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Elina Wiik - 03 - Der tote Winkel

Elina Wiik - 03 - Der tote Winkel

Titel: Elina Wiik - 03 - Der tote Winkel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Kanger
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in Jamals Wohnung herumging. Mir kam das seltsam vor, da Jamal nie so spät auf war. Es war nach zwei.«
    Mohammed Hussein fuhr mit Hilfe der Dolmetscherin fort:
    »Er ging recht lange dort oben auf und ab. Dann hörte ich jemanden auf der Treppe. Ich stand auf und schaute durch das Loch.«
    Mira unterbrach sich.
    »Ich glaube, er meint den Spion. Soll ich ihn fragen?«
    »Bitte«, erwiderte Elina.
    Die Dolmetscherin fragte, und Mohammed Hussein stand auf, ging zur Wohnungstür und zeigte auf den Spion. Elina nickte. Die Dolmetscherin fuhr fort.
    »Es war dunkel draußen, aber ich sah ihn, als er die Treppe herunterkam. Er ging an meiner Tür vorbei, ohne mich anzusehen.«
    »Wie sah er aus?«, fragte Elina.
    »Recht groß. Älter als ich. Vielleicht vierzig oder fünfzig. Kein ganz kurzes Haar, aber auch nicht lang.«
    »Sein Gesicht, erinnern Sie sich an Einzelheiten?«
    »Nein, er sah durchschnittlich aus.«
    »Kleider?«
    »Ich erinnere mich nicht. Vielleicht eine Jacke.«
    Elina versuchte, ihm weitere Einzelheiten zu entlocken, aber das ging nicht.
    »Würden Sie ihn wiedererkennen, wenn Sie ihn noch einmal sehen würden?«
    »Vielleicht. Aber auf der Treppe war es dunkel.«
    »Warum haben Sie das nicht schon früher erzählt? Wir haben Sie mehrfach aufgesucht.«
    »Nicht zu Hause«, sagte Mohammed Hussein auf Schwedisch.
    »Und die Visitenkarte?«
    Er wirkte besorgt. Sie erhielt keine Antwort.
    »Na gut«, sagte Elina. »Es war gut, dass Sie dann schließlich doch von sich haben hören lassen. Vielen Dank.«
    Er lächelte schwach. Das Unstete verschwand aus seinem Blick.
    »Mir wäre es recht, wenn Sie morgen um neun auf die Wache kommen könnten, um sich ein paar Fotos anzusehen. Mira, können Sie dann?«
    »Ich arbeite eigentlich, aber es wird schon gehen.«
    Sie gaben Mohammed Hussein die Hand und ließen ihn in seiner Wohnung zurück.
     
    Um drei Uhr rief der Verbindungsmann aus Tallinn wie versprochen an.
    »Alles fertig«, sagte er. »Ich habe die Informationen.«
    »Wirklich?«, erwiderte Elina und hörte selbst, wie kindisch das klang.
    »Doch. Es war einfacher als ich und meine estnischen Kollegen geglaubt hatten. Von allen dreien ist die Ausreise festgehalten. Am 29. Januar 2001 sind sie mit der Fähre nach Helsinki gefahren.«
    »Fantastisch, vielen Dank!«
    »Keine Ursache. Dort müssen Sie aber schon selbst weitersuchen. Das wird wohl schwieriger. Innerhalb des Schengen-Gebietes gibt es keine Passkontrollen. Mit dem Auto können sie nach Schweden oder Norwegen eingereist sein, ohne dass jemand davon Notiz genommen hat.«
    »Aber von den Flügen und Fähren müsste es ja wohl Passagierlisten geben?«
    »Durchaus, das weiß ich. Seit dem Untergang der Estonia haben sie es damit überall sehr genau genommen. Fragen Sie nach, das würde ich an Ihrer Stelle tun.«
    »Danke für diesen Rat. Und danke für Ihre Hilfe.«
     
    Sie ging zu John Rosén ins Büro und erzählte ihm, was sie erfahren hatte.
    »Ausgezeichnet«, sagte er. »Jetzt haben wir einen Zeugen. Es muss der Mörder gewesen sein oder möglicherweise ein Komplize, der in Jamals Wohnung war. Hast du gesagt, Zeugengegenüberstellung um neun Uhr? Das wird etwas schwierig. Mit Jakob Diederman haben wir keine Probleme, aber von Gregors Nikolajew haben wir nur das Foto in Uniform.«
    »Wir müssen eben weitere Fotos von uniformierten Männern auftreiben«, meinte Elina. »Ich kümmere mich darum. Wie ist es bei dir und Svalberg gelaufen?«
    »Bislang nichts. Wir legen die Leinen aus. Es kann ein paar Tage dauern, bis jemand anbeißt.«

28. KAPITEL
    Die Empfangsdame bat Elina, nach unten zu kommen, nachdem sie mit gewisser Mühe verstanden hatte, zu wem Mohammed Hussein wollte. Elina holte ihn am Empfang ab. Obwohl er fast so groß war wie sie, fand sie, dass er klein wirkte. Sie fragte sich, ob er schon im Irak so klein ausgesehen hatte, oder ob er und andere Flüchtlinge in den Augen ihrer Umgebung schrumpften, wenn sie hierherkamen, sich der Willkür anderer ausgesetzt sahen und die Kontrolle über ihr Leben verloren.
    »Hallo, willkommen«, sagte sie und lächelte. Mohammed Hussein nahm die Hand, die sie ihm entgegenhielt. Sie sah, dass ihm unbehaglich zumute war. »Wir warten nur noch eben auf Mira.«
    Die Dolmetscherin ließ auf sich warten. Elina versuchte, mit Hussein eine einfache Unterhaltung zu führen, damit er sich etwas entspannte, aber es ging zäh. Zehn Minuten später erschien Mira, an deren Nachnamen Elina sich nicht erinnern

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