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Elixir

Elixir

Titel: Elixir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Duff
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beiden vermengten sich irgendwie: Die nächsten zwei Nächte wurde ich von noch schrecklicheren Träumen geplagt, die sich an mir festzusaugen schienen, weil sie so real waren, aber von einer furchtbaren, wirren Realität, in der nichts einen Sinn ergab und doch alles unglaublich lebensecht wirkte.
    Ich war Olivia. Ich befand mich in einem wunderschönen Raum, der wie die Sonne leuchtete. Andere Leute bildeten zusammen mit mir einen Kreis und alle trugen Gewänder, die solch einen Glanz ausstrahlten, dass mir die Augen schmerzten.
    Er war bei mir, hielt meine Hand. Er lächelte… dann sickerte plötzlich Blut aus seiner Brust, seinen Armen und Beinen… ergoss sich in einem Schwall über seinen ganzen Körper, doch er schien es nicht zu merken. Er lächelte weiter und drückte beruhigend meine Hand. Ich schrie, aber auch das nahm er nicht wahr.
    Panisch schaute ich mich nach Hilfe um, doch alles, was ich sah, waren die zwei Phiolen mit dem blinden Glas aus dem archäologischen Fund meines Vaters. Eine Frau mit rabenschwarzen Haaren und blitzenden dunklen Augen hob die Gefäße hoch und hielt sie mir hin. Dabei lachte sie wild, während sich an ihrem Hals ein langer Schnitt öffnete und auch ihr Blut zu fließen begann. Ich wandte mich von ihrem Anblick ab und fand mich Auge in Auge mit Giovanni, dem besten Freund meines Geliebten.
    » Giovanni!«, schrie ich. » Hilf mir! Hilf uns!«
    » Schhhh.« Er legte einen Finger an die Lippen. » Es ist besser so… es ist besser so.«
    Ich verstand ihn nicht– was sollte daran gut sein? Was war besser so? Verzweifelt wartete ich auf eine Erklärung, aber er schwieg. Ich bemerkte den schweren Gegenstand, den er aufhob, nicht, bis er auf meinen Kopf zusauste.
    Die nächste Sequenz war sogar noch seltsamer und surrealer. Ich war Anneline. Es war der Tag meiner Hochzeit und ich lief mit einem Strahlen im Gesicht durch den Mittelgang der Kirche auf den Mann am Altar zu. Ich hatte ihn fast erreicht, als mir bewusst wurde, dass derjenige, der mich führte, nicht mein Vater war, sondern Ben.
    Und irgendwie auch wieder nicht Ben. Er kam mir wie Ben vor, aber er sah anders aus. Breiter. Größer? Julien. Sein Name war Julien. Er stoppte mich, kurz bevor ich vor meinem Verlobten stand, lächelte auf mich herab, holte eine langstielige Rose hervor… und stieß sie sanft durch mein Kleid, mit ganz wenig Druck, bis sie mir ins Herz stach.
    Ich stöhnte auf, als die Dornen mich tief ins Fleisch schnitten.
    » Julien…!«
    Er lächelte einfach weiter und lenkte mich zum Altar. Niemand schien die Rose zu bemerken. Die Gäste, der Priester, mein Bräutigam– alle lächelten, als wäre nichts geschehen, und fuhren mit der Zeremonie fort, während ich nach Luft rang und Blut mein weißes Kleid besudelte. Während der Priester sprach, zog Julien eine weitere Rose hervor.
    » Nein!«, flehte ich, doch er hörte nicht. Er sah mich intensiv an, dann stieß er die Blume durch meinen Körper und arrangierte sie perfekt neben der anderen.
    Ich stand da, am Altar, hielt krampfhaft meinen blutverschmierten Brautstrauß aus weißen Schwertlilien fest und hielt verzweifelt nach Hilfe Ausschau, doch niemand beachtete mich, nicht mal, als ich zu Boden sank und alles um mich herum schwarz wurde…
    Es war schrecklich. Innerhalb weniger Nächte sehnte ich mich nicht mehr nach meinen Träumen, sondern fürchtete sie. Selbst nach dem Aufwachen konnte ich den Schrecken der Visionen kaum abschütteln und hatte langsam das Gefühl, mein normales Leben sei nur Einbildung und die grässlichen Träume seien die Realität.
    Was geschah mit mir?

fünf
    Egal, was geschah – auf gar keinen Fall durfte ich während der zwölfstündigen Reise mit Ben nach Rio einschlafen. Er war schon wegen der Fotos total durch den Wind. Wenn er mich jetzt noch im Schlaf weinen und um mich schlagen sah, würde er durchdrehen. Oder noch schlimmer: Die anderen Träume könnten zurückkommen– die schönen, in denen ich jede Berührung so deutlich spürte. Ich konnte mir vorstellen, wie ich aussah, wenn ich so einen Traum hatte. Das durfte Ben keinesfalls mitbekommen, sonst müsste ich vor Scham im Boden versinken.
    Ich hielt mich also während des ganzen Fluges wach und war fix und fertig, als wir landeten. Wie ein Zombie dackelte ich hinter Ben her, als wir unser Gepäck holten, einen Jeep mieteten, zum Hotel fuhren, eincheckten und auf unsere Zimmer gingen. Das Bett lachte mich einladend an, doch wir wurden bereits bei GloboReach

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