ließ er die Dolmetscherin übersetzen.
    »Sie müssen sich nicht genötigt fühlen, jemanden wiederzuerkennen«, meinte Elina.
    Er hatte auf einen von Erik Enquists Kollegen aus Hallstahammar gedeutet, einen fünfzigjährigen Inspektor mit weder zu kurzem noch zu langem Haar.
    Mohammed Hussein schüttelte den Kopf.
    »Warum haben Sie auf diesen Mann gezeigt?«, fragte Elina.
    Er verzog etwas den Mund. »Gewisse Ähnlichkeit. Das Haar und so. Aber vermutlich ist er es nicht.«
    Elina verwünschte insgeheim, dass sich Gregors Nikolajew mit Uniformmütze hatte fotografieren lassen. Nicht einmal sie wusste, wie seine Frisur aussah.
    »Dann danken wir Ihnen«, sagte sie. »Ich bringe Sie nach unten. Rufen Sie mich an, wenn Ihnen noch etwas einfällt.«
    Er stand auf. Mira griff nach ihrer Handtasche, um mit ihnen nach draußen zu gehen.
    »Können Sie noch einen Augenblick bleiben, Mira?«, bat Elina. »Ich würde mich gerne noch etwas mit Ihnen unterhalten.«
    Die junge Frau wirkte erstaunt, nahm aber wieder Platz. Elina begleitete Mohammed Hussein die Treppe hinunter. Nach ein paar Minuten war sie wieder in ihrem Büro.
    »Ich möchte Ihnen für Ihre ausgezeichnete Arbeit danken«, sagte sie. »Es gibt nicht so viele Dolmetscher für das Arabische, die fließend Schwedisch sprechen.«
    »Ich kam hierher, als ich ein Jahr alt war. Die meisten anderen Araber in Schweden sind erst seit den Neunzigern hier, sie sind also nicht hier aufgewachsen. Wir stammen aus Jordanien, aber ich bin in London zur Welt gekommen. Mein Vater hat dort Medizin studiert. Dann hat er in Västerås als Chirurg angefangen.«
    »Was für eine Arbeit haben Sie?«
    »Das Dolmetschen ist für mich nur ein Nebenverdienst. Eigentlich arbeite ich im Krankenhaus, als Pflegehelferin, aber nach Neujahr fange ich mit dem Medizinstudium an, in Stockholm am Karolinska Institutet.«
    »Gratuliere«, sagte Elina. »Darf ich Sie noch etwas ganz anderes fragen?«
    »Natürlich.«
    »Viele Menschen aus dem Nahen Osten kommen mit Hilfe von Schleusern hierher. Ich habe gerade mit einem Fall zu tun, bei dem es genau darum geht.«
    »Ich dachte, Sie versuchen, diesen Mord aufzuklären, über den wir mit ihm gesprochen haben.« Sie deutete mit dem Kopf zur Tür, durch die Mohammed Hussein verschwunden war.
    »Schon«, sagte Elina und verstummte einen Augenblick. Aufgewecktes Mädchen, dachte sie. Es kann nicht schaden, ihr etwas mehr zu erzählen. »Wir haben den Verdacht, dass ein Zusammenhang besteht. Meine Frage lautet also, ob Sie jemanden kennen … vielleicht einen Landsmann …«
    »Einen Araber, der alles über Menschenschmuggel weiß? Der Ihnen ein paar Namen geben könnte? Einige Insiderinformationen?«
    »Sie könnten Polizistin werden«, meinte Elina. »Oder Hellseherin.«
    Mira lachte verlegen. Elina zog die Brauen hoch. War die Frage so falsch gewesen?
    »Dieser Jamal wurde doch zusammen mit diesem Mädchen erschlagen. Hieß sie Anna?«
    »Annika.«
    »Es geht also nur darum, diesen Mord aufzuklären? Um sonst nichts?«
    »Es geht mir nicht darum, Menschenschmugglern das Handwerk zu legen oder Leuten, die mit ihrer Hilfe nach Schweden gekommen sind, falls Sie das meinen.«
    Mira kratzte sich an der Nase.
    »Ich müsste kurz telefonieren«, sagte sie.
    »Bitte. Da steht mein Telefon.«
    »Sie müssen aber solange rausgehen und versprechen, nicht zu lauschen.«
    Elina erhob sich, legte die Ermittlungsakten auf einen Stapel und schloss sie im Schrank hinter sich ein. »Bitte schön«, sagte sie und ging zur Tür.
    »Im Übrigen sind wir schwedische Staatsbürger«, sagte Mira. »Meine Eltern, meine Geschwister

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