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Elixir

Elixir

Titel: Elixir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Duff
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zurief: » Gleichzeitig tanzen und fotografieren– funktioniert das?«
    Ich musste lachen und dabei fiel auch das letzte bisschen Anspannung von mir ab. » Die Kamera hat doch Bildstabilisierung– ohne die geht gar nichts!«
    Während wir langsam hinter den Tänzern herfuhren, wurde unser Jeep Teil des Umzugs– vor allem als dann auch noch zwei Männer, die nichts als schwarze Tangas und Bongotrommeln am Körper trugen, an Bord sprangen und die Menge mit lautem Geschrei anfeuerten.
    » Nicht lustig«, murrte Ben. » Wenn das so weitergeht, werden wir gleich von der Polizei rausgezogen.«
    » Wie denn?«, rief ich über das Wummern hinweg. » Die Polizei tanzt doch auch mit!«
    Ich machte eine Nahaufnahme von einem der Bongospieler, der mir daraufhin anbot mitzutrommeln. Wir spielten zusammen, während Ben weiterzockelte, bis er schließlich auf den Hotelparkplatz abbog, wo die beiden Trommler aus dem Jeep sprangen, um mit der Masse weiterzuziehen.
    Auch aus dem Hotel dröhnte Musik. Ich spürte, wie sie mich trug, leichter als Luft. » Stehst du nicht so auf Karneval?«, fragte ich Ben ausgelassen und hakte mich bei ihm unter.
    » Ich stehe nicht so darauf, durch den Karneval zu fahren«, korrigierte er mich.
    » Angst gehabt?«
    » Ich reise mit dir. Mich kann nichts mehr schrecken.«
    » Nicht mal dieser Typ da?«
    Während er sich umschaute, rannte ich los zu den Aufzügen.
    » Hey!«, schrie Ben und setzte mir nach, doch ich machte einen Hechtsprung und erreichte den Liftknopf als Erste.
    » Ja!«, jubelte ich.
    » Loser«, sagte Ben.
    » Eigentlich habe ich gerade gewonnen«, verbesserte ich ihn. » Komm, wir gehen rauf, ziehen uns um und dann stürzen wir uns in die Sambaparade.«
    » Umziehen? Ich mag dich so, wie du bist.«
    » Du bist so ein Idiot.«
    Ben nickte und nahm die Titulierung mit Würde entgegen, während der Aufzug kam.
    Eigentlich hatte ich vorgehabt, gleich wieder runterzugehen, doch als ich in meinem Zimmer war, kam mit aller Macht die Erschöpfung zurück. Ich warf einen Blick auf die Uhr und stellte erleichtert fest, dass wir erst in ein paar Stunden ins Sambadrom mussten– genug Zeit, um beim Zimmerservice einen kleinen Snack zu bestellen und ein Nickerchen zu machen. Also rief ich Ben an, um ihn von der Planänderung zu unterrichten.
    Ich schlief nur kurz, aber es war lang genug, um mich wieder fit zu fühlen. Erfrischt und voller Vorfreude auf die Sambaparade wachte ich auf. Es war die perfekte Gelegenheit für mein schwarzes Sommerkleid, dessen Rock sich so schön bauschte, und ich fühlte mich leicht und luftig, als ich an Bens Tür klopfte. Er riss sie schwungvoll auf und hielt mir eine einzelne rote Rose hin.
    » Für dich«, sagte er.
    » Sehr galant«, erwiderte ich. » Dir ist natürlich bewusst, dass ich die gleiche bei mir auf dem Zimmer habe.«
    Ben warf einen Blick über die Schulter zu der nun leeren Vase auf dem Tisch. » Hmm. Das habe ich nicht ganz durchdacht. Trotzdem galant?«
    » Sehr.«
    » Sie sehen heute Abend formidabel aus«, sagte er mit einem britischen Akzent, über den ich laut lachen musste.
    » Sie aber auch, mein Herr«, gab ich im gleichen Ton zurück.
    » Vorzüglich. Sollen wir dann gehen?« Er bot mir seinen Arm und ich hakte mich bei ihm ein, nachdem ich meine Fototasche über die andere Schulter gehängt hatte, sodass sie nicht zwischen uns baumelte.
    Sogar oben auf unserem Stockwerk konnten wir die Musik von der Straße hören, doch als die Aufzugtüren unten aufgingen, schlug sie uns richtig laut entgegen. Offenbar hatte das Hotel seine eigene Karnevalsparty. Wir schlängelten uns durch die Menge zur Bar, bestellten beide einen Drink und bekamen Cocktails in abartig großen Gläsern, die überbordend mit tropischen Früchten garniert waren.
    » Auf Rio?«, kicherte ich und hielt mein Glas zu einem Toast hoch.
    » Auf Rio«, erwiderte Ben.
    Wir ließen die Gläser aneinanderklirren und tranken und sogen die Atmosphäre und die Musik in uns auf, bis es sich wie ein Verbrechen anfühlte, sitzen zu bleiben.
    » Tanz mit mir«, bat ich.
    » Clea«, sagte Ben stockend, » du weißt doch, dass ich nicht tanzen kann.«
    Stimmt, das wusste ich. Und ich wusste auch, dass Ben mir nicht oft etwas abschlug. Ich glitt von meinem Barhocker, nahm seine Hände und zog ihn im Sambarhythmus auf die Tanzfläche, die voll, aber nicht überfüllt war. Ben machte ein skeptisches Gesicht. Es war klar, dass ich führen musste.
    » Und was soll ich jetzt hier?«, fragte

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